Lucas Pouille war auf dem Weg nach ganz oben: Er schlug als 22-Jähriger an den US Open 2016 Rafael Nadal, holte ein Jahr später mit Frankreich den Davis Cup. 2018 stand er erstmals unter den Top 10 und stiess 2019 an den Australian Open bis in den Halbfinal vor.
Heute ist die ehemalige französische Tennis-Hoffnung 29 Jahre alt und die Nummer 459 der Welt. Was lief schief? Pouille wurde gleich mehrmals im Stich gelassen, zuerst von seinem Körper, dann von seinem Kopf. Den Anfang machte 2020 eine Ellbogenoperation, gefolgt von kleineren Verletzungen.
Log sogar den Coach an
Seinen Tiefpunkt erreichte er 2022 nach Roland Garros. «Ich litt an einer Depression, schlief nur eine Stunde pro Nacht und begann, alleine zu trinken», erinnert sich Pouille in einem Interview mit der französischen Sportzeitung«L'Équipe». Er hätte sich damals eigentlich in einem Spital in Nizza von einer Rippenverletzung erholen sollen. «Aber ich konnte in den Nächten nicht schlafen, starrte mit aufgerissenen Augen an die Decke. Es war wirklich gruselig.»
Andre Agassi, Naomi Osaka, Robin Söderling oder Nick Kyrgios – die Liste der Tennis-Profis, die gegen Depressionen kämpften, ist ebenso lang wie prominent besetzt. US-Star Agassi hätte die Krankheit 1997 fast die zweite Hälfte seiner Karriere gekostet. In seiner Biografie «Open» beschreibt er, wie er mit der Droge Crystal Meth vergeblich versuchte, seinen Dämonen Herr zu werden. Agassi holte in den Jahren nach seiner Erkrankung fünf seiner acht Grand-Slam-Titel. Auf der WTA-Tour sorgte vor allem der Fall von Naomi Osaka für Schlagzeilen. Die in den USA aufgewachsene Japanerin dominierte mit vier Major-Titeln von 2018 bis 2020 das Frauen-Tennis. 2021 zog sie sich während des Turniers vom French Open zurück und nannte Depressionen als Grund. Trotz mentalen Rückschlägen sagte sie 2022, dass es ihr besser gehe. Ihr Top-Niveau hat Osaka seither aber nie mehr erreicht. Aktuell erwartet sie von Rapper Cordae ihr erstes Kind.
Andre Agassi, Naomi Osaka, Robin Söderling oder Nick Kyrgios – die Liste der Tennis-Profis, die gegen Depressionen kämpften, ist ebenso lang wie prominent besetzt. US-Star Agassi hätte die Krankheit 1997 fast die zweite Hälfte seiner Karriere gekostet. In seiner Biografie «Open» beschreibt er, wie er mit der Droge Crystal Meth vergeblich versuchte, seinen Dämonen Herr zu werden. Agassi holte in den Jahren nach seiner Erkrankung fünf seiner acht Grand-Slam-Titel. Auf der WTA-Tour sorgte vor allem der Fall von Naomi Osaka für Schlagzeilen. Die in den USA aufgewachsene Japanerin dominierte mit vier Major-Titeln von 2018 bis 2020 das Frauen-Tennis. 2021 zog sie sich während des Turniers vom French Open zurück und nannte Depressionen als Grund. Trotz mentalen Rückschlägen sagte sie 2022, dass es ihr besser gehe. Ihr Top-Niveau hat Osaka seither aber nie mehr erreicht. Aktuell erwartet sie von Rapper Cordae ihr erstes Kind.
Anstatt über seine Depression zu reden, verschloss er sich. Sogar seinen Coach Felix Mantilla musste er anlügen: «Ich habe ihm gesagt, die verschlafenen Augen kämen von einer Allergie.» Zum Glück zog Pouille im letzten Moment die Notbremse. Bis Ende 2022 fasste er keinen Tennisschläger mehr an. «Sonst wäre ich in der Irrenanstalt von Sainte-Anne gelandet», sagt er.
Olympia 2024 als Ansporn
Heute geht es ihm besser. Die Aussichten auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris reizen ihn so sehr, dass er dem Tennis doch noch einmal eine Chance gibt. «Der Lebensstil hat sich natürlich geändert. Vom Grand-Slam-Halbfinal zur ersten Runde an einem Challenger gibt es einige Nullen weniger.»
Das scheint ihm aber egal zu sein. Pouille macht das viele Geld in jungen Jahren sogar mitverantwortlich für seine Krankheit. «Wenn du jung bist und Geld verdienst, nutzt du es aus, du siehst Prioritäten, wo sie in Wirklichkeit nicht sind. Ich bin jetzt reifer. Ich habe meine Tochter. Das ist wichtiger als schöne Klamotten, oder ein schönes Auto zu kaufen.» (cmü)