Der Paradiesvogel ist zurück. Nach einem Jahr Pause und einem Nationenwechsel startet Lucas Pinheiro Braahten (24) wieder im Skizirkus – als Brasilianer. Er will nicht einfach dabei sein. Das hat er gross angekündigt – und auch sofort umgesetzt.
Beim Weltcupauftakt im Sölden fährt er im Riesenslalom auf den vierten Platz – hinter drei ehemaligen Teamkollegen aus Norwegen. Zur grossen Freude seiner Fans liefert er gleich ein Freudentänzchen nach. Südamerikanische Vibes im österreichischen Schnee.
Und schreibt schon wenige Wochen später Geschichte. Braathen beschert Brasilien den ersten Ski-Podestplatz – als Zweiter im Riesenslalom von Beaver Creek.
In der vorletzten Saison hat Lucas Braathen noch als Norweger den Slalom-Weltcup gewonnen. Danach ist er überraschend, mit nur 23 Jahren, zurückgetreten. Er hat sich mit dem norwegischen Skiverband überworfen, sich je länger, je mehr eingeengt gefühlt.
Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.
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Er habe sich nicht so entfalten, seine Persönlichkeit ausleben können, wie er sich das gewünscht habe. Es ist nur eine Seite der Medaille. Die andere ist finanzieller Natur. Wie viele seiner Teamkollegen hat auch er sich mit dem Skiverband gestritten, weil dieser keine Athleten-eigenen Sponsoren zulässt.
Nun ist er sein eigener Chef. Das «Team Pinheiro» ist wohl das grösste Privatteam, das je im Skizirkus unterwegs war. Das Budget liegt bei über einer Million Franken. Neben Papa Björn gehören dazu drei Skitrainer, ein Servicemann, ein Konditionstrainer, eine Physiotherapeutin, eine Marketingspezialistin sowie ein eigener Foto- und Videojournalist. Die Sponsoren fordern Erfolge. Pinheiro fordert diese auch von sich selbst.
Wie haben Sie Ihr Comeback-Rennen in Sölden erlebt?
Braathen: Der vierte Platz fühlte sich wie ein Sieg an. Vor zwei Jahren wäre er eine Enttäuschung gewesen, doch in Sölden habe ich zum ersten Mal in meiner Profikarriere als Skifahrer eine Leistung erbracht, für die ich alleine verantwortlich war. Es war eine spirituelle Erfahrung, wie ich sie beim Skifahren noch nie zuvor erlebt hatte. Ich schaffte mein Comeback, konnte meine Fans glücklich machen und die Zweifler abstrafen. Es werden mich immer einige lieben und andere nicht. Doch ich bin endlich authentisch und das zählt.
Wie haben Sie es geschafft, sich und Ihr Team vorläufig zu finanzieren?
Die Finanzierung war klar Teil dieses verrückten Projekts. Mein Vater und ich haben zusammen angefangen – inzwischen sind wir zu einer starken Gruppe von Partnern gewachsen, alle haben bei der Finanzierung geholfen. Ich setze meinen Marktwert ein, um das Team zu finanzieren. Diesem Druck musste ich mich aussetzen, um die Freiheit zu haben, die Dinge anders zu machen.
Wie war es für Sie, auf einmal alleine, ohne Team, zu trainieren?
Das war ohne Zweifel die grösste Umstellung. Als Norweger hatte ich enge Freunde als Teamkollegen. Als Athlet fühlte ich mich aber immer unabhängig. Beide Situationen haben Vor- und Nachteile. Ich bin dankbar, dass ich auf meinem Weg einige grossartige Sparringspartner hatte. Ich durfte mit verschiedenen Nationalmannschaften Skifahren.
Wie haben Sie den Sommer über trainiert?
Nachdem ich im März mein Comeback angekündigt hatte, absolvierte ich zwei Skitrainingslager in Norwegen und Sölden. Dann folgte ein intensives Trockentraining in der Salzburger Seeregion. Zwischendurch flüchtete ich in ein kleines Haus auf Ibiza und absolvierte einen Teil meines Trockentrainings dort. Es war der perfekte Ort um zu entspannen und die nötige Ruhe zu finden.
Was hat der Brasilianer Pinheiro vor?
Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, wie Brasilien auf meine Entscheidung reagiert hat. Ich freue mich darauf, dieses wunderschöne und kulturell reiche Land zu vertreten und die brasilianische Flagge auf dem höchsten Niveau dieses Sports zu zeigen. Ich verspreche, eine Show zu veranstalten, Dinge zu zeigen, die die Menschen noch nie gesehen haben.