Vor 14 Jahren fuhr Lara Gut-Behrami (30) ihr erstes Weltcuprennen. Sie erlebte viele Hochs und Tiefs. Doch das, was sie in den letzten 56 Tagen durchmachte, sprengt den Rahmen der Vorstellungskraft. Rückblick: Bereits im Sommer hörte man Wunderdinge von der Tessinerin. Beim Saisonauftakt in Sölden Ende Oktober brillierte sie dann auch, zauberte perfekte Schwünge auf den Gletscher und wurde Zweite. Ihr Winter war lanciert.
Achterbahn der Gefühle
Was die Doppel-Weltmeisterin von Cortina damals nicht wusste: Sie hatte sich soeben in eine Achterbahn der Gefühle gesetzt. Nach dem ersten Höhepunkt sollte ihr Wagen schon bald nach unten rasseln. Beim Parallel-Bewerb von Lech-Zürs ging Gut-Behrami die Kraft aus, nur Rang 16. «Ich habe zwischen den Läufen geschwitzt, dann wieder gefroren. Ich kämpfe mit den Folgen einer Grippe», erklärt sie.
Eine Grippe? Für viele war klar: Nicht so schlimm – Gut-Behrami wird bald wieder die Alte sein! Bis es so weit war, folgte aber zuerst ein Corona-Looping. Denn: Die nordamerikanischen Behörden verlangten für die Einreise auf einmal eine doppelte Impfung. Und weil sich Gut-Behrami gemäss Blick-Informationen spät den ersten Piks abgeholt hatte, musste sie die zweite Spritze vorziehen, anstatt die üblichen vier Wochen abzuwarten. Was folgte, war Frust pur. Vor allem in Kanada ging es Gut-Behrami schlecht. Was sie genau hatte? Bis heute weiss es niemand. Fakt ist: Schon wenige Treppenstufen glichen einer Everest-Besteigung, Gut-Behrami atmete schwer.
Nach Top-Leistung der üble Sturz
Es folgte die unerwartete Auferstehung: Zweite im Super-G von Lake Louise (Ka), Erste beim Super-G von St. Moritz. «Es ist cool, ich geniesse es», sagte sie. Tags darauf donnerte Gut-Behrami mit 100 km/h in die Fangnetze. Sie überstand den Horrorsturz wie durch ein Wunder fast unbeschadet. «Ich habe blaue Flecken und die Schulter tut weh. Ansonsten geht es mir aber gut», erklärte sie bald nach dem Crash.
«Lara hat ganz leichte, milde Symptome»
Und nun also der Corona-Hammer. Lara wurde positiv getestet – sie ist bereits aus Val-d’Isère abgereist und geht für zehn Tage in Quarantäne. Schon ihr Bruder Ian Gut (26), der für Liechtenstein fährt, erwischte es vor einigen Wochen. «Es ist ein Impfdurchbruch. Lara hat ganz leichte, milde Symptome», sagt Walter Reusser. Der Schweizer Alpin-Direktor ergänzt: «Wo sie sich infiziert hat, ist schwer nachvollziehbar. Obwohl wir sehr vorsichtig sind und ständig testen, kann dies passieren. Wir reisen viel, haben Kontakt zum Hotelpersonal, auch normale Touristen sind da. Es ist enttäuschend und traurig, aber Lara ist gefasst.»
Fakt ist: Gut-Behramis Achterbahnfahrt geht weiter. Wann sie endet, ist ungewiss.