Noch kein einziger Podestplatz
Schweizer Coach nennt Grund für Kristoffersen-Krise

Vor zwölf Monaten musste sich Henrik Kristoffersen in Adelboden einzig von Marco Odermatt geschlagen geben. In der laufenden Saison hat der Skandinavier ausnahmslos enttäuscht. Sein Schweizer Coach liefert den Hintergrund.
Publiziert: 03.01.2024 um 12:12 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2024 um 18:17 Uhr
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Kurz vor Weihnachten erlebte Henrik Kristoffersen in Alta Badia den vorläufigen Tiefpunkt im Riesenslalom.
Foto: Getty Images
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Es war der spektakulärste Skimarkentransfer in der Alpin-Geschichte – im Frühling 2022 wechselte Henrik Kristoffersen von Rossignol auf die Van-Deer-Latten von Marcel Hirscher. Die «Hochzeit» zwischen dem Norweger (30 Einzelweltcupsiege) und dem achtfachen Gesamtweltcupsieger aus Österreich war auch deshalb so brisant, weil sie sich bis zu Hirschers Rücktritt 2019 nicht leiden konnten.

Im letzten Winter harmonierten die beiden Ausnahmeerscheinungen aber. Beim Slalom in Garmisch hat Kristoffersen den ersten Weltcupsieg auf den Hirscher-Ski eingefahren, sechs Wochen später gewann er bei der WM in Courchevel Slalom-Gold.

«Das war miserabel!»

Doch aktuell hat der 29-jährige Norweger in der laufenden Saison noch keinen Podestplatz erreicht. Den vorläufigen Tiefpunkt erlebte der Riesenslalom-Weltmeister von 2019 kurz vor Weihnachten in Alta Badia. Kristoffersen musste sich beim Doppel-Riesen auf der Gran Risa aufgrund von offensichtlichen Setup-Problemen zweimal mit dem siebten Rang begnügen.

Besorgniserregend waren für den Ehrgeizling aus der Region Oslo vor allem die Rückstände: Im ersten Rennen hat er vom überragenden Marco Odermatt eine Packung von 3,10 Sekunden erhalten, 24 Stunden später hat Kristoffersen 2,67 Sekunden auf den Nidwaldner eingebüsst. «In Alta Badia haben wir wirklich miserabel ausgesehen», so die Analyse von Kristoffersens Schweizer-Coach Jörg Roten.

Der Walliser erklärt, wo der Schuh bei seinem Schützling drückt. «Im letzten Winter ist Henrik mit dem Lange-Schuh gefahren, den er aus der Rossignol-Zeit gewohnt war. Nachdem Lange im letzten Frühling die Zusammenarbeit wohl auch auf Druck von Rossignol beendet hat, baute Van Deer einen eigenen Schuh, den wir kurz vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden erhalten haben. Bis jetzt haben wir die passende Abstimmung zwischen Schuh und Ski noch nicht gefunden.»

«Es besteht die Gefahr, dass wir den Überblick verlieren!»

Der Bruder der ehemaligen Slalom-Vize-Weltmeisterin Karin Roten (47) erklärt, wie komplex diese Suche nach dem passenden Setup ist: «Im Vorjahr war es relativ einfach, Ski- und Schuh abzustimmen, weil Henrik mit dem Lange-Modell jahrelange Erfahrung hatte. Diese elementaren Anhaltspunkte fehlen uns beim neuen Van-Deer-Schuh und deshalb besteht auch die Gefahr, dass wir bei diesem Abstimmungsprozess den Überblick verlieren. Wenn etwas nicht passt, wissen wir nicht genau, ob der Ski, der Schuh oder der Athlet das Problem ist.»

Die jüngsten Trainings machen Mut

In Adelboden war Kristoffersen in der Vergangenheit besonders schnell: Am Chuenisbärgli hat der geniale Techniker in den letzten zehn Jahren zwei Siege und neun weitere Podestplätze erkämpft. Und die letzten Trainings auf der österreichischen Reiteralm haben im Kristoffersen-Clan die Hoffnung geweckt, dass Kristoffersen auch heuer eine wichtige Rolle auf dem selektivsten Riesen-Hang der Welt spielen kann.

«Henrik ist in den letzten Tagen besser Ski gefahren als in Alta Badia», betont Trainer Roten. Hat Kristoffersen die ideale Abstimmung zwischen den Ski und Schuhen aus dem Hause Hirscher nun etwa doch gefunden? Eine erste Antwort sollten wir am Samstag-Vormittag im ersten Riesenslalom-Durchgang in Adelboden erhalten.

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