Sie ist erst 16 Jahre alt und doch in aller Munde: Lara Colturi. Die für Albanien startende Italienerin gilt als kommender Superstar im Skirennsport. Schon im letzten Winter hätte sie, damals noch 15-jährig, beim Saison-Opening in Sölden (Ö) ihre Feuertaufe auf höchste Rennstufe gegeben. Regen und Neuschnee verhinderten es. Auch diesmal wird das Ski-Talent ins Ötztal reisen. Ob sie starten wird, bleibt offen. «Wir werden es kurz vor dem Rennen entscheiden», sagt ihr Manager Andrea Cappelletti.
Der Hintergrund: Colturi riss sich im Februar während des Aufwärmens zur WM-Abfahrt das Kreuzband im rechten Knie. Darüber reden will sie nicht. Warum auch? «Ich fiel nicht in ein tiefes Loch, sondern habe nach der Operation einfach mehr für die Schule gemacht. Und ich habe gechillt, einfach die Zeit genossen», sagt sie schmunzelnd. So einfach kann das sein.
Ihre Mutter ist Olympiasiegerin
Wir treffen Colturi und ihr Team im September in St. Moritz GR beim Kondi-Training. Ihr Team? Das sind Mutter Daniela Ceccarelli (48), Super-G-Olympiasiegerin von 2002. Sie ist Colturis Coach. Dazu kommen Kondi-Trainer Martino Delleani und eben Manager Cappelletti. Nicht dabei sind zu diesem Zeitpunkt ihr neuer Blizzard-Servicemann Andrea Vianello und Vater Alessandro, der zu Hause im Piemont vor allem die Fäden des Privatteams in der Hand hat. «Ich habe während der Verletzung gelernt, mich noch mehr auf mich zu fokussieren und den Moment zu leben», sagt Colturi.
Letzteres zeichnet Colturi derzeit aus. Sie nimmt wohl wahr, welchen Hype um sie herum entsteht. Kein Wunder, schliesslich will jeder wissen, ob sie der nächste, ganz grosse Skistar wird. «Ich mache mir keinen Druck, sondern versuche einfach, Spass zu haben», sagt sie. Einfach sei der Umgang mit ihrer Tochter aber nicht immer, erklärt Mutter Daniela.
«Im Training ist Lara sehr fordernd, sie langweilt sich schnell und will darum immer neue Herausforderungen haben.» Das merkt man auch auf der Tartanbahn in St. Moritz Bad, wo verschiedene Sprint- und Explosivitätsübungen rasch aufeinanderfolgen. «Ich mache das volle Programm und habe keinerlei Schmerzen im Knie», sagt sie glücklich.
Zusätzliche Betreuung dank Red Bull
Colturi trainiert nicht immer alleine. Auf dem Schnee schliesst sie sich oft anderen Teams an – vor allem mit den Neuseeländerinnen und den Italienerinnen hat sie öfters zu tun. Gleichzeitig profitiert sie als Red-Bull-Athletin vom modernen Performance-Center in Salzburg (Ö), wo sie oft unter den Augen von Coach-Legende Robert Trenkwalder trainiert.
Vom Leben, das die meisten anderen 16-Jährigen haben, vermisst Colturi nichts. «Für mich war es immer normal, Ski zu fahren und nicht abzuhängen mit Freundinnen. Skifahren ist für mich wie Atmen», sagt sie. Und sowieso: In Cesena Torinese (I), wo sie aufgewachsen ist, sei nicht viel los. «Wenn ich mal zu Hause bin und freihabe, gehe ich gerne mit meinem Hund spazieren, höre Musik oder schaue Netflix.»
Die albanische Hymne? «Schwierig»
Bleibt die Frage: Kann sie die albanische Hymne schon auswendig? Immerhin wurde diese bei der letzten Junioren-WM gespielt, als sie in St. Anton (Ö) Super-G-Gold holte und dabei zum Teil deutlich ältere Konkurrentinnen schlug. Colturi, dessen Mutter einst dem albanischen Ski-Verband beratend zur Seite stand, sagt: «Noch nicht. Die Hymne ist schwierig. Vorerst versuche ich zuerst, nach Italienisch, Französisch und Englisch auch Deutsch zu lernen. Aber es ist hart.»
Bis die Hymne Albaniens im Weltcup gespielt wird, dauert es noch eine Weile. Angesichts ihres Talents gibt es viele, die daran glauben, dass es in den nächsten Jahren passiert. Zuerst muss sich Colturi, die im letzten Winter im Weltcup zweimal 17. wurde, aber an die erweiterte Weltspitze zurückkämpfen. «Ich habe noch Zeit», sagt sie und schmunzelt.