Corinne Suter (26) ist am Samstagabend müde. Todmüde. Dennoch kann sie nicht schlafen. «Unmöglich. Wie bloss nach einem solchen Sieg?», fragt sie sich. Irgendwann fallen der neuen Abfahrts-Weltmeisterin dann doch die Augen zu. Tags darauf spricht sie über die schönsten 24 Stunden ihrer Karriere. «Ich holte Gold, stand auf dem obersten Podest, gab Interviews und ging mit meinem Freund Angelo fein essen. Vielleicht wollte ich, dass dieser Tag nie endet.»
Suter hat ihren Triumph mittlerweile realisiert. «Aber erst als ich alleine im Zimmer war, checkte ich alles», erzählt sie. Aus dem Supertalent, das regelmässig unter dem selbst auferlegten Druck zerbrach, ist die WM-Königin geworden. Wie hat sie das geschafft? «Es war ein Prozess. Ich erinnere mich, wie ich mit 17 in den Weltcup kam. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen. Das war nicht schlecht, aber ich war überfordert. Ich musste zuerst lernen, mich im Ski-Zirkus zu bewegen. Andere brauchten dafür nicht lange, ich aber schon», sagt sie.
«Wenn etwas mir nicht passt, sage ich es»
Lange muss Suter unten durch. Bei der WM 2019 in Are geht ihr Knopf dann auf. Sie holt Silber und Bronze, weint vor Glück und ist seither wie verwandelt. «Dort habe ich gemerkt, dass ich nicht nach rechts und nach links schauen, sondern mir selbst vertrauen muss. Seither weiss ich, was ich kann und lasse mich nicht mehr verrückt machen», so Suter.
Früher habe sie ihre Konkurrentinnen ganz genau beobachtet. Wie wärmt sich diese Fahrerin auf? Was macht jene vor dem Start? Wer hat welches Ritual? «Soll ich das auch tun?», fragt sie sich – es zermürbt sie.
Heute ist das nicht mehr so. «Ich bin etwas egoistischer geworden und lehne ein Interview auch mal ab, wenn es nicht in meinen Kalender passt. Oder ich sage einem Trainer, wenn ich eine Pause brauche. Ich traue mich, auch mal nein zu sagen. Früher war das nicht der Fall.»
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Nochmal ein Kälbli – Suter wird beschenkt
Aus der Ja-Sagerin Suter ist die Ab-und-zu-Nein-Sagerin Suter geworden. «Es ist nie böse gemeint. Ich weiss nun einfach besser, was mir gut tut und was nicht. Und ich sage das auch.»
Ihre Popularität leidet nicht darunter. Im Gegenteil. Ein Beispiel gefällig? Der Walliser Eringer-Züchter Kurt Summermatter (63), vielleicht Suters grösster Fan überhaupt, schenkte Suter nach der WM 2019 ein Kälbli – und nun erneut eins. «Dass ich nochmals so ein süsses Tier bekomme, bedeutet mir sehr viel. Es ist wunderschön», sagt Suter und ergänzt lachend: «Jetzt muss ich mich bald nach einem Bauernhof umsehen!»
Vom 8. Februar bis 21. Februar 2021 findet in Cortina d'Ampezzo (It) die alpine Ski-Weltmeisterschaft statt. Wer sind die Schweizer Favoriten? In welcher Disziplin wird wann gefahren? Alle Infos gibts hier.
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