Der Tod von Jeremy Nobis (†52) beschäftigt die Ski-Welt weiter. In einer emotionalen Sendung beim lokalen Radio «KPCW» äusserten sich mehrere ehemalige Weggefährten sehr wohlwollend über den Olympia-Teilnehmer von 1994.
Sein ehemaliger Coach Bob Marsh und die Teamkollegin Andrea Terwillegar (55) attestieren dem Freeski-Pionier «alles Talent der Welt». Doch Nobis habe von Anfang an Probleme mit seiner Psyche gehabt. So sagt Marsh: «Er hatte viel im Kopf. Und er tat sein Bestes, um das Ganze beim Skifahren oder Mountainbiken rauszulassen. Und, ehrlich gesagt, bin ich der Meinung, dass er das sehr gut gemacht hat.»
Terwillegar erzählt, dass Nobis und seine Schwester, Shannon Nobis (51), nur mit ihrer Mutter aufwuchsen. Doch der Support in Park City für die Familie sei riesig gewesen: «Die Stadt unterstützte die Familie in allem – auch mein Vater, der ‹The Winter Welcome› gründete, ein Programm für die Kids, die mit alleinerziehenden Müttern aufwachsen mussten und somit etwas extra Unterstützung brauchten.»
Vom Olympioniken zum Freeski-Star
Jeremy Nobis gab 1996 seinen Rücktritt vom professionellem Ski-Alpin-Zirkus bekannt und konzentrierte sich danach auf das Skifahren im schwierigen Terrain. Dabei machte er auch Bekanntschaft mit Kristen Ulmer (56). Die ehemalige Freeskierin konnte mit dem aufstrebenden Star mehrere Filme drehen und genoss die Zeit mit ihm. «Ich habe die ganze Welt bereist, um mit Jeremy zu fahren. Und ich hatte einige der besten und schönsten Momente meines Lebens mit ihm.»
Nobis gilt in der Szene als einer der Pioniere beim Erforschen der steilsten Abfahrten in Alaska. Die renommierte Ski-Zeitschrift «Powder» (engl.) nannte ihn einen der einflussreichsten Skifahrer aller Zeiten.
Nach dem Sport kommt der Absturz
Nach seinem Rücktritt aus dem Sport wirkte Nobis, so sagen seine Freunde und Weggefährten, verloren und habe immer mehr im Alkohol Trost gesucht. Er wurde mehrfach von der Polizei angehalten und für Fahren unter Alkoholeinfluss angeklagt. Um den Strafen zu entgehen, zog der Ex-Skistar immer wieder um.
Ulmer sagt zu den letzten Jahren des gefallenen Pioniers: «Viele von uns (seinen Freunden) versuchten, ihm zu helfen und ein Unterstützungsnetz aufzubauen. Es war sehr traurig mitanzusehen, wie Jeremy mit dem Alkoholismus auseinanderfiel. Leider merkten wir dann aber langsam, dass er sich zuerst selber helfen hätte müssen, und wir nichts tun konnten.»
Nobis wurde am 19. April leblos in seiner Zelle im Gefängnis von Cedar City im US-Bundesstaat Utah aufgefunden. Wiederbelebungsmassnahmen blieben wirkungslos und man erklärte den US-Amerikaner für tot. Die Polizei hatte ihn am 11. Februar verhaftet, weil er einer Gerichtsverhandlung fernblieb. Er wartete im Gefängnis auf seinen neuen Verhandlungstermin. Die Todesursache ist bisher nicht geklärt, Untersuchungen dazu laufen laut «KPCW» immer noch. (nsa)