Zwei Jahre nach WM-Coup
Kanadier beendet langes Warten auf den Premieren-Sieg

Den Tag des ersten Podestplatzes wird wohl kein Ski-Ass je vergessen. In der Ski-Saison 2024/25 haben das schon mehrere geschafft. Zehnmal gabs einen Premieren-Sieg – fünfmal durfte die Schweiz jubeln.
Publiziert: 25.01.2025 um 14:45 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2025 um 19:30 Uhr

Auf einen Blick

  • 21 Athleten feierten 22 Premieren auf dem Podest diese Saison
  • Walliser Talent brilliert bei Weltcup-Debüt in der Abfahrt
  • Schweizer triumphiert beim ersten Vorstoss in die Top 3
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Der erste Podestplatz der Karriere ist ein Meilenstein. Jede Skifahrerin und jeder Skifahrer strebt danach. Bei den einen gehts schneller, andere schaffen es erst gegen Ende ihrer Karriere. Die Freude darüber ist aber so oder so immer riesig. Besonders dann, wenn man erstmals auf das oberste Treppchen steigen darf.

In dieser Saison ist das schon mehreren Athletinnen und Athleten gelungen. In den ersten 24 der insgesamt 72 Rennen (14 von 38 bei den Männern und zehn von 34 bei den Frauen) feierten 15 insgesamt 16 Premieren. Während ein Athlet das Gefühl schon kannte, aber seiner neuen Nation die Premiere schenkte, hat eine Fahrerin auf den ersten Podestplatz auch gleich den ersten Sieg folgen lassen. Und die Schweiz darf sich gleich mehrfach über Premieren freuen.

Julia Scheib

Nach zahlreichen Rückschlägen und Verletzungen jubelt Julia Scheib (26) beim Saisonauftakt in Sölden (Ö). Als Dritte fährt sie am 26. Oktober das erste Mal aufs Weltcuppodest. Dafür brauchts einen Kraftakt der Österreicherin. Denn nach einem Fahrfehler liegt sie nach dem ersten Lauf nur auf Platz 14. Den Frust darüber schreit sie sich in der Mittagspause von der Seele. Wenn man ihre Aufholjagd sieht, mit Erfolg.

Foto: keystone-sda.ch

Camille Rast

Schon mehrfach ist Camille Rast (25) nur knapp neben dem Podest gelandet. Beim Slalom in Gurgl (Ö) am 23. November bricht die Walliserin den Bann. Im zweiten Lauf prescht sie von Platz 5 auf 3 vor und feiert ihre Premiere auf dem Treppchen. Damit aber nicht genug. Rast hat Lunte gerochen. Eine Woche später wird sie auch im Riesenslalom von Killington (USA) Dritte. Nur um tags darauf an gleicher Stätte im Slalom den ersten Sieg ihrer Karriere zu feiern. Zweite Premiere in dieser Saison für sie. Und im Januar kann Rast sogar nachdoppeln, sie gewinnt auch den Slalom in Flachau (Ö). 

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Lara Colturi

Lara Colturi (18) gilt als grosse Hoffnung im italienischen Team. Doch im Alter von 15 Jahren entscheidet sie sich für einen Nationenwechsel. Sie startet lieber für Albanien. Und schreibt für das Land Ski-Geschichte. Gemeinsam mit Camille Rast fährt Colturi in Gurgl (Ö) das erste Mal aufs Podest. Sie wird vor der Schweizerin Zweite. Anfang Januar doppelt Colturi nach und tütet als Zweite in Kranjska Gora (Sln) auch ihren ersten Riesenslalom-Podestplatz ein.

Foto: AFP

Justin Murisier

Den 6. Dezember 2024 wird Justin Murisier (32) wohl nie mehr vergessen. In Beaver Creek (USA) feiert der Schweizer seinen ersten Weltcupsieg – vor Teamkollege und Kumpel Marco Odermatt. Nach Platz 3 im Riesenslalom von Alta Badia (It) 2020 ist der Triumph in der Abfahrt erst sein zweiter Podestplatz. Besonders beeindruckend: Für den früheren Technik-Spezialisten ist das Rennen in den USA erst die 21. Weltcupabfahrt seiner Karriere.

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Miha Hrobat

Im 104. Weltcuprennen klappts. Der Slowene Miha Hrobat (29) fährt erstmals aufs Podest. In der Abfahrt von Beaver Creek (USA) wird er hinter dem Schweizer Duo Justin Murisier und Marco Odermatt Dritter. Davor hat Hrobat sein Potenzial immer mal angedeutet, etwa als er 2023 in Kitzbühel (Ö) Siebter wurde oder letzte Saison mit den 11. Plätzen in Bormio (It) und Kvitfjell (No).

