Trotz der schier erdrückenden Überlegenheit von Marco Odermatt hat Henrik Kristoffersen einen Titel auch in diesem Winter auf sicher. Die Rede ist von der inoffiziellen Trophy für den unbeliebtesten Rennfahrer im Weltcup-Zirkus.
Selbst die norwegischen Landsmänner, die ansonsten berühmt sind für den Zusammenhalt in ihrer Mannschaft, können nicht viel mit dem überehrgeizigen, cholerischen Kristoffersen anfangen. «Wir sind zwar beide Norweger. Aber Henrik hat sich für sein eigenes Team entschieden, der Rest von uns arbeitet in einer eigenen Trainingsgruppe. Er gibt mir nichts, er bekommt nichts von mir. Kristoffersen ist ganz einfach ein weiterer Konkurrent von mir», gab Lucas Braathen vor zwei Jahren in den norwegischen Medien zu Protokoll.
Lieber hinter Kilde als Kristoffersen
Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt wird sich mit dem streitbaren Slalom-Weltmeister an diesem Wochenende um die Riesenslalom-Kugel duellieren. Vor den beiden Rennen am «Podkoren»-Hang liegt der Nidwaldner exakt 100 Punkte vor dem Top-Techniker aus der Region Oslo.
Und selbst der untadelige Sportsmann aus Buochs lässt immer wieder durchblicken, dass ihm Siege über Kristoffersen besonders gut schmecken. Vor der WM in Courchevel wurde er im grossen Sonntagsblick-Interview gefragt, ob er mit einem zweiten Rang hinter dem eloquenten Aleksander Aamodt Kilde besser leben könnte als mit dem zweiten Platz hinter dessen verbissenem Landsmann Kristoffersen. Odermatts Antwort: «Das stimmt. Zweiteres ist ein No-Go …»
Kristoffersens Tirade in Adelboden
Es sind Aussagen wie nach dem diesjährigen Riesenslalom in Adelboden, mit denen sich Kristoffersen im Fahrerfeld so unbeliebt macht. Der 28-Jährige wurde hinter Odermatt Zweiter und rechnete bei der anschliessenden Pressekonferenz mit Österreichs Technik-Trainer Martin Kroisleitner ab, welcher den zweiten Lauf ausgeflaggt hatte. «Ich hätte es ja nachvollziehen können, wenn ein Schweizer Trainer zugunsten von Odermatt einen derart direkten Riesenslalom gesetzt hätte. Dass nun aber auch ein Österreicher den Schweizern in die Karten spielt, kann ich wirklich nicht nachvollziehen.»
Odermatt hat diese Kristoffersen-Aussage nie öffentlich kommentiert. Wir dürfen aber davon ausgehen, dass der Riesen-Weltmeister und Olympiasieger seinem Gegenspieler aus dem hohen Norden in Kranjska Gora die passende Antwort auf der Piste geben wird.