Völlig ausgepumpte Shiffrin feiert 100. Weltcupsieg
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Im Slalom von Sestriere:Völlig ausgepumpte Shiffrin feiert 100. Weltcupsieg

Shiffrin von A wie ABFTTB bis Z wie Zyklus
Wie sie beleidigt wurde, wer sie inspiriert, was Skilegende sie lehrte

Mikaela Shiffrin (29, USA) feiert ihren 100. Weltcupsieg. Die Ski-Königin beeindruckt nicht nur auf der Piste. Hier sind 26 spannende Fakten über die erfolgreichste Skirennläuferin aller Zeiten.
Publiziert: 13:36 Uhr
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Aktualisiert: 15:20 Uhr
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Sie kann die Korken knallen lassen: Mikaela Shiffrin feiert ihren 100. Weltcupsieg.
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Mathias GermannReporter Sport

Der 100. Weltcupsieg ist perfekt. Höchste Zeit, um Mikaela Shiffrin (29, USA) hochleben zu lassen. 26 Fakten über die Ski-Königin, die vielleicht nicht jeder kannte.  

A wie ABFTTB

Was das bedeutet? Always be faster than the boys. Also: Sei immer schneller als die Jungs. Ex-US-Skifahrerin Heidi Voelker (55) hat die Abkürzung Shiffrin einst neben einem Autogramm notiert. Shiffrin nahm es sich zu Herzen und war in ihrer Jugend tatsächlich meist schneller als ihre männlichen Kollegen. Den Schriftzug hat Shiffrin auf den Helm drucken lassen.

Oberhalb des Brillenbandes ist der Schriftzug erkennbar.
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B wie Bashing

Bei den Olympischen Spielen in Peking musste Shiffrin mächtig unten durch – als grosse Favoritin gestartet, holte sie keine einzige Medaille. Danach wurde sie auf Social Media teilweise übel beleidigt. Sie machte eine Auswahl der offenbar gegen sie gerichteten Hasskommentare und Beleidigungen publik. Darin heisst es unter anderem «Kann nicht mit Druck umgehen», «Versagerin», «Du hast bekommen, was du verdienst», «Dumme Blondine» oder «Narzisstin».

C wie Cortina

Im Januar 2024 rissen auf der Tofana die Kreuzbänder gleich reihenweise. Nicht bei Shiffrin – doch auch sie flog auf der über Nacht gefrorenen Piste heftig ab. Sie erlitt eine Dehnung des Seitenbandes im Knie und verpasste so viele Rennen, dass Lara Gut-Behrami ihr im Gesamtweltcup enteilte. Auch wegen dieses Sturzes verzichtet Shiffrin nun auf Abfahrten. 2026 hat sie die Chance, in Cortina Revanche zu nehmen für die verpatzten Olympischen Spiele 2022 (keine Medaille).

D wie Dad

Shiffrin liebte ihren Vater Jeff so sehr, dass sie nach seinem Tod aus der Balance geriet. Jeff Shiffrin (1954-2020) war im Hauptberuf Anästhesist, förderte Shiffrins Karriere aber seit frühen Jahren. Er stürzte bei Handwerksarbeiten vom Dach ihres Hauses in Colorado und verstarb im Spital. «Egal, was mir noch passiert. Das war die grösste Verletzung meiner Karriere», sagte Shiffrin. Rückblickend meinte sie über die damalige Zeit: «Ich wollte nicht mehr Skifahren. Ich wollte nichts essen. Ich wollte nicht mehr schlafen.»

Papa Jeff hat Shiffrin von Anfang an gefördert.
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E wie Eileen

Shiffrins Mutter war einst auch Skifahrerin und trainierte ihre Tochter selbst, als diese noch ein Kind war. Von Skischulen hielten weder sie noch Jeff etwas. Als Shiffrin ein Teenager war, schrieben sie ihre Tochter aber in ein Ski-Internat ein.

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F wie Federer

Shiffrin hat den Schweizer Tennis-Maestro immer wieder mal getroffen – auch wegen ihres Sponsors Barilla. 2019 sprach sie gegenüber Blick über eine längere Begegnung beim Laver Cup in Genf: «Ich konnte kaum glauben, dass sich Roger so viel Zeit für mich nahm. Ich bin ein grosser Fan, das weiss er. Trotzdem hat er die Fähigkeit, mit den Leuten ganz normal zu sprechen. Beeindruckend.»

Zwei Grosse ihres Sports: Shiffrin und Federer.

