Glatt in drei Sätzen: Novak Djokovic verpasst es am Sonntag gegen Daniil Medwedew (25), auch das vierte Grand-Slam-Turnier des Jahres 2021 zu gewinnen.
Stattdessen triumphiert der Russe 6:4, 6:4, 6:4, Novak weint – und die Tennis-Welt staunt.
Nicht nur über Medwedew, der sich seinen ersten Grand-Slam-Titel redlich verdient. Vor allem wird über Djokovic gerätselt. Der Serbe war ein Schatten seiner selbst.
Das sieht auch sein Ex-Trainer Boris Becker so. Der «Eurosport»-Experte erklärt: «Für Novak Djokovic war das ein Match zu viel. Er war nervlich nicht in der Lage, seine Emotionen zu kontrollieren.» Dabei sind Nervenstärke und Siegermentalität zwei von Djokovics Markenzeichen.
«Das ist einfach unmenschlich»
20 Mal gewann Nole einen Grand-Slam-Final, doch in diesem ging alles schief. Auch, weil es um viel mehr ging, als «nur» den US-Open-Titel. Becker: «Er wollte Geschichte schreiben. Er wollte der erfolgreichste Grand-Slam-Spieler aller Zeiten werden. Er wollte nicht einer von den Besten werden. Er wollte DER Beste werden.»
Dominic Thiem (28), ebenfalls als Experte beim Sender zu Gast, sagt: «Man hat gesehen, unter welcher Anspannung Novak Djokovic stand – besonders beim letzten Seitenwechsel, wo ihm die Tränen gekommen sind. Da haben wir gesehen, was in ihm vorgeht, auch was sich in ihm in den letzten Wochen und Monaten zusammengetragen hat. Das ist einfach unmenschlich.»
«Einen Schritt vor Tsitsipas und Zverev»
Der Druck war immens – und wirkte sich massiv auf Novaks Spiel aus. Der Serbe machte untypische Fehler, hatte eine schwache Breakball-Quote und viele «unforced errors». Becker schonungslos: «So planlos habe ich ihn noch nie gesehen!»
Planlos scheint zurzeit das richtige Wort zu sein. Denn Djokovic weiss noch nicht, wie es für ihn weiter gehen soll in naher Zukunft: «Ich kann euch sagen, ich habe keinen Plan, absolut nichts. Ich weiss nicht, ob ich dieses Jahr noch irgendwas irgendwo spielen werde. Ich bin jetzt einfach in New York.»
Eine goldene Zukunft indes attestiert Becker Sieger Medwedew: «Ich bin überzeugt, dass Daniil noch mehr Grand-Slam-Turniere gewinnen wird. Er ist für mich von der jungen Generation der ausgeschlafenste. Er weiss, wie man die Matches gewinnt, kann sich auf die grossen Matches einstellen. Er wird nicht hektisch oder nervös. Da ist er einen Schritt vor Tsitsipas oder Zverev.» (wst)