Der Fünf-Sekunden-Auftritt von Lara Gut-Behrami beim letzten Riesenslalom der Saison sorgt weiter für Diskussionsstoff. «Ich war müde», sagte die 29-Jährige. Deshalb habe sie schon nach zwei Kurven abgeschwungen und aufgegeben. «Das letzte Mal, dass ich es mit der Brechstange versucht habe, riss ich mir das Kreuzband. Es ist mir wichtiger, gesund zu sein.»
Slalom-Altmeister Didier Plaschy kann ihre Argumentation nur teilweise verstehen. «Der Starthang in der Lenzerheide ist sehr steil. Lara merkte, dass sie die nötige Spannung nicht hatte. Es war wie ein Kartenhaus, das zusammenbrach.»
Gleichzeitig aber sagt Plaschy: «Wer A sagt, muss auch B sagen. Als Familienvater, Trainer, TV-Experte und Pädagoge habe ich grosse Probleme damit, wenn jemand ein Rennen einfach aufgibt. Wie soll ich das den jungen Menschen erklären? Im Leben geht es doch darum, dass man sich durchkämpft. Manchmal gibt es Hochs, manchmal Tiefs – alles gehört dazu.»
Chance verpasst
Plaschy stösst zudem auf, wie Gut-Behrami sich nach ihrer Aufgabe verhielt. «Wieso geht sie nicht sofort zu den Medien und erklärt ihre Sicht der Dinge? Sie hätte sagen können: ‹Sorry, liebe Schweiz, aber es ging einfach nicht!› Da wäre bei vielen das Herz aufgegangen. So aber blieb ein ungutes Gefühl und viel Unverständnis. Schade.»
Für Plaschy ist klar, dass Sportler und Sportlerinnen sich gerade bei Niederlagen erklären. «Das macht Federer ja auch. Und zwar sofort nach dem Match.» Der Walliser betont, dass er grossen Respekt vor der Leistung Gut-Behramis in diesem Winter habe. «Auf den Ski ist sie genial. Daneben polarisiert sie.»