Silvester ist für Ski-Ass Holdener ein schwieriger Tag
«Ich habe Mühe, dass 2024 zu Ende geht – es war das letzte Jahr mit Kevin»

Wendy Holdener blickt auf ihr schwerstes Jahr zurück. Der Tod ihres Bruders Kevin im Februar überschattete 2024. Trotz emotionaler Herausforderungen zeigt die Skirennfahrerin Stärke – auf und neben der Piste.
Publiziert: 31.12.2024 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 31.12.2024 um 07:46 Uhr
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Der Tod ihres geliebten Bruders Kevin überschattete Wendy Holdeners Jahr. Er wurde nur 34 Jahre alt.
Foto: TOTO MARTI

Auf einen Blick

  • Wendy Holdener erlebte 2024 ihr schwierigstes Jahr nach dem Tod ihres Bruders
  • Weihnachten war anders, aber Familie gab Kraft und Trost
  • Holdener reist nicht nach Hause, sondern bereitet nächste Rennen vor
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Das Jahr geht zu Ende. Für Wendy Holdener (31) war es das schwierigste ihres Lebens. Natürlich, da war der Bruch im Knöchel, den sie im Dezember 2023 erlitt – sie verpasste alle restlichen Rennen des Winters. Im Vergleich zu dem, was sie neben der Piste durchmachte, war ihre Verletzung allerdings eine Nichtigkeit.

Am frühen Morgen des 22. Februars muss sie von ihrem geliebten Bruder Kevin Abschied nehmen. Mit 20 an einer komplexen und seltenen Krebsart erkrankt, verlor er mit 34 den Kampf dagegen.

«Kevin beeindruckte uns mit seinem Überlebenswillen und seiner Lebenslust, er bot der Krankheit tapfer die Stirn und konnte ihr nochmals einige wertvolle Lebensjahre abringen», liess Holdener kurz danach ausrichten. Und: «Kevins Tod zerreisst uns das Herz und hinterlässt in unserer Familie und in unserem Umfeld eine Lücke, die sich nie mehr schliessen wird. Wir sind unendlich traurig. Wir bitten euch, Kevin in bester Erinnerung zu behalten – und uns Zeit zu geben.»

Zehn Monate sind seither vergangen. Die Narbe, die der Tod ihres Bruders und Managers hinterlassen hat, ist riesig. «Ich versuche, nicht allzu viel darüber zu reden, weil ich sonst sehr emotional werde. Es sind überall Erinnerungen da, aber ja …», sagte Holdener am Freitag, vor den Rennen am Semmering. Den Satz beendete sie nicht.

Bruder in neuem Kalender: «Wollte ihn draufhaben»

Weihnachten sei in diesem Jahr «anders» gewesen als früher, so Holdener. Waren die Festtage trotzdem schön oder vor allem schwierig? «Die meiste Zeit war schön. Es gab zwischendurch auch immer wieder traurige Momente, aber das Zusammensein gab mir viel Kraft.» Auch Bruder Steve, der in Hongkong lebt, reiste mit seiner Verlobten nach Oberiberg SZ, um Weihnachten mit der Familie zu verbringen. «Ich habe sie lange nicht mehr gesehen.» Gemeinsam mit Kevins Witwe Carmen – die beiden heirateten einen Tag vor seinem Ableben – fuhren alle im Hoch-Ybrig Ski.

So wie in den letzten Jahren erstellte Holdener in den letzten Wochen auch diesmal einen Kalender mit privaten Fotos – ihn gibt es auf ihrer Homepage zu kaufen. Auf dem Februar-Foto sieht man sie gemeinsam mit Kevin – beide strahlen. «Ich wollte Kevin draufhaben. Der Februar ist nicht nur der Monat, in dem er gestorben ist, sondern dann ist auch sein Geburtstag», sagt sie.

Rückreise wäre zu aufwendig

Am Samstag und Sonntag bestritt Holdener ihre letzten Rennen des Jahres. Sie wurde 21. im Riesenslalom und Sechste im Slalom. Angesichts der Umstände – auch eine Erkältung macht ihr zu schaffen – eine starke Leistung. «Es geht mir nicht wirklich gut, ich bin ziemlich am Limit», erzählte sie danach. Unter diesen Voraussetzungen sei ihre Slalom-Platzierung etwas vom Besten, was sie in ihrer Karriere gezeigt habe, so Holdener.

Und wie geht es weiter? Die letzten Stunden des Jahres verbringt die Schwyzerin in Österreich mit dem Team, aber auch mit Kevins Ehefrau Carmen. Eine Rückreise in die Schweiz wäre zu weit und zu aufwendig, zumal Holdener physisch angeschlagen ist. In Kranjska Gora (Sln), das drei Autostunden vom Semmering entfernt liegt, stehen schon am nächsten Wochenende die nächsten Technik-Rennen auf dem Programm. «Ich werde mit den Ärzten schauen, welche Medikamente helfen, damit ich nächstes Wochenende wieder fit bin.»

«Es wird schwieriger als Weihnachten»

Holdener ist bewusst, dass die Gedanken an ihren Bruder besonders an Silvester wieder hochkommen werden. «Es wird schwierig. Schwieriger als Weihnachten, weil man da auch immer zurückblickt», sagt sie.

Ist sie dennoch froh, dass das Jahr zu Ende geht? Ihr schiessen die Tränen in die Augen. «Ich weiss nicht … Ich habe Mühe, dass 2024 zu Ende geht. Denn es war das letzte Jahr mit Kevin.»

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