Ehemaliger Top-10-Spieler litt unter Depressionen
Weltnummer 670 schreibt Quali-Märchen in Paris

Vor ein paar Jahren gehörte Lucas Pouille zu den besten Tennisspielern der Welt. Jetzt hat er sich in Paris als Weltnummer 670 fürs Hauptfeld qualifiziert.
Publiziert: 26.05.2023 um 18:55 Uhr
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Der Franzose Lucas Pouille schreibt ein Tennis-Märchen und qualifiziert sich in Paris als Weltnummer 670 fürs Hauptfeld von Roland Garros.
Foto: AFP

Im Jahr 2019 stand Lucas Pouille (29) im Halbfinal der Australian Open. Danach erlebte der ehemalige Top-10-Spieler einen Absturz sondergleichen. Der sportliche Misserfolg schlug auf die Psyche. Doch nun hat er sich in Paris mit einem klaren Ziel vor Augen auf die grosse Bühne zurückgekämpft.

Zwei Stunden sind gespielt, als Pouille mit seinem Dreisatzsieg (1:6, 7:5, 6:0) über den Österreicher Jurij Rodionov (24) ein Tennis-Märchen schreibt. Als Weltnummer 670 spielt sich der Lokalmatador in Paris ins Hauptfeld. Während Pouille vom Publikum gefeiert wird, fliessen bei ihm Tränen – zu viel hat er in den vergangenen Jahren durchgemacht.

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Verletzung, Absturz, Depressionen

Im vergangenen März hat der Franzose in der «L'Équipe» über seine mentalen Probleme gesprochen. Angefangen mit dem sportlichen Abstieg, der von einer Ellbogenverletzung und anschliessender Operation ausgelöst wurde, schlitterte Pouille in eine Depression. Sportlich gewann er in den Jahren 2021 und 2022 zusammen nur acht Spiele auf der ATP-Tour. Im Juni 2022 folgte dann der Entschluss, vorerst keine Turniere mehr zu spielen.

Er habe eine dunkle Seite entwickelt, konnte nicht akzeptieren, in der Weltrangliste immer tiefer zu fallen. «Ich litt an einer Depression, schlief nur eine Stunde pro Nacht und begann, alleine zu trinken», gab er im Interview Einblicke in die schwere Zeit. «Ich konnte in den Nächten nicht schlafen, ich starrte mit aufgerissenen Augen an die Decke. Es war wirklich gruselig.»

Paris 2024 als grosses Ziel

Die Entscheidung, Abstand vom Tennisspielen zu nehmen, habe ihm geholfen. «Für meine geistige Gesundheit habe ich mit dem Tennis aufgehört. Sonst wäre ich in einer Anstalt gelandet.» Pouille setzte andere Prioritäten im Leben, wurde reifer. «Ich habe meine Tochter. Das ist wichtiger als Klamotten oder schöne Autos.»

Wieder zum Tennis gefunden hat Pouille, weil ihn Landsmann Pierre-Hugues Herbert (32) angefragt hatte, mit ihm vor dem Turnier in Paris-Bercy «ein paar Bälle zu spielen». Dabei wurde er auch auf die Olympischen Spiele angesprochen, die im Sommer 2024 in Paris stattfinden werden. An Olympischen Spielen hat er noch nie teilgenommen. Pouille: «Da hat es Klick gemacht. Ich habe meiner Frau gesagt, dass ich es mit Tennis noch einmal versuchen werde. Sie war überglücklich. Ich denke jeden einzelnen Tag an Paris 2024.»

Ob er sich dieses Ziel erfüllen kann, steht noch in den Sternen. Sich als Weltnummer 670 ins Hauptfeld von Roland Garros gespielt zu haben, könnte sich auf dem Weg an die Olympischen Spiele 2024 aber als Meilenstein herausstellen. (dti)

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