Jahr für Jahr ackern das Organisationskomitee und die freiwilligen Helferinnen und Helfer Tag und Nacht, um den Ski-Fans in Wengen ein würdiges Fest zu bieten. Auch die Angehörigen der Schweizer Armee sind wieder mittendrin und helfen, wo sie können. Ein Video zeigt, wie die Menschen in Camouflage am Dienstagmorgen um 4 Uhr Schnee die Piste runter schippen.
Der Einsatz der Armeeangehörigen sorgt immer wieder für Kritik in den Sozialen Medien, aufgrund des Ukraine-Krieges heuer aber noch mehr. Einige Aussagen spielen auf die Steuergelder an, die der Meinung eines Twitter-Nutzers zufolge «für privatwirtschaftlichen Unsinn verschleudert» werden. Eine weitere Person schreibt: «In anderen Ländern kämpfen sie ums Überleben und in der Schweiz kämpft die Armee dafür, dass eine Abfahrt ‹passiert›.» Kommentare, die Daniel Reist, Kommunikationschef Verteidigung der Schweizer Armee, «verständnislos» zurücklassen.
Militär steht nicht nur für Landesverteidigung
«Die Armee ist bereit, das Land zu verteidigen, wenn es sie braucht. Sie ist aber auch bereit, ihre Aufträge wahrzunehmen», sagt Reist gegenüber Blick. Zu eben diesen Aufträgen gehöre aber nicht nur die Verteidigung des Landes: «Bei Überschwemmungen ist das erste, was gesagt wird: ‹Die Armee soll kommen.› Das hat auch nichts mit direkter Verteidigung, sondern mit dem Existenzerhalt in der Schweiz zu tun.»
Reist betont zudem, dass genauso gesellschaftlich relevante Aufgaben in den Zuständigkeitsbereich der Armee fallen. Dazu gebe es vom Bund klar festgelegte Richtlinien, ob Veranstaltungen militärische Hilfe in Anspruch nehmen dürfen.
So müsse der Antragsteller etwa nachweisen, dass «die Tätigkeiten weder mit eigenen Mitteln noch mit Hilfe von zivilen oder militärischen Vereinen, Verbänden und Organisationen, noch mit der Unterstützung des Zivildiensts oder Zivilschutzes» bewältigt werden können. Nicht nur Ski-Rennen können unter diesen Auflagen auf die Unterstützung zählen, auch bei der Tour de Suisse oder dem Unspunnen-Schwinget wird beispielsweise Dienst geleistet.
«... dann wären es die letzten Lauberhornrennen»
Dass die Rennen in Wengen ohne den Einsatz des Militärs nicht durchführbar sind, bestätigt OK-Präsident Urs Näpflin: «Ohne die Armee und den Zivilschutzeinsatz wäre ein Lauberhornrennen schlicht nicht möglich.»
Der 63-Jährige rechnet vor, was wäre, wenn das Militär nicht bei Arbeiten wie der Pisten-Präparation, dem Auf- und Abbau der Tribünen oder der Sicherheitseinrichtungen helfen würde: «Wenn wir alle freiwilligen Helfer und die Armee zu normalen Bedingungen entschädigen würden, gäbe das eine Lohnsumme von rund 3,9 Millionen Franken.» Ein Betrag, der schlicht und einfach nicht tragbar wäre – sonst «wären das die letzten Lauberhornrennen».
Geld vom Bund gebe es keines, da nur einmalige Grossanlässe finanziell unterstützt würden. Die Weltcup-Rennen in Wengen finden aber jährlich statt, weshalb «die Leistung des Bundes der Einsatz der Armee» ist.
Positivere Einstellung gegenüber Militär
Die Dankbarkeit der Organisatoren gegenüber den Armeeangehörigen ist gross, auch die Ski-Fans wissen um den Wert des Militäreinsatzes. Dass ein paar Kommentare im Netz diesen abwerten, widerspricht gemäss Reist der Einstellung, die man seit Kriegsausbruch in der Ukraine wahrgenommen habe: «Wir haben im Prinzip eher den Eindruck, dass die Einstellung des Volkes, der Öffentlichkeit inklusive Medien gegenüber der Armee deutlich positiver ist.»
Alle freiwilligen Helfer, das Militär und der Zivilschutz geben ihr Bestes, um für den Super-G am Freitag (12 Uhr im Liveticker) die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen. Nun bleibt noch zu hoffen, dass das Wetter mitspielt.