Auf einen Blick
- Camille Rast gewinnt erstmals im Weltcup und führt Gesamtwertung an
- Rast überwindet jahrelange gesundheitliche Probleme und feiert Durchbruch
- Wendy Holdener wird Zweite, insgesamt vier Schweizerinnen in Top 15
Wird an diesem eisigen Sonntag auf der Piste «Superstar» ein künftiger Superstar geboren? Für eine solche Prognose ist es viel zu früh. Aber was Camille Rast auf den Hang in Killington in den Schnee – oder besser, aufs Eis – zaubert, lässt alle staunen. Diese Angriffslust! Diese Technik! Diese Lockerheit! Die 25-jährige Walliserin belohnt sich nach Jahren des Schmerzes und gewinnt erstmals. «Es ist verrückt. Ich weiss nicht, was ich sagen soll. Ich bin so glücklich», sagt sie.
Rasts Sieg ist eine kleine Überraschung, aber bei weitem keine Sensation. Schon als Blick sie wenige Wochen vor dem Saisonstart in Auvernier am Neuenburgersee im Kondi-Training besuchte, sprühte sie vor Energie und Freude. Sogar dann, wenn sie von Coach Florian Lorimier 175 Kilo auf die Langhantel draufgepackt bekam. «Ich habe vor sieben Jahren meinen ersten Weltcupstart gemacht. Aber die Leute vergessen, dass ich praktisch drei davon verloren habe. Würde man sie abziehen, wäre ich nicht 25, sondern 22 Jahre alt», erzählte sie danach.
Was sie meinte? Rast litt früh in ihrer Karriere unter dem pfeifferschen Drüsenfieber, hatte mit Depressionen zu kämpfen, riss das Kreuzband und wurde immer wieder krank. Doch sie gab nicht auf. «Nun bin ich zum ersten Mal richtig gesund», sagte sie.
Rast ist die Nummer 1 im Gesamtweltcup
Wozu dies führen kann, erlebt man seit einigen Wochen. Zwölfte, Fünfte, Dritte, Dritte, Erste – das sind ihre Resultate seit dem Saisonauftakt in Sölden. Nun führt Rast im Slalom- und im Gesamtweltcup. «Wow, ich kann es nicht glauben. Das habe ich nicht so erwartet. Heute werden wir zusammen einen sehr schönen Abend haben, das ist klar», so Rast.
Auch drei andere im Team von Swiss-Ski jubeln. Wendy Holdener wird Zweite – es ist der erste Schweizer Doppelsieg im Slalom seit 28 Jahren (Sonja Nef vor Marlies Oester). Und nach einem Jahr Verletzungspause ist die Holdener wieder da, wo sie schon 35 Mal zuvor im Weltcup stand: auf dem Podest. Sie prescht im zweiten Lauf von Platz 9 auf 2 vor. «Ich habe das Herz in die Hand genommen», sagt sie. Holdener nutzt dabei die Gunst der Stunde und fährt auf dem von ihrem Coach Jörg Roten gesetzten Kurs Bestzeit. «Das ist richtig cool.»
Nörgler werden nun einwenden: Das war alles nur möglich, weil Mikaela Shiffrin (29, USA) fehlte. Vielleicht. Doch dafür können die Schweizerinnen, bei denen Mélanie Meillard (Fünfte) und Aline Höpli (15.) auch überzeugen, nichts. Shiffrin erlitt am Samstag bei ihrem Sturz eine Stichwunde im Bauch. Diese wird wegen der Infektionsgefahr nicht genäht – wann sie zurückkehren wird, ist offen.