Saalbach-Hinterglemm, am 30. Januar 1991. Bernhard Russi sitzt anlässlich des WM-Kombinations-Slaloms ziemlich verkatert in der Reporter-Kabine des Schweizer Fernsehens.
Hintergrund: Der Schwyzer Franz Heinzer hat am Vortag die Goldmedaille in der Abfahrt gewonnen, Russi hat danach bis tief in die Nacht in bestechender Manier mitgefeiert. Trotzdem sollte der Abfahrt-Olympiasieger von 1972 jetzt an der Seite von Matthias Hüppi die Kombi-Entscheidung kommentieren.
Und bis zum Zieleinlauf von Paul Accola meistert Russi seinen Job sehr ordentlich - der Davoser landet hinter den Österreichern Stefan Eberharter und Günther Mader auf dem dritten Rang.
Ghedina überrascht alle
Das Duo Hüppi/Russi ist sich einig: Accola hat damit Bronze auf sicher, schliesslich steht mit Kristian Ghedina nur noch ein klassischer Abfahrer am Start, der im Normalfall keinen einzigen Slalom-Schwung richtig trifft. Doch der Mann aus Cortina wächst über sich hinaus und «wedelt» auf den zweiten Rang!
Hüppi flippt am Mikrofon in altbekannter Manier aus und bittet Russi um eine Expertise zu dieser Sensation. Doch für einmal bleibt der sonst so redegewandte Urner stumm.
Jahrzehnte später liefert der jetzige Präsident des FC St. Gallen die Erklärung: «Bernhard ist tatsächlich neben mir in der Kabine eingeschlafen…»
Ein Jahr später ereignet sich an den Olympischen Spielen eine noch grösser Sensation in der Kombination. Und erneut avanciert Paul Accola zum tragischen Helden.
Nach dem fünften Rang in der Abfahrt deutet alles darauf hin, dass dem begnadeten «Zick-Zacker» ein durchschnittlicher Slalom-Lauf zum Gewinn der Goldmedaille genügt. Doch Paul, der in diesem Winter im Gesamtweltcup triumphiert, kommt auf der miserabel präparierten Neuschnee-Piste nicht zurecht – nach fünf Fahrsekunden fährt er nach einem üblen Rutscher am nächsten Tor vorbei.
Abfahrts-Hocke, Pirouette und Stinkefinger
Er steigt zurück und fährt danach mit ausgestreckter Zunge in Abfahrts-Hocke durch die Slalom-Stangen, dreht dann eine Pirouette und fährt rückwärts übers Ziel. Dort zeigt der damals 24-Jährige der Jury den Stinkefinger und vergräbt die Startnummer im Neuschnee.
Während Accola fast zerplatzt vor Wut, freuen sich bis dahin kaum bekannte Italiener. Gian Franco Martin, der in seiner Weltcup-Laufbahn nie über den elften Rang hinaus kam, holt Silber. Gold geht an Josef Polig, der im Weltcup ausnahmslos am Podest vorbei gefahren ist. Weil Polig damals von einem Fleisch-Produzenten gesponsert wird, titelt eine Schweizer Journalistin: «Speck-Joe gewinnt den Salami-Grand Prix…»
Sie dürfen darauf wetten, dass auch die heutige Entscheidung in der WM-Kombination ein paar ungewöhnliche Facetten beinhalten wird.
Vom 8. Februar bis 21. Februar 2021 findet in Cortina d'Ampezzo (It) die alpine Ski-Weltmeisterschaft statt. Wer sind die Schweizer Favoriten? In welcher Disziplin wird wann gefahren? Alle Infos gibts hier.
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