Die Tennis-Fans werden immer älter. 61 Jahre beträgt das Durchschnittsalter der Zuschauer. Und steigt stetig. «Keine gesunde Entwicklung», findet Startrainer Patrick Mouratoglou (50). Für ihn ist klar: «Es braucht eine Revolution.»
Der Franzose hat während der Coronapause den Ultimate Tennis Showdown (UTS) ins Leben gerufen. Das Turnier fand an sechs Wochenenden in Nizza statt. Mit dabei: Topspieler wie Dominic Thiem, Stefanos Tsitsipas und Sieger Matteo Berrettini. Mit dem Turnierformat will Mouratoglou den Sport revolutionieren.
Sein Team habe nämlich herausgefunden, dass zwischen 80 und 95 Prozent der Spieldauer gar kein Tennis gespielt wird. «Die Spieler gehen herum, benutzen Handtücher, wählen die richtigen Bälle aus. Alles, was langweilig ist. Das haben wir verkürzt», sagt er der «Welt».
Nach spätestens 15 Sekunden muss ein Spieler aufschlagen. Gespielt wird in vier jeweils zehn Minuten langen Vierteln. Es gibt kein 30:0 oder 40:15. Jeder Punkt zählt wie im Tiebreak. Wer nach zehn Minuten führt, gewinnt den Abschnitt. Steht es nach vier Vierteln 2:2, kommt es zum Sudden Death.
Ein Punkt kann dreifach zählen
Besonders kreativ: Wie beim Gesellschaftsspiel Monopoly können Action-Karten eingesetzt werden. Ein Punkt könnte so dreifach zählen. Zudem kann dem Gegner das Aufschlagsrecht gestohlen werden.
Mit dem Format will der Trainer von Serena Williams die Jungen anlocken. «Junge Menschen wollen nicht mehr stundenlange Matches in kompletter Ruhe verfolgen», ist sich Mouratoglou sicher. «Wir treten gegen Netflix, Social Media, Videospiele, E-Sport und andere Sportarten an. Unser Produkt ist etwas altmodisch. Sehr lang, sehr langsam.»
Natürlich reisse ein Fünf-Satz-Krimi zwischen Federer und Nadal die Fans vom Sitz. Doch: «Wenn man ehrlich ist, gibt es diese grossen, epischen Duelle nur zwei-, dreimal pro Jahr. Sogar die richtigen Fans schauen sich kaum ein Match in voller Länge an. Die gucken sich das Ende eines Satzes an, dann gehen sie zum Kühlschrank.»
Kein Angriff gegen ATP und WTA
Dass Mouratoglou mit seiner Idee auch auf Kritik stösst, ist ihm klar. «Wenn man den bestehenden Fans sagt, dass man die Regeln ändern will, brüllen sie gleich: Nein!» Dabei richte sich sein Format nicht gegen ATP und WTA. «Tennis braucht beides. Eine Liga, um das bestehende Publikum zufriedenzustellen, und eine Liga, um neue Fans zu gewinnen», betont der Franzose.
Er kann sich vorstellen, dass es vor grossen Turnieren künftig ein Vorspiel der UTS geben wird. Die Profis würden dann statt Trainingsspiele zwei Duelle über jeweils 60 Minuten bestreiten.