G wie Goat

Man sollte verschiedene Sport-Epochen nicht miteinander vergleichen. Doch bei Shiffrin machen viele eine Ausnahme – schlicht zu gross ist ihr Palmarès. Zweifache Olympiasiegerin, acht WM-Goldmedaillen, 100 Weltcupsiege, fünf grosse und elf kleine Kristallkugeln. Fast noch verrückter: Shiffrin gewann in ihrer Karriere mehr als ein Drittel aller Rennen, zu denen sie antrat. Sie ist wohl die Greatest of All Time (Goat), also die Grösste aller Zeiten.

H wie Holdener

Die beiden mögen sich nicht nur, sondern sind sogar Freundinnen. Und das, obwohl Shiffrin schon zwölf mal einen Sieg der Schwyzerin verhinderte. «Als ich 2022 meine ersten Slalom-Siege im Weltcup gefeiert habe, hat sich Mikaela mit mir gefreut – das ging mir nahe», erzählte Holdener. Letztes Jahr erklärte Shiffrin: «Wendy hat nicht den gleichen Weg wie ich gehabt. Ich würde sagen, ihr Weg war in verschiedenen Weisen härter. Sie musste viele Hürden überspringen, hat sich aber immer verbessert. Ich bewundere das sehr.»

I wie Inspiration

Eine davon ist für Shiffrin Pop-Star Taylors Swift. «Sie liebt es, ihrer Leidenschaft nachzugehen, mit den Fans zu interagieren und zu performen», so Shiffrin.

J wie Jetten

Shiffrin machte zuletzt deutlich, wie viel sie von den teils langen Reisen im Ski-Weltcup hält: wenig. Wir erinnern uns: Von Sölden ging es nach Levi, dann zurück ins Ötztal (Gurgl) und nun nach Killington. «Das ist wirklich hart. Für den Körper, aber auch für den Geist», so Shiffrin. Und natürlich macht sie auch ein Fragezeichen hinter dem ökologischen Fussabdruck im Weltcup.

K wie Kilde

Er ist Shiffrins grosse Liebe. Der Ski-Elch, der nach seinem fürchterlichen Sturz in Wengen in diesem Winter keine Rennen fahren wird, scheint für die US-Frau wie gemacht. Er ist offenherzig, lustig und dennoch wie sie ein enorm hart arbeitender Profi. Nachdem Kilde sich verletzt hatte, kümmerte sich Shiffrin im Spital lange um ihn. Shiffrins Mutter Eileen sagte 2023 zu Blick: «Aleks ist sehr geerdet, er hält Mikaela ruhig.» Die beiden sind mittlerweile verlobt.

Shiffirn und Kilde sind das Ski-Traumpaar.
Foto: keystone-sda.ch

L wie Lebensmotto

Es wurde Shiffrin von ihrem geliebten Vater Jeff mit auf den Weg gegeben: Be nice. Think first. Have fun. Übersetzt also: Sei nett. Überlege zuerst. Habe Spass. Die Sätze prangen auch auf Shiffrins Helm. Und zumindest von Aussen hat man den Eindruck, dass Shiffrin genau nach ihnen lebt.

M wie Musik

Shiffrin spielt hervorragend Klavier, singt und tanzt auch gerne. Sie verriet einmal, dass Mozarts Stücke sie inspiriert haben. «In seinen Werken halten sich Chaos und Harmonie die Waage», sagte sie einst.

Mikaela Shiffrin singt ein Liebeslied für Kilde
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Aufmunterung in schwerer Zeit:Mikaela Shiffrin singt Liebeslied für Kilde

N wie Nickerchen

Shiffrin schläft für ihr Leben gern. Sie geht nicht nur fast immer um 21.00 Uhr ins Bett, sondern hält sogar auch zwischen zwei Riesenslalom- oder Slalom-Läufen ein Nickerchen. Sie bekam einst den Spitznamen «Sir Naps A Lot» – das entspricht einer Person, die am Tag gerne zwischendurch schläft.

O wie Oma

Shiffrins Bindung zu ihrer Grossmutter Pauline Condron, die 2019 nach langer Krankheit 98-jährig starb, war stets gross. Das spiegelt sich nicht nur in ihrem Namen – sie heisst Mikaela Pauline Shiffrin – wider. Als der Ski-Star 2017 in Killington (USA) den Riesenslalom fuhr, war Condron erstmals im Zielraum eines Weltcuprennens. Shiffrin gewann und weinte danach vor Glück. «Dass meine Nana (so nannte sie ihre Grossmutter liebevoll) dies sehen konnte, ist unglaublich. Ich kann es nicht beschreiben. Nie vorher war ich so stolz wie in diesem Moment.»

Ihre Oma hat Shiffrin viel bedeutet.

