Die Sonne scheint, das Thermometer kratzt an der 25-Grad-Marke. Wer denkt da ans Skifahren? Unter anderem Mikaela Shiffrin (28, USA). Kein Wunder, beginnt doch in zwei Wochen die neue Saison beim traditionellen Saison-Opening auf dem Rettenbachgletscher oberhalb Söldens. Noch ist dort von Naturschnee nichts zu sehen. «Ich zweifle nicht, dass sie die Piste gut hinkriegen – das tun sie immer. Aber es gibt derzeit keinen Ort, wo wir trainieren können», sagt die 88-fache Weltcupsiegerin beim Atomic Media Day in Altenmarkt (Ö). Sie korrigiert sich sogleich – die Gletscher in Saas-Fee und im Pitztal seien Optionen, dazu gebe es das Stilfserjoch. Doch es geht Shiffrin um Grundlegendes. «Es muss eine tiefgreifende Änderung geben, wann wir Ski fahren. Sollten wir es jetzt tun? Ich finde nicht.»
Schnee geniessen, wenn er da ist
Dass die beste Skirennfahrerin aller Zeiten sich so klar positioniert, kommt nicht von ungefähr. Die Siegerin der ESPY-Awards (Weltweit beste Athletin 2023) äussert längst auch ihre Meinung zu kontroversen Themen. Der Klimawandel gehört in diese Kategorie.
«Wir Athletinnen und Athleten sind hier, weil wir fürs erste Weltcuprennen der Saison trainieren. Aber ich würde niemandem sagen, er solle im Oktober in die Schweiz, nach Österreich oder Italien fahren, um Spass auf einem Gletscher zu haben.»
Es gehe schliesslich um die Erreichbarkeit des Schnees und des Skisports. «Spass an unserem Sport haben die Leute nicht jetzt, sondern im Winter, wenn der Schnee da ist. Dann können sie ihn geniessen.»
Treffen mit Ski-Legende verschlug ihr die Sprache
Bereit für die Saison ist Shiffrin auch so. Sie habe in der Vorbereitung einen grösseren Fokus als sonst auf Abfahrt und Super-G gelegt, weil sie sich in diesen Disziplinen weiter verbessern möchte.
Im letzten Winter, den sie in den technischen Disziplinen dominierte, habe sie grossen Spass gehabt, so Shiffrin. Die Folge? Shiffrin gewann auch den Gesamtweltcup in überragender Manier mit fast 1000 Punkten Vorsprung auf die Zweite, die Tessinerin Lara Gut-Behrami (32). «Mein Ziel ist es, in der kommenden Saison genau diesen Spass wiederzuhaben.»
Besonders imponiert hat Shiffrin ein Treffen mit Ski-Legende Hermann Maier (50) am vergangenen Mittwoch. «Ich wurde fast ohnmächtig, als ich ihn traf. Das Idol meiner Kindheit war zwar Bode Miller, aber Hermann war ein unglaublicher Athlet – ich bewundere sehr, wie er auf und neben der Piste zahlreiche Schwierigkeiten überwunden hat. Einfach grossartig.»