Der erste WM-Final von Schweizer Tennis-Frauen ging 1998 mit Martina Hingis und Patty Schnyder gegen Spanien knapp mit 2:3 verloren. Und auch das heutige Top-Team des optimistischen Captains Heinz Günthardt schafft die historische Premiere beim neuen Billie Jean King Cup in Prag nicht. 0:2 unterliegt die Schweiz mit dem Verlust beider Einzel gegen zwei äusserst starke Gegnerinnen aus Russland.
Das Dilemma nimmt von Beginn an mit der Eröffnung von Teichmann seinen Lauf. Jil, die noch gegen Australien äusserst locker punktete, startet unsicher in ihren Match. Ihre Gegnerin Daria Kasatkina dafür umso sicherer. Die russische Weltnummer 28 setzt die Schweizerin von Beginn weg unheimlich unter Druck und bleibt im ersten Satz beinahe fehlerfrei.
Captain Günthardt ist gefragt. Ruhig redet er auf seine Spielerin ein, während Bencic, Golubic, Vögele und das Betreuerteam um Martina Hingis von der Tribüne aus versuchen, Jil zu motivieren. Die 24-Jährige stemmt sich ihrer gleichaltrigen Gegnerin immer besser entgegen – letztlich aber kann sie die Partie nicht mehr wenden: 2:6, 4:6 kassiert Teichmann ihre erste Niederlage im Nationen-Wettbewerb.
Bencic kämpft vergeblich um den Ausgleich
0:1 in Rücklage kommt nun erneut der Schweizer Joker zum Zug: Team-Leaderin Belinda Bencic, die – obwohl gerade erst von einer Knieverletzung zurückgekommen – diese Woche noch keine Partie verloren hat. Mit der Deutschen Angelique Kerber (WTA 9) und der Tschechin Barbora Krejcikova (WTA 3) verzweifelten sogar schon zwei Top-Ten-Spielerinnen an der willensstarken Weltnummer 17.
Die Russin Ludmilla Samsonowa ist also gewarnt. Doch auch die 22-jährige Weltnummer 40, die dieses Jahr schon zweimal gegen Bencic gewonnen hat, kennt kein Pardon. Selbstbewusst haut sie gnadenlos auf den Ball – und nervt mit unendlich langem Prellen vor ihren Aufschlägen, worüber sich Bencic auch ärgert und beschwert.
In der ersten Hälfte der Partie behält Belinda die Nerven noch, gewinnt den ersten Satz 6:3. Doch in der Mitte von Durchgang 2 wendet sich das Blatt und ihre Gegnerin ist deutlich im Aufwind. Die 24-jährige Ostschweizerin kassiert ein Break zuviel, verliert 3:6 – im dritten Satz fährt der Zug dann endgültig in Richtung Russland. 4:6 – nach fast zweieinhalb Stunden verliert Bencic zum ersten Mal in dieser Woche.
Ein alles entscheidendes Doppel ist hinfällig. Das Schweizer Team, dessen Zusammenhalt immer wieder von allen Mitgliedern hervorgehoben wird, wird heute gemeinsam bitter enttäuscht sein. Doch Heinz Günthardt wird auch in dieser Situation bestimmt die richtigen Worte finden. So, dass seine Spielerinnen mit etwas Abstand stolz auf ihre Leistung in der Prager Finalwoche sein werden.