Im letzten Weltcup-Winter haben sich drei Ausnahme-Athleten die Siege in den Speed-Disziplinen aufgeteilt: Aleksander Aamodt Kilde (6 Abfahrten, 2 Super-G), Vincent Kriechmayr (4 Abfahrten) und Marco Odermatt (6 Super-G). Dieses Mega-Trio dürfte in dieser Saison neben dem wiedererstarkten Südtiroler Dominik Paris (Abfahrt-Triumphator in Gröden) auch vom Kanadier James Crawford heftige Konkurrenz erhalten. Der 26-Jährige aus Ontario hat sich bereits bei der letzten WM mit der Goldmedaille im Super-G einen Lebenstraum erfüllt.
Über den Sommer ist Crawford noch konstanter geworden. In Val Gardena hat er sich in drei Rennen dreimal in den Top 6 klassiert. Und in dieser Woche wird er in Bormio eine Piste vorfinden, auf der er seine herausragenden Fähigkeiten noch stärker ausspielen kann.
Trainer droht: «Er hat noch gewaltige Reserven!»
Im Abschlusstraining hat James, der von seinen Teamkollegen Jack genannt wird, zwar 2,49 Sekunden auf die Bestzeit von Kilde verloren. Doch Kanadas Speed-Co-Trainer Jonas Haehlen meint ganz cool: «Crawford hat im Training die Karten nicht einmal annähernd aufgedeckt, der hat gewaltige Reserven.»
Einen massgeblichen Anteil an Crawford genialer Entwicklung hat Ex-Swiss-Ski-Cheftrainer Martin Rufener. Als der Berner Oberländer zwischen 2012 und 2019 Headcoach in Kanada war, baute er um Crawford und Alexander Cameron (WM-Bronze-Gewinner in der Abfahrt) eine «Future Group» auf, die bis heute von Ex-Abfahrts-Weltmeister John Kucera betreut wird.
Auch Marco Odermatt ist schon früh auf seinen Jahrgänger aus Nordamerika aufmerksam geworden. «2010 habe ich im kanadischen Whistler U16-Rennen bestritten. Wenn ich mich richtig erinnere, hat James damals gewonnen. Mittlerweile gehört er wie ich dem Red-Bull-Team an. Ich kenne ihn deshalb gut, aber privat haben wir kein sehr enges Verhältnis.»
Gut möglich, dass sich Odermatt und Crawford in Bormio auf dem Podest relativ nahe kommen werden.