In Paris bekamen Stan Wawrinka (39) und Andy Murray (37) vor zwei Monaten ihr letztes gemeinsames Hurra, als sie sich an den French Open gegenüberstanden – auf dem Court Philippe-Chatrier, der Hauptarena von Roland Garros. Wawrinka siegte in drei Sätzen, gefolgt von einem langen freundschaftlichen Gespräch am Netz.
Eine grössere Bühne werden die beiden nicht mehr gemeinsam teilen. Murray beendet dieser Tage seine ausserordentliche Karriere auf der gleichen Anlage in Paris, die diesmal im olympischen Gewand aufwartet. Und Wawrinka weiss schon jetzt, dass es ihn mitnehmen wird, wenn sein langjähriger Weggefährte und Kumpel zum allerletzten Mal seinen Schläger auf Profi-Ebene geschwungen haben wird – nicht im Einzel, weil sein Rücken hierfür nicht mitspielt, dafür aber im Doppel an der Seite von Dan Evans (34).
Wo Murray alle überragt
Wawrinka sagt: «Es ist traurig, wenn ein Spieler von Andys Level aufhört. Aber ich finde es super, dass er seinen Rücktritt an den Olympischen Spielen geben kann, bei jenem Bewerb, den er mit zwei Goldmedaillen im Einzel so sehr prägte wie kein anderer Spieler unserer Tennis-Ära, die ja gespickt war mit Legenden und Stars, wie wir alle wissen.»
Was der Romand meint: Im Vergleich zu den «Big 3» hat Murray auf olympischer Ebene alle in den Schatten gestellt. Novak Djokovic (37) fehlt Einzel-Gold bislang, Roger Federer (42) schaffte das Kunststück ebenfalls nie – und Rafael Nadal (38) gewann im Einzel einmal.
«Er war viel besser»
Wawrinka wird die vielen gemeinsamen Stunden mit seinem schottischen Freund vermissen. Er erzählt vom Einstieg in die Tour in den Nullerjahren und davon, dass Murray «viel besser» als er gewesen sei. Nun, in Sachen Grand-Slam-Titel liegen heute beide mit je drei Triumphen gleichauf, doch an Olympischen Spielen sowie nach Turniersiegen (46:16 für Murray) hat der Brite in der Tat klar die Nase vorn.
Wawrinka, der zum Olympia-Auftakt am Samstagabend auf den Russen Pavel Kotow trifft, schaut gern auf die 19 gemeinsamen Jahre auf der Tour zurück: «Wir kennen uns schon lange und hatten immer ein sehr, sehr gutes Verhältnis. Wir absolvierten teilweise enorme Trainingseinheiten zusammen – und das bei fast allen möglichen Turnieren auf dieser Welt.»
Und dann adelt Wawrinka den bereits offiziell zum Ritter geschlagenen Sir Andrew Barron Murray auch noch auf sportlicher Stufe: «Andy ist einfach eine Legende – des Tennis und des Sports allgemein!»