Ex-Ski-Star Beltrametti (41) spricht offen über sein Schicksal
«Ein Airbag hätte mich kaum geschützt»

Seit 19 Jahren sitzt Silvano Beltrametti im Rollstuhl. In seiner Heimat Lenzerheide spricht der ehemalige Ski-Star über den Weltcupfinal, Stürze und die Corona-Krise.
Publiziert: 20.03.2021 um 02:06 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2021 um 15:36 Uhr
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Silvano Beltrametti wurde nach seiner Ski-Karriere ein erfolgreicher Hotelier. Es freut ihn, dass der Weltcupfinal in seiner Heimat Lenzerheide stattfindet.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Mathias Germann

BLICK: Silvano Beltrametti, nur wenige Kilometer von ihrem Zuhause fahren die besten Skifahrer der Welt auf einer Piste, die Ihren Namen trägt. Wie ist das?
Silvano Beltrametti: Schön, klar. Ich bin zwar nicht mehr im Organisationskomitee, komme aber gerne vorbei, um mit Freunden und Bekannten zu reden.

Nach den Absagen der Speed-Rennen wird es für Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt schwierig, den Gesamtweltcup zu gewinnen.
Abgerechnet wird am Sonntag.

Gut-Behrami wurde Doppel-Weltmeisterin. Hätten Sie ihr dies zugetraut?
Es ist beeindruckend, wie sie die Rückkehr an die Spitze geschafft hat. Ich mag ihr das gönnen, denn ich weiss, was dahinter steckt – viel hartes Training und Schweiss. Es ist schön, dass sie nie aufgegeben hat.

In den letzten 60 Rennen schied Gut-Behrami nur zweimal aus und stürzte nie. Verrückt, oder?
Sie steht so zentral auf dem Ski, dass sie angreifen und ans Limit gehen kann, ohne dass es für sie gefährlich wird.

In diesem Winter gab es viele Verletzungen. Besonders der Sturz von Nicole Schmidhofer in Val d’Isère ging durch Mark und Bein.
Ich habe ihn nicht live gesehen. Aber Freunde haben mir sofort Bescheid gegeben.

Er ähnelte Ihrem verhängnisvollen Sturz vor 19 Jahren.
Sie stürzte weiter unten als ich, gleich nach der Kompression. Zum Glück kam sie glimpflich davon. Das tönt jetzt blöd…

Schmidhofer erlitt schwere Beinverletzungen, die Fortsetzung ihrer Karriere ist gefährdet.
Aber es ist nichts Bleibendes.

Bei Ihnen war dies anders, sie sitzen seit Ihrem Unfall im Rollstuhl. Hätte Ihnen ein Airbag, wie ihn heute einige Fahrer tragen, geholfen?
Ich denke nicht. Ich bin damals frontal mit dem Kopf an einem Eisenpfeiler aufgeschlagen. Durch die Wucht brach der Rücken. Es war wie bei einer Holzlatte, die man immer mehr biegt – irgendwo machts «klack». Der Airbag hätte mich lediglich bei der Landung auf dem Stein geschützt – aber das wäre nicht entscheidend gewesen.

Die Sicherheitsstandards wurden sich seit ihrem Unfall verbessert. Wie konnte es dazu kommen, dass Schmidhofer die Netze durchschnitt?
Wann man mit 100 km/h, messerscharfen Kanten und in einem bestimmten Winkel in ein Netz fliegt, hilft auch kein schnittresistentes Material.

Die Corona-Krise traf viele Hoteliers. Auch Sie mit Ihrem Berghotel «Tgantieni»?
Wir haben eine enorme Ohrfeige kassiert. Es war eine schwierige Wintersaison, aber wir bissen uns durch. Ich will nicht klagen, anderen erging es schlimmer.

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