Dass Chris von Rohr reihenweise Musikhits und Buchbestseller abliefert, dürften die meisten wissen. Weniger bekannt ist die sportliche Seite der Rocklegende. Der Solothurner liebt Fussball und Tennis! Und Ski? «Den Ramon Zenhäusern finde ich cool. Wir haben einen gemeinsamen Freund, und der hat mir schon einiges von ihm erzählt.»
Aus diesem Grund hat SonntagsBlick Chris von Rohr gebeten, via Skype ein Interview mit Zenhäusern zu führen. CvR hat spontan Ja gesagt. Aber als Ramon zu Beginn dieses virtuellen Gesprächs eine Maske trägt, legt Chris sein Veto ein: «Ramon, du brauchst keine Maske. Du musst dir den ganzen Dreck mit mir jetzt ungefiltert reinziehen!» Das Gespräch ist lanciert.
Chris von Rohr: Ramon, ich habe viele Informationen über dich. Wir haben ja einen gemeinsamen Freund in Zermatt.
Ramon Zenhäusern: Ich weiss, Joel Müller. Der hat eine Gitarre von dir.
Ja, ich helfe Joel und seiner Schwester Romène beim Projekt Sky of Augustine, einer vielversprechenden Band. Ich war kürzlich wieder oben, und er ist schon ein ganz toller Typ.
Er ist einer meiner besten Freunde. Wir gingen gemeinsam zur Schule, x Jahre. Joel ist ein Supertyp.
Und er war ein talentierter Skifahrer, habe ich gehört.
Er ist ein Riesentalent, ein Multitalent. Er ist super in allem, was er anfängt.
Und dann singt er noch so! Er hat mir übrigens gesagt, dass ich dich fragen soll, wie das bei dieser Insider-Schaumparty auf Gran Canaria abging ... Komm erzähl, wir sind unter uns!
Das war die Maturareise. Wir waren 23 Schüler, davon 19 Frauen und 4 Buben. Ja, es hat recht gerockt.
Ihr könnt also nach einem Sieg schon auch etwas Party machen?
Sicher. Wir sind auch nur Menschen. Das Maturajahr war deftig. Ich fuhr schon Weltcup und war in einer normalen Maturaklasse ... Ja, das war dann eine schöne Reise als Belohnung.
Wie muss ich mir das vorstellen, was jetzt gerade vor einem so wichtigen Rennen wie dem WM-Slalom bei dir abgeht? Gibts da Massage, Meditation? Wie bereitest du dich vor?
Nicht gross anders wie beim Weltcuprennen. Grundsätzlich «chille» ich zwei Tage vorm Rennen, damit ich am Wettkampftag fit bin und giggerig auf das Rennen.
Das Essen hat eine immer grössere Bedeutung bekommen. Was isst du? Wohl nicht ein Steak am Abend vor dem Rennen, oder?
Ich probiere schon, gesund zu essen. Aber oft sind wir lange unterwegs, und ich esse einfach, was es gibt. Sehr professionell ist das alles noch nicht. Aber da muss man schon schauen, dass man nicht Chips und Pommes bekommt.
Ich habe gehört, dass einige Skifahrer wegen Corona finanzielle Engpässe haben. Muss ich mich nun sorgen, dass du zu wenig Geld hast, um deinen Pool zu heizen?
Wir sind extrem glücklich. Solange es Skirennen gibt, dürfen wir nicht klagen. Aber klar: Den Skimarken gehts nicht so gut. Die verkaufen nicht so viele Ski. Klar, gibts da Kürzungen. Aber wenn man links und rechts schaut, müssen wir froh sein.
Technische Frage: Ich sah deinen letzten Lauf. Du als Doppelmeter, hättest du nicht mehr Chancen in der Abfahrt als in diesem verdammten Slalom-Twist?
Ja, das sagen viele. Aber ich bin ein viel zu grosser Angsthase, da habe ich viel zu viel Respekt. Und meine Grosseltern würden das auch gar nicht aushalten.
Coole Antwort. Gefällt mir. Sehr ehrlich. Wann hast du das letzte Mal richtig getrunken?
(Pause) Das ist lange her!
Welche Rolle spielt Musik in deiner Wettkampfvorbereitung – oder überhaupt in deinem Leben?
Klarinette habe ich mal gespielt. Momentan spiele ich aber nur noch mit dem Grossvater unter dem Christbaum. Aber ja, Musik spielt eine wichtige Rolle. Das Erste, was ich morgens tue, wenn ich losgehe, ist Musik auflegen. Und das Letzte, was ich tue abends, ist auch Musik auflegen. Musik ist extrem wichtig in meinem Leben.
Und welche Stilrichtung?
Je nach dem … Von Radio bis Hardrock, was mich aufputscht, bis zu Sky of Augustine. Ich bin vielseitig.
Klingt gut. Aber wir müssen zusammen über Corona reden: Wie sehr engt dich die Maske ein, und wie viele Stäbchen musstest du dir schon durch die Nase ins Hirn stecken lassen?
Solange wir nicht mit der Maske Ski fahren müssen, gehts. Wir sind wirklich privilegiert. Aber ja: Die Nase ist grösser geworden mit alle diesen Stäbchen ...
Du könntest jetzt in der Woche des WM-Slaloms keinen Jass klopfen mit deinen Kollegen wegen dieser Infektionspanik, oder?