P wie Politik

Zu Beginn ihrer Karriere vermied Shiffrin politische Statements. Einerseits, weil sie sich dafür nicht qualifiziert fühlte. Andererseits, weil sie Angst vor Shitstorms hatte. Das ist nun anders. Shiffrin kritisierte die lasche Corona-Einstellung in ihrer Heimat, verlangte schärfere Waffengesetze und solidarisierte sich mit der Bewegung «Black Lives Matter». Zuletzt meinte sie über den US-Wahlkampf: «Unter den Kandidierenden bevorzuge ich die weibliche Lösung.»

Q wie Qualität

Shiffrin hat längst erkannt, dass mehr nicht immer besser ist. Sie trainiert teilweise extrem intensiv, lässt ihrem Körper danach aber auch Zeit für die Regeneration. Und: Sie verzichtet im Winter immer wieder auf Rennen (nicht nur Abfahrten), wenn sie findet, dass sie eine Pause braucht.

R wie Rücktritt

Wie lange noch? Nicht nur nach dem Tod ihres Vaters dachte Shiffrin daran, die Ski an den Nagel zu hängen. Nach Kildes Verletzung (sie war ebenfalls angeschlagen) dachte das Duo offenbar sogar über einen gemeinsamen Rücktritt nach. «Es gab Momente, in denen wir uns müde gefühlt haben.»

S wie Social Media

Shiffrin ist in den sozialen Netzwerken, obwohl sie die Gefahren davon kennt (siehe B wie Bashing), sehr aktiv. Dabei teilt sie auch sehr private Texte, Fotos und Videos.

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T wie Training

Vater Jeff liess Mikaela in ihrer Jugend nur wenige Rennen fahren. Er war der Ansicht, dass man eine Sportart erst nach 10’000 Stunden Übung beherrsche. Und so musste «Mika» lange auf Zeitvergleiche mit anderen verzichten.

U wie unersättlich

Nein, Shiffrin ist das Gegenteil. Sie behauptet fast schon mantraartig, dass sie Rekorde toll fände, sie aber nicht jagen würde. Vielmehr seien es die Journalisten, die sie auf die immer neuen, möglichen Bestmarken ansprechen würden.

V wie Vonn

Kaum zu glauben: Ex-Speed-Queen Lindsey Vonn (40) war einst Shiffrins Babysitterin. Später, im Weltcup, warf die Frau, die in diesem Winter ihr Comeback gab, Shiffrin Egoismus vor. Offenbar hatte Vonn Mühe mit dem grossen Erfolg ihrer Landsfrau. Später ging sie aber auf Kuschelkurs: «Sie ist die beste Skifahrerin, die jemals gelebt hat.»

Vonn (l.) war einst Shiffrins Babysitterin.
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W wie Work-outs

Als Kind konnte Shiffrin Trockentrainings nichts abgewinnen. «Ich mochte keinen Schweiss», sagt sie. Das änderte sich. Bei einem Blick-Besuch in Albertville (Fr) im Sommer 2019 erklärte ihr damaliger Kondi-Coach Jeff Lackie nach einer brutalen Kondi-Einheit: «Die Wahrheit ist, dass Mikaela härter arbeitet als alle anderen. Einige Athleten muss man zum Arbeiten trimmen. Sie haben die Motivation nicht in sich. Mikaela schon.»

X wie X (früher Twitter)

Zuletzt zeigte Shiffrin ihren Fans Bilder von den Polarlichtern. «Ich habe sie erstmals gesehen und mir einen Traum erfüllt», meinte sie in Levi. Kurz darauf gewann sie den Slalom und ihr achtes Rentier. Prompt taufte sie es Rori – in Anlehnung an Aurora borealis, wie die Polarlichter wissenschaftlich genannt werden.

Y wie Yoga

Viele tun es im Ski-Zirkus, manche schwören gar darauf. Shiffrin aber nicht! «Schlafen ist meine Mediation», sagte sie einst. «Es ist die einzige Zeit, wo ich mich erholen kann – physisch und emotional.»

Z wie Zyklus

Es war eines der witzigsten Interviews überhaupt. Nach ihrem Sieg beim Riesenslalom in Kronplatz vor einem Jahr sprach Shiffrin etwas verlegen über ihre Menstruation. Sie befinde sich gerade «an einem ungünstigen Zeitpunkt des monatlichen Zyklus», weshalb sie müder sei als sonst. Im ORF wurde vom auf Englisch geführten Interview das Wort «Cycle» für Zyklus allerdings etwas anders übersetzt. Der Moderator sprach stattdessen vom Radfahren (engl.: «Cycling») und dem monatlichen Velo-Ausflug, für den Shiffrin nun die Energie fehlen würde. Shiffrin nahm alles mit Humor.

Shiffrin spricht über ihren Zyklus – ORF versteht Radfahren
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Peinlicher Übersetzungsfehler:Shiffrin spricht über Zyklus – ORF versteht Radfahren
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