Die Caviezels verdienen sich in vielerlei Hinsicht das Prädikat «Aussergewöhnlich». Seit dem letzten Winter stellen die Bündner offiziell das schnellste Alpin-Brüderpaar der Welt dar. Und im Gegensatz zu den meisten anderen Athleten betreiben Mauro (32) und Gino (28) neben dem Rennsport noch ein weiteres Geschäft – die beiden investieren ordentlich Zeit in die Produktion von Brillen. Es ist ein Unternehmen, das ihr Vater aufgebaut hat.
«Mauro und Gino sind in unserem Familienunternehmen vor allem in der Marktforschung, im Marketing aber auch in der Entwicklung integriert», erklärt Papa Markus. Zuletzt haben die Vollgas-Brothers eine spezielle Sportler-Brille konzipiert. «Um sicher zu sein, dass man mit dieser Brille auch bei hohen Tempi keine tränenden Augen bekommt, hat sich der eine ans Steuer des Autos gesetzt und der andere hat den Kopf während der Fahrt zum Fenster hinausgehalten», erzählt Markus Caviezel.
Freudentränen bei Familie Caviezel
Feuchte Augen gab es im Hause Caviezel im letzten März trotzdem – nachdem Mauro in Kvitfjell als erster Schweizer seit Didier Cuche (Saison 2010/11) die Super-G-Gesamtwertung gewinnen konnte, hat auch Gino Freudentränen vergossen. «Mauros Geschichte zeigt mir, dass man mit der nötigen Geduld und harter Arbeit alles erreichen kann.»
Auch Gino hat sich im letzten Winter in einer sehr guten Form präsentiert, wurde aber oft schlecht belohnt. In Adelboden schied er auf Bestzeitkurs kurz vor dem Ziel aus. Und beim zweitletzten Riesenslalom in Japan wurde der gelernte Kaufmann auf dem Weg zum Podest von ein paar heftigen Windböen ausgebremst und musste sich letztendlich mit dem zwölften Rang begnügen.
Schneller als die Team-Leader
Am Ende der Saison hatte der jüngere Caviezel vier Top-Ten-Platzierungen auf seinem Konto. In der Vorbereitung auf die neue Saison war Gino in den Trainingsläufen mehrmals schneller als die Team-Leader Marco Odermatt (22) und Loic Meillard (23). Entsprechend zuversichtlich schaut der 173 Zentimeter kleine Powerriegel dem Saison-Auftakt in einer Woche in Sölden entgegen: «Das Skifahren macht mir derzeit besonders viel Freude. Und weil wegen Corona mein Urlaub ausgefallen ist, habe ich im letzten Frühling viel früher als üblich mit dem Kraft-und Konditionstraining begonnen. Das könnte sich in diesem Winter bezahlt machen.»
Auch «Big Brother» Mauro ist nach dem grössten Erfolg seiner Karriere so früh wie nie zuvor in den Trainingsalltag zurückgekehrt, im Juni wurde er aber abrupt durch einen Achillessehnenriss gestoppt.
Nach der Operation prognostizierte sein Arzt eine Pause von sechs Monaten. Doch jetzt scheint alles viel schneller zu gehen: Am Donnerstag absolvierte Mauro seinen ersten Ski-Test auf der Diavolezza. Sein Fazit fällt positiv aus: «Ich habe es im Skischuh viel länger ausgehalten, als ich gedacht habe. Wenn nichts dazwischen kommt, werde ich am Montag erneut auf den Ski stehen.»