Martina Hingis fiebert und klatscht als Teamstütze hinter Captain Heinz Günthardt auf der Bank in Prag. Patty Schnyder fiebert und lobt als Co-Kommentatorin am SRF-Mikrofon. Sie dürften ein emotionales Déjà-vu haben. 1998 schafften sie es als erste Schweizerinnen in den Final des prestigeträchtigen Nationen-Wettbewerbs, damals noch Fed-Cup genannt. Und seit heute sind sie nicht mehr die einzigen.
Indem Jil Teichmann (WTA 39) über ihre australische Gegnerin Storm Sanders (WTA 131) wie ein Sturm – das Wortspiel sei erlaubt – 6:0, 6:3 hinweg fegt, legt sie Belinda Bencic den Endspiel-Teppich aus. Und die Team-Leaderin, die seit Dienstag nun alle ihre Matches, darunter zwei Einzel gegen Top-Ten-Spielerinnen, gewonnen hat, lässt sich nicht lange bitten. Ebenso souverän erfüllt die Nummer 17 der Welt gegen Ajla Tomljanovic (WTA 43) ihre Pflicht: 6:3, 6:2!
23 Jahre nach dem letzten Mal stehen Belinda Bencic, Jil Teichmann, Viktorija Golubic und Stefanie Vögele im Final des Billie Jean King Cup – neuer Name, neuer Modus, aber deshalb nicht minder prestigeträchtig. «Damit durften wir nicht rechnen», sagt Bencic begeistert. «Wir hatten die härteste Gruppe», betont sie und erklärt, dass es nicht leicht gewesen sei, nach der schwierigen Aufgabe gegen Tschechien am Vortag wieder stark auf den Court zurückzukehren.
Günthardt glaubt an Sieg über Russland
Aber es war erneut eine tolle Leistung dieser Top-Mannschaft, die laut ihrem stolzen Captain Günthardt, der seit Jahren auf dieses eine Ziel hinarbeitet, «das beste Team der Welt» ist. Damit es das auch wirklich ist, muss am Samstag (ab 16 Uhr) ein Sieg über Russland her. Damit würde das Ladies-Team Schweiz die Premiere schaffen und Geschichte schreiben. So wie die männlichen Kollegen Federer, Wawrinka und Co. es 2014 in Lille vorgemacht haben.
Aber Achtung: Die russischen Gegnerinnen, die im Halbfinal die USA schlugen, sind gut aufgestellt. Weltnummer 12 Anastasia Pawljutschenkowa führt die fünfköpfige Gruppe an – alle weiteren Spielerinnen sind in den Top-40 klassiert. Ob die Schweiz das schaffen würde, wird Günthardt gefragt. «Absolut, natürlich können wir die schlagen», ist dieser überzeugt. Es gehe in diesem Spiel so viel um Glauben. «Und wir müssen jetzt daran glauben, es gibt keinen Grund, damit jetzt aufzuhören.»