Novak Djokovic packte fix seine Tasche, hob entschuldigend die Hände und verschwand dann fassungslos in die New Yorker Nacht: Der Titelverteidiger ist bei den US Open völlig überraschend schon in der dritten Runde gescheitert und hat damit einen Tag nach dem krachenden Aus von Wimbledon-Champion Carlos Alcaraz unfreiwillig für die nächste Sensation in Flushing Meadows gesorgt.
Der serbische Olympiasieger unterlag dem furios aufspielenden Australier Alexei Popyrin im Arthur Ashe Stadium mit 4:6, 4:6, 6:2, 4:6 und musste seinen Traum vom 25. Grand-Slam-Titel jäh begraben.
Frühestes Out seit 2006 bei US Open
«Er hat definitiv besser gespielt und den Sieg verdient. So wie ich mich gefühlt habe und wie ich in diesem Turnier gespielt habe, ist die dritte Runde ist ein Erfolg. Ich habe das schlechteste Tennis meines Lebens gespielt», sagte Djokovic nur zehn Minuten nach seinem Aus im vollbesetzten Presseraum.
Für Djokovic (37) ist es das früheste Aus bei den US Open seit 2006 (!) – bei einem Major-Turnier hatte er zuletzt vor über sieben Jahren (Australian Open 2017) das Achtelfinale verpasst. Nach dem Olympiasieg habe er sich «ein bisschen erschöpft» gefühlt, sagte Djokovic, aber: «Das Leben geht weiter.»
Probleme beim eigenen Service
Der Serbe hatte sich mit dem Gewinn der Goldmedaille in Paris seinen letzten grossen sportlichen Traum erfüllt, danach hatte er aber betont, noch lange nicht satt zu sein - die überraschende Niederlage gegen Popyrin ist nun jedoch ein heftiger Dämpfer für den erfolgsverwöhnten Grand-Slam-Rekordsieger, der sich im Spätherbst seiner Karriere befindet.
Am späten Freitagabend präsentierte sich Djokovic meilenweit entfernt von seiner Bestform und der Nervenstärke, die ihn seit Jahren auszeichnet. Vor allem mit dem eigenen Aufschlag hatte der viermalige Turniersieger massive Probleme. Popyrin, Nummer 28 der Welt, nutzte die Fehler des Serben in den ersten zwei Sätzen eiskalt aus und agierte weit über seinem Niveau.
Popyrin: «Die harte Arbeit zahlt sich aus»
Djokovic schlug im dritten Satz noch einmal zurück, die Wende läutete er aber nicht ein. Nach rund drei Stunden Spielzeit in der grössten Tennisarena der Welt nutzte Popyrin, der im Achtelfinale auf den US-Amerikaner Frances Tiafoe trifft, seinen ersten Matchball zum Sieg.
«Ich habe meine Chancen genutzt und gutes Tennis gespielt», sagte Popyrin, der erstmals ins Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers einzog: «Das gegen den grössten Spieler der Geschichte zu schaffen, ist unglaublich. Ein tolles Gefühl. Die harte Arbeit zahlt sich aus.»
Erst am Donnerstag war der Weltranglistendritte Alcaraz (Spanien) sensationell in drei Sätzen an dem Niederländer Botic van de Zandschulp gescheitert. Damit verbleibt der topgesetzte Jannik Sinner aus Italien als Topfavorit im Turnier.