Vreni Schneider erinnert sich
Die aussergewöhnliche Karriere der Slowenin Mateja Svet

Zusammen mit Vreni Schneider fuhr die Slowenin Mateja Svet in den 80ern an der Weltspitze. Doch dann nahm ihre Karriere eine ungewöhnliche Wendung. Ein Rückblick.
Publiziert: 28.03.2024 um 11:15 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2024 um 15:50 Uhr
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Mateja Svet (r.) jubelte mit Siegerin Vreni Schneider (M.) und Maria Walliser (l.) über Silber im Riesenslalom an der WM in Crans Montana.
Foto: imago/Pressefoto Baumann
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Carlo SteinerRedaktor Sport

Sie ist eine unserer grössten Sportlerinnen der Geschichte: Vreni Schneider (59). Zwischen 1984 und 1995 holte sie sensationelle 55 Weltcupsiege, sie gewann dreimal Olympiagold, wurde dreimal Weltmeisterin, krallte sich dreimal den Gesamtweltcup.

Eine unglaublich erfolgreiche Karriere. Doch ohne den plötzlichen Rücktritt eines vielversprechenden Talents vor 34 Jahren hätte Schneider womöglich den einen oder anderen Weltcupsieg weniger auf ihrem Konto. Die Slowenin Mateja Svet, heute 55 Jahre alt, startete steil in ihre Karriere.

Ungewöhnliche Karriere

Mit 15 Jahren gab sie im heimischen Maribor ihr Weltcup-Debüt. Einen Monat später folgten die ersten beiden Auftritte bei den Olympischen Spielen 1984 in Sarajevo.

Bald kamen die ersten Podestplätze (1985 mit 16 Jahren) und mit 17 der erste Weltcupsieg. Insgesamt gewann Svet sieben Rennen und stand 22 Mal auf dem Podest – und das bei nur 64 Weltcup-Starts. Zudem wurde sie Weltmeisterin und holte Olympia-Silber in Calgary 1988.

Im März 1990 dann der Knall: Nach einem dritten Platz im Riesenslalom in Schweden gab Svet mit 21 Jahren den Rücktritt. Die Gründe dafür sind bis heute nicht wirklich bekannt. Offenbar hatte sie mit Tone Vogrinec (82) Probleme. Er war der starke Mann im jugoslawischen Skiverband, Slowenien war bis 1991 Teil von Jugoslawien. Vogrinec gilt als Vater des slowenischen Skisports, war aber nicht der einfachste im Umgang. «Er hat enorm viel für den Sport getan, aber wenn es nicht nach seinem Willen ging, hatten die Sportlerinnen und Sportler keine Chance», beschreibt es Sportjournalist Sinisa Urosevic von der slowenischen Tageszeitung «Delo» gegenüber Blick. «Öffentlich sprach Mateja nie darüber, es war aber klar, dass es sich um Dinge wie zum Beispiel Trainingsmethoden oder die Wahl der Ausrüstung handelte.»

Vreni Schneider erinnert sich an Svets Rücktritt. «Man war sehr überrascht, hat Matejas Entscheid aber akzeptiert. Ich habe angenommen, dass es für sie so stimmt», sagt sie.

Mateja Svets Erfolge

13.03.1985 Lake Placid (USA) – 2. Platz Riesenslalom

07.12.1985 Sestriere (ITA) – 3. Platz Super G

26.01.1986 St. Gervais (FRA) – 3. Platz Slalom

05.02.1986 Val Zoldana (ITA) – 2. Platz Riesenslalom – Sieg Walliser

08.02.1986 Vysoke Tatry (TCH) – Sieg Riesenslalom

22.03.1986 Bromont (CAN) – Sieg Riesenslalom – 3. Schneider

29.11.1986 Park City (USA) – 2. Platz Riesenslalom – 3. Schneider

05.01.1987 Saalbach (AUT) – 2. Platz Riesenslalom – Sieg Schneider

06.01.1987 Saalbach (AUT) – 3. Platz Super G – Sieg Walliser

11.01.1987 Mellau (AUT) – 2. Platz Slalom

03.02.1987 Crans (SUI) – WM-3. Super G – 2. Figini

03.02.1987 Crans (SUI) – WM-2. Riesenslalom – 1. Schneider, 3. Walliser

03.02.1987 Crans (SUI) – WM-3. Slalom – 1. Hess

26.11.1987 Sestriere (ITA) – 2. Platz Slalom – 3. Schneider

28.11.1987 Sestriere (ITA) – 2. Platz Super G

30.01.1988 Kranjska Gora (SVN) – Sieg Riesenslalom – 2. Schneider

31.01.1988 Kranjska Gora (SVN) – Sieg Slalom – 2. Schneider

26.02.1988 Calgary (CAN) – Olympia-2. Slalom – 1. Schneider

23.03.1988 Saalbach (AUT) – Sieg Riesenslalom

1987/1988 Riesenslalom-Kristallkugel, Gesamtweltcup 6.

