Für manchen Österreicher kommt es der Höchststrafe gleich, wenn ein Schweizer serienweise Skirennen gewinnt. Doch Marco Odermatt hat selbst im Land unseres Erzrivalen einige Anhänger. Bis dato sind es zehn Austrianer, die den Mitgliederbeitrag im offiziellen Odi-Fanclub bezahlen.
Und mit Franz Klammer (69) verneigt sich nun sogar Österreichs Abfahrts-Kaiser, der mit 25 Siegen den Weltcup-Rekord in der Königsdisziplin hält, vor dem Nidwaldner. «Was Odermatt am Samstag im zweiten Lauf vom Riesenslalom in Adelboden gezeigt hat, gehört zum Besten, was ich jemals gesehen habe», schwärmt der Olympiasieger von 1976 und legt nach: «Kristoffersen hat ja bereits eine enorm starke Fahrt vorgelegt. Aber dann hat Marco mit einem wahren Husarenritt gekontert, in dem er dreimal ganz nahe am Sturz war. Aber mit seiner überragenden Klasse hat er diese heiklen Momente gemeistert. Und es wird nicht mehr lange dauern, bis dieser geniale Bursche erstmals eine Weltcup-Abfahrt gewinnen wird.»
«Er besitzt die Frechheit von Hermann Maier»
Vielleicht schon am Samstag bei der Lauberhorn-Abfahrt in Wengen? ORF-Experte Hans Knauss (51) hat sich im letzten Winter mit seiner Prognose bezüglich Odermatts Auftritt ordentlich das Maul verbrannt. «Ich war mir damals sicher, dass Marco für diese ganz spezielle Abfahrt die Routine fehlt und habe deshalb nicht daran geglaubt, dass er auf dieser Piste in den Top Ten landet. Aber dann ist er nach dem Sieg im Super-G und dem zweiten Rang in der verkürzten Abfahrt in der Original-Abfahrt Vierter geworden. Und deshalb traue ich ihm in diesem Jahr den Sieg auf der längsten Abfahrt der Welt absolut zu.»
Der Kitzbühel-Sieger von 1999 bewundert neben der filigranen Technik, dem überragenden Instinkt und der mentalen Stärke noch etwas an Odermatt: «Er besitzt wie zu meiner Zeit Hermann Maier die Frechheit, dass er immer wieder schier unmögliche Dinge wagt. Und dank seiner Überform geht ihm derzeit auch wirklich alles auf.»
«Das ist das Allergrösste!»
Ein aussergewöhnlicher Skirennfahrer war auch Fritz Strobl (50). Der Abfahrts-Olympiasieger von 2002 hält bis heute den Streckenrekord auf der «Streif» in Kitzbühel (1.51,58). Und auch er gehört zu den Österreichern, die öffentlich ihre Sympathie für den 25-jährigen Schweizer Sportler des Jahres kundtun. «Es ist ein Augenschmaus, Marco beim Skifahren zuzuschauen. Seine Bewegungen sind von Kopf bis Fuss harmonisch.»
Strobl hat nach Odermatts Sieg in Adelboden aber noch etwas anders imponiert: «Dass sich Marco nach diesem geschichtsträchtigen Erfolg für die Heimfahrt in den Bus von seinem Fanclub gesetzt hat, finde ich das Allergrösste. Diese Aktion beweist, dass er ein besonders bodenständiger und sympathischer Mensch ist.»