Manch einer würde behaupten, Stan Wawrinka sei mit seinen 39 Jahren in einem Alter, in dem er den Tennisschläger an den Nagel hängen sollte. Der Schweizer, der in der ersten Runde von Wimbledon den Engländer Charles Broom besiegte und nun auf den Franzosen Gaël Monfils trifft, denkt jedoch gar nicht daran. Sein Vater Wolfram Wawrinka behauptete im «Tages Anzeiger», sein Sohn werde noch spielen wollen, bis er 45 sei. Zwar sagt der Vater dies im Scherz, doch ein Körnchen Wahrheit scheint dennoch darin zu stecken.
Woher kommt diese Leidenschaft für den Sport und auch dieses Durchhaltevermögen, das Stan Wawrinka trotz zweier Verletzungen im Alter von damals 37 Jahren dazu verleitete, nochmal das Comeback zu wagen? «Ich sage immer: Den Charakter hat er von der Mutter und die Kraft von mir», meint Wolfram Wawrinka, als er auf den enormen Antrieb seines Sohnes angesprochen wird. Dass Tennis für Stan einmal so wichtig werden würde, ahnte der Vater in den frühen Jahren nicht. «Es war anfangs noch nicht mehr als eine Freizeitbeschäftigung am Mittwochnachmittag. Wir sagten unseren Kindern: Wir sind froh, wenn ihr eine Leidenschaft findet. Wenn ihr morgen das Racket beiseitelegen und etwas anderes tun möchtet, tut das. Wir haben sie nie gepusht.»
So jung war Wawrinka, als er auszog
Richtig ernst wurde es für Stan Wawrinka, als er mit gerade einmal 14 Jahren sein Zuhause in der Schweiz verliess und mit seinem Bruder nach Spanien zog, um Tennis zu spielen. «Für meine Frau war es schwieriger als für mich», meint der Vater. «Damals gab es ja noch keine Mobiltelefone. Es gab nur das Festnetztelefon, und das war teuer. Wir konnten uns also nicht regelmässig austauschen.»
Umso mehr geniessen Stan Wawrinkas Eltern nun die Zeit, die sie mit ihrem Sohn verbringen. Seine Spiele lassen sie sich nur ungern entgehen. Auch mitfeiern dürfen die Eltern des Stars. Als der Vater des Weltklasse-Spielers nach seiner schönsten Erinnerung aus der Karriere seines Sohnes gefragt wird, antwortet er: «Sein erster Grand-Slam-Titel, 2014 in Melbourne. Ich weiss noch, wie wir morgens um 3 Uhr in seinem Zimmer sassen und Champagner tranken. Das war ein Meilenstein.»
Die Schweiz wird bei den Olympischen Spielen in Paris nur mit je einem Tennisprofi im Einzel der Männer und der Frauen vertreten sein. Stan Wawrinka erteilte Viktorija Golubic einen Korb für ein gemeinsames Antreten im Mixed.
«In meinem Alter wäre das einfach zu viel», erklärte Wawrinka nach seinem Erstrundensieg in Wimbledon. 2008 hatte er in Peking mit Roger Federer Olympiagold im Doppel gewonnen, Golubic vor drei Jahren in Tokio Silber an der Seite von Belinda Bencic.
Die Schweiz wird bei den Olympischen Spielen in Paris nur mit je einem Tennisprofi im Einzel der Männer und der Frauen vertreten sein. Stan Wawrinka erteilte Viktorija Golubic einen Korb für ein gemeinsames Antreten im Mixed.
«In meinem Alter wäre das einfach zu viel», erklärte Wawrinka nach seinem Erstrundensieg in Wimbledon. 2008 hatte er in Peking mit Roger Federer Olympiagold im Doppel gewonnen, Golubic vor drei Jahren in Tokio Silber an der Seite von Belinda Bencic.
Ob die Familie auch dieses Jahr in Wimbledon Champagner trinkend im Zimmer sitzen wird, bleibt noch offen. Stans Vater zeigt sich jedenfalls zuversichtlich: «Er ist in Form, hat sich wieder eine eindrückliche Fitness erarbeitet. Das sah man auch in Paris, wo er fast vier Stunden spielte. Schauen wir, wohin es ihn noch führt. Wir lassen uns gern überraschen.»