Doch, doch. Wir werden alle drei Tage getestet, auch um hier anreisen zu dürfen. Ich musste in den letzten zehn Tagen dreimal testen, zuletzt heute. Alle waren negativ. Innerhalb der Bubble dürfen wir uns frei bewegen. Wobei ich dieses Interview unter freiem Himmel mache, weil die Journalisten nicht in unsere Bubble dürfen.
Okay … man weiss ja, dass 30 Prozent der PCR-Tests falsch sind! Könnt ihr auch schon den Test mit der Zunge machen? Den Antigen-Test? Oder geht ihr immer noch durch die Nase ins Hirn?
Ja, noch immer.
Wie stehst du zum Impfen? Wurde dein griechischer Götterbody schon angestochen?
(Lacht) Definitiv noch nicht. Meine Grosseltern sind geimpft. Naja, aber im Moment ist das kein Thema. Aber sag mal: Hast du dich schon impfen lassen?
Gegen Rock ’n’ Roll? Nein, ich habe in meinem Leben erst eine Impfung gekriegt und meine Tochter auch. Ich bin da nicht so der Impf-Jubler. Ich stärke mein Immunsystem anders und glaube nicht, dass die Impfungen, die jetzt im Schnellverfahren entstanden sind, das Allheilmittel sind. Aber schlussendlich muss das jeder selbst entscheiden.
Aber einen Corona-Test hast du auch schon gemacht?
Ja, als ich nach Griechenland ging. Aber die haben das locker gemacht. Dann gabs dann im Hotel ein Telefon: Sie sind negativ. Dann war ich am anderen Morgen auf der Akropolis, alleine, mega cool. Aber nun etwas ganz anderes: Deine Freundin ist ja auch 1,90 Meter. Du bist 2 Meter. Wenn ihr über den Nachwuchs redet, überlegst du dir schon, ein XXL-Bett für den Säugling ranzufahren?
Da haben wir noch nicht daran gedacht. Aber wenn wir mal ein Haus bauen, werden das definitiv Spezialeinheiten sein.
Wie lange seid ihr schon zusammen?
Zwei Jahre.
Ist sie auch so eine Frohnatur wie du? Du bist ja immer «The most happy motherfucking camper», wenn man dich sieht. Immer smilen, immer einen Spruch – fast wie ich. Oder ist sie eher down to earth?
Sie ist noch das grössere Kalb als wir beide zusammen. Sie hat nur Scheiss im Kopf.
Dann ist sie wie meine Liebste …
Was machst du eigentlich gerade? Die Abschiedstournee wurde ja wegen Corona abgesagt.
Ja, wir müssen Amerika, England, Mexiko und Kanada nachholen. Wenns geht im 2022. Jetzt ist das Album «Live at -Wacken» herausgekommen. Die CD musst du dir reinziehen. Wie wenn du dein perfektes Rennen fährst, haben wir vor 70 000 Leuten einen ganz guten Lauf erwischt. Wurde zum Glück gefilmt. Und in dieser kargen Zeit wollen wir das den Fans weitergeben. Und ich male und schreibe. Schreiben ist ja mein zweites grosses Ding.
Ich muss unbedingt mal dein Buch lesen.
Ja, Joel solls dir geben. Da gehts auch um Mutmachen, sich durchsetzen, Leidenschaft, all das. Ist eine Liebeserklärung an fünf Jahrzehnte Rock ’n’ Roll.
Ich habe bis vor einem Jahr studiert und keine Zeit gehabt, normale Bücher zu lesen.
Tönt nach Trockenzeit, Amigo!
Seit einem Jahr habe ich jetzt Zeit.
Du wirst das Buch lieben. Es ist süffig geschrieben. Es ist aus dem Leben und ehrlich. Es war ja auch nicht umsonst das Sachbuch Nummer eins in der Schweiz. Übrigens kann ich dir denselben Tipp geben, den ich seinerzeit Schwingerkönig Sempach gab: Zieh dir vor einem Rennen mal Krokus live rein. Da kannst du Power tanken.
Das mache ich definitiv für den Start oder so. Hast du einen speziellen Song im Kopf, der mir vor diesem WM-Slalom einen besonderen Kick verleihen könnte?
«Hoodoo Woman» oder «Heat-strokes». Und zwar die Version auf unserem Live-Album. Weil die hat noch mehr Druck als die aus dem Studio. Vielleicht machst du ja nach der WM bei mir in Solothurn einen «Boxenstopp»?
Ja, ich würde mich freuen.
Du kannst jederzeit vorbeikommen in mein House of Rock. Wir werden für dich die Spaghetti Tornado kochen.
Was sind Spaghetti Tornado?
Wie soll ich das sagen? Das ist eine Geheim-Sauce mit speziellen grünen Kräutern drin, nebst Rosmarin und Oregano ... Man kann sie aber auch nature bestellen mit griechischem Öl und Käse drüber. Wichtig ist bei den Spaghetti, dass man sie richtig macht: zwischen al dente und Momente, also nicht zu weich.
Du weisst aber, dass ich regelmässig in die Dopingkontrolle muss?
Ja, okay. Dann machen wir Tornado 2. Easy. Aber ein Glas guter Rotwein, ein Primitivo, das liegt ja drin, oder? Ich werd dir noch ein Bild malen fürs neue Haus mit Farben, die du und deine Liebste mögen. Und wenn ich gestorben bin, kannst du es ja verkaufen, sollte es dir verleiden.
Da komme ich gerne darauf zurück …
Hey Man: Ich drücke dir total die Daumen! Wir werden eine Kerze für dich anzünden, das kommt gut!