18.12.1988 Val Zoldana (ITA) – 2. Platz Riesenslalom – 1. Schneider

08.01.1989 Mellau (AUT) – 2. Platz Slalom – 1. Schneider

07.02.1989 Vail (USA) – WM-Sieg Slalom – 2. Schneider

11.02.1989 Vail (USA) – WM-3. Riesenslalom – 1. Schneider

04.03.1989 Furano (JPN) – 2. Platz Riesenslalom – Sieg Walliser, 3. Schneider

08.03.1989 Shigakogen (JPN) – 2. Platz Riesenslalom – Sieg Schneider

20.01.1990 Maribor (SVN) – Sieg Riesenslalom – 3. Walliser

05.02.1990 Veysonnaz (SUI) – Sieg Riesenslalom

14.03.1990 Kloevsjoe (SWE) – 3. Platz Riesenslalom

13.03.1985 Lake Placid (USA) – 2. Platz Riesenslalom

07.12.1985 Sestriere (ITA) – 3. Platz Super G

26.01.1986 St. Gervais (FRA) – 3. Platz Slalom

05.02.1986 Val Zoldana (ITA) – 2. Platz Riesenslalom – Sieg Walliser

08.02.1986 Vysoke Tatry (TCH) – Sieg Riesenslalom

22.03.1986 Bromont (CAN) – Sieg Riesenslalom – 3. Schneider

29.11.1986 Park City (USA) – 2. Platz Riesenslalom – 3. Schneider

05.01.1987 Saalbach (AUT) – 2. Platz Riesenslalom – Sieg Schneider

06.01.1987 Saalbach (AUT) – 3. Platz Super G – Sieg Walliser

11.01.1987 Mellau (AUT) – 2. Platz Slalom

03.02.1987 Crans (SUI) – WM-3. Super G – 2. Figini

03.02.1987 Crans (SUI) – WM-2. Riesenslalom – 1. Schneider, 3. Walliser

03.02.1987 Crans (SUI) – WM-3. Slalom – 1. Hess

26.11.1987 Sestriere (ITA) – 2. Platz Slalom – 3. Schneider

28.11.1987 Sestriere (ITA) – 2. Platz Super G

30.01.1988 Kranjska Gora (SVN) – Sieg Riesenslalom – 2. Schneider

31.01.1988 Kranjska Gora (SVN) – Sieg Slalom – 2. Schneider

26.02.1988 Calgary (CAN) – Olympia-2. Slalom – 1. Schneider

23.03.1988 Saalbach (AUT) – Sieg Riesenslalom

1987/1988 Riesenslalom-Kristallkugel, Gesamtweltcup 6.

18.12.1988 Val Zoldana (ITA) – 2. Platz Riesenslalom – 1. Schneider

08.01.1989 Mellau (AUT) – 2. Platz Slalom – 1. Schneider

07.02.1989 Vail (USA) – WM-Sieg Slalom – 2. Schneider

11.02.1989 Vail (USA) – WM-3. Riesenslalom – 1. Schneider

04.03.1989 Furano (JPN) – 2. Platz Riesenslalom – Sieg Walliser, 3. Schneider

08.03.1989 Shigakogen (JPN) – 2. Platz Riesenslalom – Sieg Schneider

20.01.1990 Maribor (SVN) – Sieg Riesenslalom – 3. Walliser

05.02.1990 Veysonnaz (SUI) – Sieg Riesenslalom

14.03.1990 Kloevsjoe (SWE) – 3. Platz Riesenslalom

Schneider sah sie nie wieder

Von den internen Querelen bei den Slowenen bekam die Schweizerin nichts mit. «Das ging mich auch nichts an», sagt Schneider. Sie mochte das slowenische Team. «Wir kamen super mit ihnen aus und mir lagen die Kurssetzungen der slowenischen Trainer.» Sie habe sich immer auf ihren «Lieblingsweltcup in Maribor gefreut».

15 Mal standen Svet und Schneider gemeinsam auf dem Podest, insbesondere bei Weltmeisterschaften und Olympia lagen die beiden dreimal zusammen auf Platz eins und zwei. «Die Leute verfolgten die Duelle mit grossem Interesse. Auch Schneider hatte in Slowenien, vor allem in Maribor, viele Sympathien beim Publikum, da sie dort immer ausgezeichnet gefahren ist», erinnert sich Urosevic.

Trotz der sportlichen Konkurrenz hatten die beiden grossen Respekt voreinander. «Wir bewunderten uns gegenseitig und mochten uns die Erfolge von Herzen gönnen», sagt Schneider, «ich sehe Mateja heute noch vor mir, wie elegant sie in ihrem gelben Rennanzug gefahren ist. Sie hat mir gefehlt, leider habe ich sie nach ihrer Karriere nie mehr wiedergesehen. Ich hoffe, es geht ihr heute gut und wünsche ihr alles Gute.»

Rückzug aus der Öffentlichkeit

Schon während der Karriere sprach Svet nicht gerne mit den Medien. Nach dem Rücktritt zog sie sich komplett aus dem Sport zurück, sie machte eine Ausbildung zur Psychotherapeutin. Heute arbeitet sie in einem Spital in Ljubljana.

Erst in den letzten Jahren trat sie vereinzelt wieder öffentlich in Erscheinung. Beispielsweise traf sie sich 2022 erstmals wieder mit Vogrinec, sie versöhnte sich mit ihm. Bei einem Anlass sassen sie zusammen auf der Bühne. Svet sagte: «Ich bin froh, dass du heute da bist, und ich sitze gerne neben dir.»

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