Mitte Januar endete die Saison von Aleksander Aamodt Kilde (31) im Ziel-S der Lauberhorn-Abfahrt abrupt. Bei seinem Sturz zog er sich eine Schulterverletzung und eine tiefe Schnittwunde an der Wade zu.
Zwei Operationen und die Übersiedelung von Bern nach Innsbruck (Ö) später spricht der Norweger auf einer Online-Pressekonferenz über das, was er seither durchgemacht hat. «Es war eine harte Zeit», sagt Kilde. Vor allem für die Psyche, denn die Schmerzen sorgen für schlaflose Nächte. Für ihn ist es der «härteste Kampf, mit dem ich in meiner Karriere, vielleicht sogar in meinem Leben, konfrontiert war».
Operationen gut gelaufen
Erst kürzlich hat er auf Instagram seine Wunde gezeigt. Das Grusel-Foto sei eine Reaktion auf unzählige Nachrichten, erklärt Kilde. «Es klang simpel, eine ausgekugelte Schulter und eine Wunde an der Wade.» Er habe Nachrichten erhalten, die Leute seien froh, dass es nicht zu schlimm ist und ich bald zurückkomme. «Aber eine baldige Rückkehr wird es nicht geben. Das wollte ich damit zeigen.» Denn es sei vergessen worden, dass auch er ein Mensch sei. Mit dem Foto wollte er «Respekt für meinen Zustand erhalten und zeigen, wie es mir geht».
Da Nerven involviert sind, sei offen, wie lange die Heilung dauern wird. Nur so viel: Die beiden OPs sind gut gelaufen, eine dritte ist derzeit kein Thema. Aber: «Es braucht Zeit, und Zeit ist etwas, das ich habe.»
«Zurück in ein normales Leben»
Zu einem allfälligen Comeback will Kilde nicht viel sagen. «Ich sitze hier und bin mir nicht sicher, ob alles in einem halben, einem oder zwei Jahren verheilen wird.» Aktuell gehe es nicht darum, «zurück auf Ski zu kommen, sondern zurück in ein normales Leben». Dazu zählt: Wieder gehen zu können. Vorerst ist er auf den Rollstuhl angewiesen.
Aktuell weilt Freundin Mikaela Shiffrin (28) bei ihm. Die Amerikanerin muss nach ihrem Sturz in Cortina d'Ampezzo (It) eine Weile aussetzen. «Es ist schön, sie hier bei mir zu haben, auch wenn wir zum jetzigen Zeitpunkt der Saison nicht in dieser Situation sein wollen», meint Kilde. Während Shiffrin Glück im Unglück hatte und mit einer Überdehnung des Aussenbandes davongekommen ist, hat es in diesem Winter schon einige Ski-Asse übel erwischt.
Zu viel Rahmenprogramm
Gründe dafür sieht Kilde im Rahmenprogramm der Rennen. «Überall haben wir auch abends Verpflichtungen. Das bedeutet Stress für die Athleten. Das müssen wir besprechen und Lösungen finden.» Denn eines ist klar: «Wir können uns nicht erlauben, dass sich so viele Fahrer verletzen.»
Er selber hat zudem auf Schutzmassnahmen verzichtet, war ohne Airbag oder schnittfeste Unterwäsche unterwegs. Er werde künftig auf schnittfestes Material setzen, vielleicht auch auf einen Airbag, so Kilde. Auch wenn er sagt, dass «der Impact so gross war, dass es nicht sehr viel gebracht hätte. Die Verletzung in der Schulter wäre vielleicht etwas leichter ausgefallen.» (bir)