Nein, mit dieser Riesen-Pleite hat nun wirklich niemand gerechnet. Sechs Riesenslaloms haben wir in diesem Weltcup-Winter bisher erlebt, bei jedem dieser Rennen stand mindestens ein Schweizer auf dem Podest. Doch ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt passt wenig bis gar nichts zusammen.
Mit Marco Odermatt (vier Riesen-Podestplätze in dieser Saison), Gino Caviezel (3. In Sölden) und Justin Murisier (3. in Alta Badia) scheitern drei Schweizer bereits im ersten Durchgang aus. «So etwas darf ganz einfach nicht passieren», poltert Swiss Ski-Präsident Urs Lehmann bei seiner Halbzeit-Analyse. «Das kann vor allem dann nicht sein, wenn man bedenkt, dass die Fahrer von den anderen Nationen in diesem ersten Lauf fast ausnahmslos ins Ziel gekommen sind».
Lehmann: «Wirklich ärgerlich!»
Tatsächlich bleibt im ersten Teil dieses Rennens von den namhaften Athleten neben dem Schweizer-Trio einzig Österreichs Manuel Feller auf der Strecke. Dass es im zweiten Durchgang dann auch Top-Favorit Alexis Pinturault erwischt, macht den Ärger bei Urs Lehmann nur noch grösser: «Die Medaillen wären diesmal verhältnismässig billig zu haben gewesen. Wirklich ärgerlich, dass wir das nicht ausnutzen konnten.» Und weil bei der WM eben wirklich nur Medaillen zählen, ist es auch kein echter Trost, dass Loic Meillard in seinem vierten Cortina-Einsatz zum dritten Mal in den Top-5 landet.
Doch was ist nun wirklich schief gegangen? Swissski-Alpinchef Walter Reusser holt aus: «Wir waren in diesem Rennen einfach nicht bereit. Einige Athleten hatten zu wenig Grip, haben sich schlecht bewegt und sind dadurch richtig schlecht Ski gefahren!» Zu wenig Grip bedeutet, dass die Abstimmung des Materials nicht gepasst hat.
War Kronplatz-Training ein Fehler?
«Weil sich auf dieser Piste eisige und griffige Passagen abgewechselt haben, war es hier aber auch besonders schwierig, die richtige Abstimmung zu finden.» Aber Reusser spricht bei seiner Analyse noch ein anders Problem an: «Vielleicht war es ein Fehler, dass wir am Tag vor diesem Riesen auf dem Kronplatz auf einer komplett vereisten Piste trainiert haben. Wichtig ist jetzt einfach, dass wir uns zusammensetzen und alle Fehler in der Vorbereitung ganz offen und ehrlich ansprechen. Dann werden wir auch aus diesem Rennen gewinnbringende Schlüsse ziehen können.»
Odermatt im Nummern-Pech
Marco Odermatt wird vom Alpinchef aber schon jetzt aus der Schusslinie genommen: «Marco hatte diesmal mit der Startnummer 1 eher ein Nach- als ein Vorteil. Weil auf dieser Strecke zuvor noch nie ein Rennen ausgetragen wurde, hat er mit der 1 überhaupt keine Anhaltspunkte, an welcher Stelle er wie viel riskieren kann.»
Somit hat nach dem zweitletzten WM-Rennen bei den Männern nur eine Schweizerin Grund zur Freude. Gemeint ist natürlich Michelle Gisin, welche die Silbermedaille von ihrem Goldschatz Luca de Aliprandini bejubeln kann. Und Mathieu Faivre gewinnt nach dem Parallel- auch den Spezial-Riesenslalom. Im Weltcup war der Franzose in dieser Saison nie besser als Rang 8 ...