Foto: Sven Thomann

Lukas Feurstein

Super-G und Riesenslalom sind die Disziplinen von Lukas Feurstein (23). Während er im Riesenslalom oft die Qualifikation für den 2. Lauf verpasst hat, liess der Österreicher im Super-G schon aufhorchen. Im Januar 2023 wurde er in Cortina d'Ampezzo (It) starker Sechster. Danach fuhr er viermal in die Punkte, ehe ihm am 7. Dezember in Beaver Creek (USA) der Coup gelingt. Mit Platz 3 feiert er den ersten Podestplatz seiner Karriere. Im Weltcup ist dies erst sein 12. Super-G.

Foto: Sven Thomann

Thomas Tumler

Beaver Creek und Thomas Tumler (35) – das passt. 2018 fuhr der Schweizer dort im Riesenslalom als Dritter seinen ersten Podestplatz heraus. Entsprechend gross war die Freude, dass der Skiort in Colorado erstmals seit 2019 wieder im Kalender ist. «Als ich das erfahren habe, habe ich zu meiner Frau Svenja gesagt, dass ich dieses Rennen gewinnen werde», verrät Tumler Blick. Und tatsächlich setzt er dieses Vorhaben am 8. Dezember in die Tat um. Schon nach dem 1. Lauf führt er und lässt sich diesen Sieg nicht mehr nehmen.

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Lucas Braathen

Zwölfmal stand Lucas Braathen (24) vor dieser Saison schon auf dem Weltcuppodest – fünfmal davon als Sieger. Und trotzdem feiert er in Beaver Creek eine Premiere. Nachdem er im Oktober 2023 seinen Rücktritt erklärt hatte, vollzog er einen Nationenwechsel. Anstatt für Norwegen fährt er neu für Brasilien. Und beschert dem Land des Zuckerhuts den ersten Podestplatz der Geschichte. Hinter Thomas Tumler wird er Zweiter.

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Patrick Feurstein

Sein Cousin Lukas Feurstein hats vorgemacht, nur sechs Tage später feiert auch Patrick Feurstein (28) den ersten Podestplatz seiner Karriere. Am 14. Dezember wird er im Riesenslalom von Val d'Isère (Fr) Zweiter. 2021 schrammte Feurstein als Vierter noch am Riesenslalom-Podest vorbei, 27 Rennen in dieser Disziplin später klappts.

Foto: keystone-sda.ch

Mattia Casse

2008 hat Werner Heel als bisher letzter und einziger Italiener den Super-G in Gröden (It) gewonnen. Nun ist diese Durststrecke seit dem 21. Dezember vorbei. Mit 34 Jahren feiert Mattia Casse zu Hause seinen ersten Sieg. Das Gefühl, in Italien aufs Podest zu fahren, kannte der Speedspezialist bereits. Zwei seiner drei weiteren Podestplätze erreichte er ebenfalls in der Heimat.

Foto: keystone-sda.ch

Jared Goldberg

Im 168. Weltcuprennen seiner Karriere gibts für Jared Goldberg (33) die Erlösung. Bei Casses Premierensieg fährt der Amerikaner im Super-G erstmals aufs Podest. Er wird Zweiter. Die Freude darüber ist riesig. Fast auf den Tag genau zwölf Jahre nach seinem Weltcup-Debüt – im November 2012 mit Platz 60 im Super-G von Lake Louise (Ka) – knackt Goldberg endlich die Top 3.

Foto: AFP

Leo Anguenot

Zum 23. Mal nimmt Leo Anguenot (26) am 22. Dezember einen Weltcup-Riesenslalom unter die Ski. Sein Bestresultat bis dahin: Platz 13. Dank eines fulminanten zweiten Laufs, in welchem er sich um sieben Positionen nach vorne schiebt, darf sich der französische Technikspezialist über seine Podestpremiere freuen. Er wird hinter Marco Odermatt Zweiter.

Foto: AFP

Alexis Monney

Zweimal ist Alexis Monney (24) vor dieser Saison in einer Weltcup-Abfahrt in die Top 10 gefahren: 2023 als Zehnter am Lauberhorn und 2024 als Achter in Kitzbühel (Ö). Am 28. Dezember nimmt der Schweizer erst zum dritten Mal die schwierigste Abfahrt im Weltcup in Angriff. Und setzt mit Startnummer 19 in Bormio (It) zum ganz grossen Coup an. Er schlägt Teamkollege Franjo von Allmen (23) um 24 Hundertstel und feiert nicht nur seinen ersten Podestplatz, sondern auch gleich seinen ersten Sieg. «Ich weiss nicht, wie ich es geschafft habe», ist er angesichts seiner doppelten Premiere sprachlos. «Es ist ein komisches Gefühl, aber cool.» Tags darauf tut es Monney erneut. Im Super-G wird er Dritter.

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Fredrik Möller

Im Super-G von Bormio (It) überrascht Fredrik Möller (24) am 29. Dezember alle. Erst zum achten Mal startet der Norweger in dieser Disziplin im Weltcup und darf sich schon über den ersten Sieg freuen. Bereits in den ersten beiden Super-Gs diesen Winter hat er mit zwei 4. Plätzen sein Potenzial angedeutet, nun schafft er beim ersten Vorstoss in die Top 3 wie Monney gleich den Sieg.

