Foto: Sven Thomann

Slalom-Künstler Yule beichtet Weltcup-Sünden
«Ich war so besoffen, dass ich kaum mehr reden konnte»

Mit sieben Weltcupsiegen ist der Walliser Daniel Yule der erfolgreichste Slalomfahrer in der Swiss-Ski-Geschichte. Gleichzeitig ist der Sohn britischer Einwanderer unser dienstältester Zickzacker. Vor dem Levi-Slalom zieht Yule Zwischenbilanz.
Publiziert: 16.11.2024 um 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 20.11.2024 um 11:23 Uhr
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Mit sieben Weltcupsiegen ist Daniel Yule der erfolgreichste Slalom-Fahrer in der Swiss-Ski-Geschichte.
Foto: Sven Thomann
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Blick: Daniel, auf einer Skala von 1 bis 10 … wie würden Sie Ihren Formstand vor dem ersten Weltcupslalom in diesem WM-Winter beziffern?
Daniel Yule: Ich fühle mich gut, aber meine Trainingszeiten verdienen nicht die Note 10. Fakt ist jedoch auch, dass ich im Training noch nie der Schnellste war. Und in den letzten Einheiten habe ich weniger Zeit auf meine Teamkollegen verloren als in anderen Jahren im Training.

Bis letzten Frühling waren Sie als Fischer-Pilot verpflichtet, eine Tyrolia-Bindung zu fahren. Danach hat Rennchef Sigi Voglreiter seinen Athleten die Erlaubnis erteilt, das rund 35-jährige Bindungssystem von Marker zu benutzen. Ihre Markengefährten AJ Ginnis und Luca Aerni reden von einem Quantensprung. Sie auch?
Bei weicheren Bedingungen hat die Kombination Fischer-Marker in der Saisonvorbereitung tatsächlich fantastisch funktioniert. Aber ich möchte daran erinnern, dass wir Fischer-Fahrer mit der Tyrolia-Bindung in den letzten Jahren auf Eispisten nahezu unbesiegbar waren. Alleine ich habe damit sieben Weltcupsiege eingefahren. Und deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass ich bei Rennen auf blankem Eis auch in Zukunft auf Tyrolia zurückgreifen werde.

Yule Persönlich-Box

Der Sohn einer Schottin und eines Engländers ist in La Fouly VS, im Dreiländereck Schweiz, Frankreich Italien, aufgewachsen. Als Skirennfahrer galt er anfänglich wegen seiner mässigen Technik als hoffnungsloser Fall. «Der wird im Weltcup nie in die Punkteränge fahren», meinte sein jetziger Trainer Matteo Joris, als er Yule 2012 erstmals beobachtete. Der damalige Swiss-Ski-Chefcoach Osi Inglin setzte aber weiter auf ihn. Im Dezember 2018 feierte Yule in Madonna di Campiglio seinen ersten Weltcupsieg. In der Zwischenzeit hat der Walliser sieben Weltcuptriumphe auf dem Konto und hat zudem mit Erfolg sein Wirtschaftsfernstudium abgeschlossen.

Der Sohn einer Schottin und eines Engländers ist in La Fouly VS, im Dreiländereck Schweiz, Frankreich Italien, aufgewachsen. Als Skirennfahrer galt er anfänglich wegen seiner mässigen Technik als hoffnungsloser Fall. «Der wird im Weltcup nie in die Punkteränge fahren», meinte sein jetziger Trainer Matteo Joris, als er Yule 2012 erstmals beobachtete. Der damalige Swiss-Ski-Chefcoach Osi Inglin setzte aber weiter auf ihn. Im Dezember 2018 feierte Yule in Madonna di Campiglio seinen ersten Weltcupsieg. In der Zwischenzeit hat der Walliser sieben Weltcuptriumphe auf dem Konto und hat zudem mit Erfolg sein Wirtschaftsfernstudium abgeschlossen.

Einer, der in der Vergangenheit im Materialbereich besonders viel experimentiert hat, ist Marcel Hirscher, der in Levi seinen ersten Weltcupslalom seit fünf Jahren bestreiten wird. Was erwarten Sie vom achtfachen Gesamtweltcupsieger?
Ich erwarte nicht den Sieg von Marcel. Aber bei seinem Riesen-Comeback in Sölden war er abschnittsweise schon wieder sehr schnell. Und weil Levi bekannt dafür ist, dass die Piste auch mit hohen Nummern gute Zeiten zulässt, gehe ich davon aus, dass Hirscher auch hier die Qualifikation für den Finallauf schaffen wird.

Mit 31 Jahren sind Sie bereits der dienstälteste Athlet im Schweizer Slalom-Team. Welches ist für Sie der emotionalste Moment, den Sie seit Ihrem ersten Weltcup-Einsatz im Januar 2012 erlebt haben?
Ganz klar der Heimsieg 2020 in Adelboden. Auf meinen Schultern lastete damals ein riesiger Druck. Ich lag nach dem ersten Lauf in Führung. Und das grossartige Publikum wollte am Chuenisbergli endlich den ersten Schweizer Slalom-Podestplatz seit dem Sieg von Marc Berthod 2007 erleben. Dass ich dieser Erwartungshaltung gerecht werden konnte, macht mich bis heute stolz.

Welches ist Ihr peinlichster Augenblick auf der grossen Ski-Bühne?
Den hatte ich beim WM-Slalom 2015 in Vail. Nachdem ich bereits beim dritten oder vierten Tor ausgeschieden war, bin ich den kompletten «Golden Eagle» auf dem Bauch hinuntergerutscht. Das war echt beschämend! Zum Glück habe ich mich mit einem pointierten Interview gerettet, indem ich auf SRF nach der ersten Frage sagte, dass dieses Interview jetzt schon länger gedauert habe als mein Lauf. Da meldete sich mein britischer Humor.

Die schlimmste Unterkunft, die Sie im Ski-Zirkus bezogen haben?
Zu Beginn meiner Weltcupkarriere musste ich während eines Trainingscamps im italienischen Aostatal zusammen mit meinem Kumpel Justin Murisier ein Zimmer beziehen, in dem offensichtlich die Heizung nicht funktionierte. Zu allem Übel gab es in diesem «Gefrierschrank» nur eine Bettdecke. Weil Justin an diesem Tag etwas Schlechtes gegessen hat und neunzig Prozent der Nacht auf der Toilette verbringen musste, hatte ich die Decke aber meistens für mich alleine ...

Und wo haben Sie die heftigste Après-Ski-Party erlebt?
Nach dem Weltcupfinale 2017 in Aspen haben wir in Denver den Saisonabschluss gebührend gefeiert. Ich war so besoffen, dass ich nach der Rückkehr ins Hotel mein Zimmer nicht mehr fand. Ich habe an der Rezeption nach Hilfe gesucht. Aber weil ich in meinem Vollrausch meine englische Muttersprache verlernt hatte, konnte ich den Leuten nicht erklären, was mein Problem ist. Zum Glück kehrte in diesem Moment Justin Murisier ins Hotel zurück. Er brachte mich dann zu meinem Zimmer.

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