Selbstspielende Pianos stehen öfters in Lobbies und Bars von Hotels. Richtig programmiert spielen sie Chopin, Mozart oder Rachmaninoff – stundenlang, ohne jemals danebenzugreifen. Nur setzt sich kaum jemand hin, um dem Spiel andächtig zu lauschen. Es fehlt etwas: Diese Pianos spielen zwar alle Noten fehlerfrei, aber sie machen keine Musik.
Im Vergleich zu einem selbstspielenden Piano spielt ein Konzertpianist weniger präzise. Gewisse Töne schlägt er einen Hauch zu früh an, andere einen Tick verzögert; einen Ton hält er etwas länger, einen anderen stoppt er abrupt. Das sind keine Fehler. Wenn der Pianist das gleiche Stück mehrmals vorträgt, spielt er es identisch. Diese kleinen Abweichungen verleihen den Noten leben, aus einer Reihe von Tönen wird Musik.
Bencic bringt alles mit für Grand-Slam-Titel
Beim Tennisspielen ist es ähnlich. Es gibt viele Spieler, die den Ball gut schlagen. Aber es fehlt etwas: Sie zeigen schöne Schläge, aber sie spielen kein Tennis. Das merken auch die Zuschauer, der Funke springt nicht rüber – es fehlt die Musik.
Wenn Belinda Bencic auf dem Platz steht, spielt die Musik. Man kann nicht wegschauen: Wie sauber sie den Ball trifft; wie sie das Spiel liest. Es sieht so einfach aus, kaum anstrengend. Hier schlägt sie die Vorhand etwas früher, da eine Rückhand mit mehr Spin, dort einen Aufschlag mit aller Wucht. Obwohl sie schnell und aggressiv spielt, agiert sie nie überhastet – alles wirkt flüssig und kohärent.
Zweifelsfrei bringt Belinda alles mit, um einen Grand Slam zu gewinnen. Vielleicht hat es bis jetzt nicht geklappt damit, weil sie den Titel zu viel will. Weil sie glaubt, ihn diesmal gewinnen zu müssen. Da ist die Gefahr gross, sich in schwierigen Passagen zu verkrampfen. Plötzlich ist alles nicht mehr so flüssig, nicht mehr so zwingend.
Männer:
Marc-Andrea Hüsler (ATP 81) – Daniel Altmaier (De, ATP 72)
Stan Wawrinka (ATP 88) – Albert Ramos-Vinolas (Sp, ATP 66)
Dominic Stricker (ATP 116) – Tommy Paul (USA, ATP 17)
Frauen:
Belinda Bencic (WTA 12) – Elina Awanesjan (Rus, WTA 134)
Jil Teichmann (WTA 75) – Sara Errani (It, WTA 70)
Simona Waltert (WTA 127) – Elizabeth Mandlik (USA, WTA 118)
Ylena In-Albon (WTA 148) – Claire Liu (USA, WTA 100)
Männer:
Marc-Andrea Hüsler (ATP 81) – Daniel Altmaier (De, ATP 72)
Stan Wawrinka (ATP 88) – Albert Ramos-Vinolas (Sp, ATP 66)
Dominic Stricker (ATP 116) – Tommy Paul (USA, ATP 17)
Frauen:
Belinda Bencic (WTA 12) – Elina Awanesjan (Rus, WTA 134)
Jil Teichmann (WTA 75) – Sara Errani (It, WTA 70)
Simona Waltert (WTA 127) – Elizabeth Mandlik (USA, WTA 118)
Ylena In-Albon (WTA 148) – Claire Liu (USA, WTA 100)
French Open als Bonus
1999 war Steffi Graf vor Roland Garros lang verletzt und konnte kaum trainieren. Experten in Artikeln und Kolumnen rieten ihr, das Turnier auszulassen und sich voll auf Wimbledon zu konzentrieren, weil sie bei dieser Vorbereitung sowieso keine Chance habe. Steffi spielte ohne Erwartungen, locker wie selten zuvor – und gewann das Turnier.
In den letzten Wochen war Belinda verletzt, konnte kaum trainieren. Für Belinda ist es bereits ein Bonus, in Roland Garros antreten zu können. Unter diesen Umständen ist der Druck weg, gewinnen zu müssen. Sie kann komplett befreit aufspielen. Sollte ihr Körper die Belastungen aushalten, sie die ersten zwei, drei Runden überstehen – vielleicht wiederholt sich die Geschichte und Belinda steht am Samstag in zwei Wochen auf dem Podest, wenn die Musik spielt.