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Zrinka Ljutic

2006 hat mit Janica Kostelic (42) letztmals eine Kroatin ein Weltcuprennen gewonnen. Am 29. Dezember endet diese Durststrecke in Semmering (Ö). Zrinka Ljutic (20) zeigt bei ihrem ersten Slalom-Sieg eine Machtdemonstration, nimmt ihrer Konkurrenz 1,75 Sekunden und mehr ab. Davor ist sie im Weltcup schon fünfmal aufs Podest gefahren: einmal als Zweite im Riesenslalom, dreimal als Zweite und einmal als Dritte im Slalom. Nun ist Ljutic das siebte Ski-Ass, das in diesem Winter den Premieren-Sieg feiert. Die Kroatin doppelt nur eine Woche später nach und gewinnt auch den Slalom in Kranjska Gora (Sln).

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Albert Popov

Beim Nachtslalom von Madonna di Campiglio (It) bestreitet Albert Popov (27) am 8. Januar sein 87. Weltcuprennen. Mit einer Körpergrösse von 1,64 m ist er einer der kleinsten Athleten im Weltcup. An jenem Abend aber ist Popov für einmal der Grösste. Mit einem fulminanten zweiten Lauf stösst der Bulgare von Platz 8 an die Spitze vor und feiert seinen ersten Weltcupsieg.

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Samuel Kolega

Samuel Kolega (25) sorgt dafür, dass es beim Nachtspektakel in Madonna di Campiglio (It) weitere Premieren gibt. Erstmals trägt er mit der Acht eine einstellige Startnummer und fährt dann auch noch das erste Mal aufs Podest. Mit den Rängen 5 und 6 hat der Kroate im Dezember angedeutet, wo die Reise dereinst hingehen soll. Und im 61. Weltcuprennen klappts, als Dritter steigt er aufs Treppchen.

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Malorie Blanc

Im Januar 2024 wird Malorie Blanc Junioren-Weltmeisterin im Super-G und gewinnt in der Abfahrt Silber. Kurz darauf verletzt sie sich schwer. Sie zieht sich einen Kreuzband- und Aussenmeniskusriss sowie eine Zerrung des inneren Seitenbandes im linken Knie zu. Und zeigt nur ein Jahr später mit 21 Jahren ein sensationelles Debüt im Weltcup. Beim ersten Super-G scheidet sie noch aus, dafür schafft sie bei der Abfahrts-Premiere die Sensation. Mit Startnummer 46 fährt sie am 11. Januar in St. Anton (Ö) auf Platz 2. Nur sieben Hundertstel hinter Siegerin Federica Brignone. Wahnsinn!

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Lauren Macuga

Nach der Abfahrt gibts auch im Super-G von St. Anton (Ö) eine Premiere. Lauren Macuga (22) fährt in ihrem 17. Weltcuprennen in dieser Disziplin nicht nur das erste Mal in die Top 3, sondern gleich auf Platz 1. Die Amerikanerin profitiert dabei mit Startnummer 17 von leicht besseren Sichtverhältnissen als die vor ihr gestarteten Top-Athletinnen. Ihr Potenzial hat sie schon länger angedeutet. In den saisonübergreifend letzten acht Super-Gs vor ihrem Erfolg ist sie mit einer Ausnahme (Platz 19) immer in die Top 15 gefahren. Nun grüsst sie erstmals von ganz oben. Und gewinnt als erste Amerikanerin überhaupt den Super-G von St. Anton.

Foto: keystone-sda.ch

Franjo von Allmen

Wo lässt sich eine Premiere schöner feiern als zu Hause? Das denkt sich Franjo von Allmen (23). Nach einem dritten (Super-G) und zwei zweiten Plätzen (Abfahrt) gelingt dem Berner am Lauberhorn der Coup. Er gewinnt Mitte Januar den Super-G. Nach Justin Murisier, Thomas Tumler und Alexis Monney ist er der vierte Schweizer, der in diesem Winter erstmals triumphiert. Dank Camille Rast bei den Frauen steht das Swiss-Ski-Team bei fünf Premieren-Siegen.

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James Crawford

Am 9. Februar 2023 krönte sich James Crawford (27) überraschend zum Weltmeister im Super-G. Eine Hundertstelsekunde nahm er damals Aleksander Aamodt Kilde (32) ab. Und das, ohne davor je im Weltcup triumphiert zu haben. Er stand bis dahin dreimal auf dem Podest (2. im Super-G und je einmal 2. und 3. in der Abfahrt). Nach dem WM-Coup schien der erste Sieg nur noch eine Frage der Zeit. Und doch musste Crawford noch lange darauf warten – 716 oder knapp zwei Jahre, um genau zu sein. Und dann schlägt er nicht im Super-G zu, sondern in der Königsdisziplin. Auf der Streif in Kitzbühel (Ö) ist es am 25. Januar soweit. Crawford feiert in der Abfahrt den ersten Weltcupsieg seiner Karriere.

Foto: AFP
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