Eurosport servierte uns ein Nacht-Menü ohne Salz und Pfeffer. Die beiden Viertelfinal-Knaller Djokovic – Zwerev und Williams – Halep standen leider erst auf dem europäischen Morgen-Menü.
90 Minuten Frauen-Doppel…
Und wenn die Nacht um 1 Uhr erstmals mit einem Damen-Doppel beginnt, kommt schon mal Frust auf. Da mussten wir 90 Minuten lang beim Match Darija Junak (Kro)/Nina Stojanovic (Ser) gegen Aleksandra Krunic (Ser)/Martina Trevisan (It) mitleiden.
Anders oder höflicher kann man dies nicht ausdrücken. Kaum ein Ballwechsel kam mehr als dreimal übers Netz. Da bekamen selbst Hardcore-Fans Mühe.
Und der Reporter fand alles «schön und spannend. Wenn das ein Radrennen wäre, würde ich sagen, der Ausreisser ist wieder eingeholt worden.» Dies als im ersten Satz aus einem 1:3 ein 3:3 wurde…
Ab 02.45 Uhr endlich Tennis
Nun, nach 90 Minuten wurde dieser Viertelfinal endlich auf Eurosport Plus weiter übertragen. Beim Stande von 6:7, 5:2… Um 03.25 Uhr gewannen übrigens Jurak/Stojanovic mit 6;7, 6:3, 6:2. Also jenes Doppel, das die Nummer 1, Hsieh/Strycova, eliminiert hatte.
Und jetzt, ab 02.45 Uhr, stand eben diese zierliche, bereits 35-jährige Su-wei Hsieh aus Taiwan erstmals unter den letzten acht in einem Grand Slam-Turnier! Gegen die haushohe Favoritin Naomi Osaka aus Osaka.
«Als Video-Gegnerin ein Hit!»
Wer durchgehalten hatte, wurde wenigstens mit einem unterhaltsamen Match belohnt. Osaka vor dem Auftritt: «Ich glaube, im Namen von vielen Spielerinnen zu sprechen: ‹Su-wei ist eine der unangenehmsten Gegnerinnen. Du fragst dich dauernd, was macht sie jetzt und du wirst nervös. Als Videospiel wäre sie ein Hit!›»
Zu Beginn der Partie, von Reporter Markus Theil souverän über die kurze Distanz gebracht, wirkte Osaka tatsächlich unsicher. Denn Hsieh verteilte die Bälle unheimlich präzise – aber oft im Zeitlupentempo.
Aufschlag mit 106 km/h…
Wie beim Aufschlag, den sie einmal sogar mit unterirdischen 106 km/h übers Netz streichelte – die Japanerin war da jeweils mit gut über 170 km/h besser unterwegs.
Nach 36 Minuten war das Abtasten vorbei. Osaka gewann 6:2. Theil: «Das war enger als Resultat. Aber die unheimliche Serie von Naomi rettete sie. In allen 13 Aufschlagspielen, bei denen der Ball übers Netz kam, machte sie auch den Punkt.»
Osaka war einfach besser!
Hsieh, die bisher zweimal in Melbourne im Achtelfinal scheiterte (2008 und 2018), war am Ende mit 2:6, 2:6 um 03.51 Uhr einfach überfordert vom druckvollen Spiel von Osaka. Die muss im Halbfinal gegen Serena Williams (USA, 10) ran, die Simona Halep (Rum, 2) rauswirft.
Wieder Warten – mit Nadal-Konserve
Die Veranstalter hatten wohl mit drei Sätzen gerechnet. Denn die weit über eine Stunde dauernde Pause bis zum Kracher Dimitrov – Karazew mussten die TV-Nachtvögel mit der Konserve Nadal – Fognini überleben.
Dann ging es um 05.14 Uhr endlich los. Dimitrov, der eine Zeit seines Lebens mit Maria Sharapowa genossen hatte, war gegen den Qualifikanten Aslan Karazew (27) der klare Favorit. Auf dem Papier.
Mit einem leichten Sieg über den angeschlagenen Dominic Thiem kam Dimitrov unter die letzten acht. Karazew hatte sich nach zwei verlorenen Sätzen gegen den als Nummer 20 gesetzten Kanadier Félix Auger-Aliassime in über vier Stunden noch durchgerungen.
Heroischer Kampf
Aber der Russe konnte die Kräfte in seinem ersten Grand Slam Turnier (!) wieder aufbauen und bot dem Bulgaren einen heroischen Kampf. Weil er im ersten Satz zu viele Fehler machte, siegte Dimitrow 6:2 nach 33 Minuten.
Das russische Stehaufmännchen mit der enormen Schlagkraft brachte Dimitrov mit dessen elegantem Spiel jedoch plötzlich in Bedrängnis und holte Satz zwei verdient mit 6:4.
Dimitrov verliess den Platz
Dann die Sensation und das Drama um 07.11 Uhr. Karazew hatte seinen Gegner endgültig zermürbt und holte sich den dritten Satz. Dimitrov, der sich immer wieder an den Rücken und die Seite griff, war irgendwie körperlich k.o. und verlangte ein Medical Timeout ausserhalb des Platzes.
«Wir glauben nicht, dass er noch weiter spielt!» sagten die zwei Eurosport-Reporter. Aber er versuchte, tapfer weiterzuspielen… «Doch die Schmerztabletten scheinen nicht gross zu wirken», hörte man auf Eurosport. Der Qualifikant, der sich nicht aus der Ruhe bringen liess, holte den vierten Satz mit 6:2. Im Halbfinal wartet Djokovic.
Karazew schafft Premiere
Karazew, der mit der Qualifikation in Doha jetzt acht Spiele in Serie gewann, ist der fünfte Spieler, der als Qualifikant in einem Halbfinal eines Majors steht. Aber dem Russen gelang dieses Kunststück gleich bei seiner Grand-Slam-Premiere.
Männer
Novak Djokovic – Alexander Zverev 6:7, 6:2, 6:4, 7:6
Grigor Dimitrov – Aslan Karazew 6:2, 4:6, 1:6, 2:6
Daniil Medwedew – Andrei Rublew 7:5, 6:3, 6:2
Stefanos Tsitsipas – Rafael Nadal
Frauen
Simona Halep – Serena Williams 3:6, 3:6
Naomi Osaka – Su-wei Hsieh 6:2, 6:2
Jennifer Brady – Jessica Pegula 4:6, 6:2, 6:1
Ashleigh Barty – Karolina Muchova 6:1, 3:6, 2:6
Männer
Novak Djokovic – Alexander Zverev 6:7, 6:2, 6:4, 7:6
Grigor Dimitrov – Aslan Karazew 6:2, 4:6, 1:6, 2:6
Daniil Medwedew – Andrei Rublew 7:5, 6:3, 6:2
Stefanos Tsitsipas – Rafael Nadal
Frauen
Simona Halep – Serena Williams 3:6, 3:6
Naomi Osaka – Su-wei Hsieh 6:2, 6:2
Jennifer Brady – Jessica Pegula 4:6, 6:2, 6:1
Ashleigh Barty – Karolina Muchova 6:1, 3:6, 2:6
