Technik-Talent Selina Egloff (22) kehrt nach Ski-Auszeit auf den Schnee zurück
«Ich habe so viel Spass wie vielleicht nie zuvor»

Selina Egloff (22) traf Freundinnen, machte Sport und begann eine Lehrerinnen-Ausbildung. Nach einer einjährigen Pause ist sie wieder voller Motivation. Wie blickt sie in die Zukunft?
Publiziert: 29.09.2023 um 00:21 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2023 um 07:03 Uhr
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Selina Egloff brauchte eine Pause vom Skirennsport. Diese hat sie gut genutzt, sie begann unter anderem eine Lehrerinnen-Ausbildung.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Wie wäre es, einfach einmal dem Alltag die kalte Schulter zu zeigen? Auf sich zu hören und darauf zu pfeifen, was andere von einem erwarten? Ski-Talent Selina Egloff hat genau dies getan. Vor dem letzten Winter sagte sie Stopp – mit gerade einmal 20 Jahren. Die Bündnerin aus Scuol setzte eine Saison aus, inklusive Sommertraining, Vorbereitung und Rennen. Verletzt war sie nicht. Die Unterstützung des Umfelds und der Familie spürte sie ebenfalls. Aber eben, Egloff wollte ausbrechen aus dem Hamsterrad des Ski-Alltags. 

«Ich habe Abstand zum Skirennsport gebraucht, denn ich fühlte mich körperlich und mental leer», sagt sie. Die Entscheidung sei richtig gewesen. Vielleicht war sie essenziell, um irgendwann den Bettel nicht ganz hinzuwerfen. «Heute habe ich so viel Spass auf den Ski wie vielleicht nie zuvor und bin extrem motiviert, im nächsten Winter wieder anzugreifen.»

Im Ski-Hamsterrad gefangen

Doch was bedrückte Egloff genau? Man merkt im Gespräch rasch: Die Technikerin, die einst als grösstes Talent der Ski-Schweiz galt, will nicht lange zurückblicken. Sie sagt aber: «Der Druck, ständig liefern zu müssen, war gross. Dabei mache ich niemandem einen Vorwurf, ausser mir. Meine Erwartungen waren wohl zu hoch, ich habe meinen Energie-Tank selbst geleert.»

Letztlich wird klar: Egloff wollte weg vom durchgetakteten Kalender, der sie schon seit ihrem 16. Lebensjahr geleitet hatte. Damals siegte sie bei den Bündner Meisterschaften in allen drei Disziplinen (Slalom, Riesenslalom und Super-G), ihr Talent war offensichtlich.

«Ich schaute Skirennen im TV»

Egloff fuhr vermehrt Mountainbike, ging häufiger mit Freundinnen aus, verbrachte Zeit mit ihrer Familie. Dazu kamen Ski-Touren mitten im Winter. «Und ich schaute Skirennen im Fernseher», ergänzt sie. Kurzum: Egloff tat das, wofür sie vorher kaum Zeit gefunden hatte.

«Ich habe jedoch rasch gemerkt, dass ich doch etwas Struktur brauchte. Und weil ich schon immer gerne mit Kindern zusammen war, entschied ich mich für ein Studium an der Pädagogischen Hochschule in Chur.» Ihr gefällt die Ausbildung, sie stand bei Praktika auch schon vor Schülern. «Dabei fühle ich mich viel wohler als vor Erwachsenen», sagt sie lachend.

«Das verlernt man nicht so schnell»

Egloff könnte sich gut vorstellen, eines Tages als Lehrerin zu arbeiten. Vorher will die Frau, die sich selbst als Angsthase bezeichnet («Ich fahre keine Abfahrten und Super-G»), wieder Fuss fassen im Skirennsport.

Den Anfang hat sie längst getan, bei Trainings auf dem Gletscher und im argentinischen Winter hat sie gute Ansätze gezeigt. Kein Wunder: «Als ich nach meiner Pause das erste Mal Rennski an den Füssen hatte, war es sofort wie früher – ich glaube, das verlernt man nicht so schnell.»

Die Freude darf nicht mehr verloren gehen

Und was hat Egloff über sich seit ihrer Auszeit gelernt? «Früher gab es für mich nur Skifahren. Jetzt habe ich entdeckt, dass es noch anderes gibt, das mich interessiert und fasziniert.» Das gebe ihr mehr Ruhe, mache sie gelassener. «Und es nimmt etwas den Druck», so Egloff.

Ziele formuliert sie für den nächsten Winter keine. Der Weltcup, in dem sie schon fünf Rennen bestritt, ist keine Obsession. «Ich schaue nicht zu weit nach vorne. Es kommt, wie es kommen muss. Ich werde alles geben – aber so, dass die Freude nicht verloren geht.»

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