Der fünffache Gesamtweltcupsieger Marc Girardelli kann sich besonders gut ausmalen, was auf Lucas Braathen (24) oder Marcel Hirscher (35) nach ihrem Verbandswechsel zukommen wird. Der gebürtige Vorarlberger hat 1976 als zwölfjähriger Knirps seine österreichische Lizenz mit einer Startgenehmigung von Luxemburg getauscht.
«Ausschlaggebend für diesen Wechsel waren damals Intrigen, die im Vorarlberger Landesverband gegen meinen Vater und mich geschmiedet wurden. Irgendwann wurde es meinen Eltern zu blöd», erinnert sich der 60-Jährige, welcher als Allrounder 46-Weltcupsiege eingefahren hat (3 Abfahrt, 9 Super-G, 7 Riesenslalom, 16 Slalom, 11 Kombination). Ausser der Lizenz hat Girardelli von den Luxemburgern aber nicht viel erhalten. «In den ersten vier Jahren haben meine Eltern praktisch alles finanziert. Aber weil ich bereits mit 16 im Weltcup gute Ergebnisse verbuchen konnte, habe ich früh ein paar hochkarätige Sponsoren an Land gezogen.»
Der grösste Girardelli-Fanclub bestand aus zwei Frauen
Bei Weltcuprennen in der alten Heimat musste der grosse Gegenspieler von Pirmin Zurbriggen (61) viel Hass ertragen. «Wenn ich in Österreich einen Lauf besichtigt habe, wurde ich von Zuschauern am Streckenrand immer wieder als Landesverräter beschimpft. Ich kann das bis heute nicht nachvollziehen, weil ich ja nie für ein Land, sondern in erster Linie für mich Rennen gefahren bin.»
Girardelli hat mit seinen Erfolgen auch keine Alpin-Euphorie in seiner Wahl-Heimat ausgelöst: «Ich bin zwar ein paar Mal zu Luxemburgs Sportler des Jahres gewählt worden, zudem wurde ich in den Freundeskreis von Grossherzog Henri aufgenommen. Aber es war nicht so, dass plötzlich viele Luxemburger meinetwegen zu den Skirennen gepilgert wären. Bei einer Ski-Übertragung war einmal ein Transparent mit der Aufschrift ‹Grösster Girardelli-Fanclub› zu sehen. Dieser Fanclub bestand aus zwei Frauen. Eine davon war meine Coiffeuse ...»
Christa Kinshofer (63): Die Müncherin gewann im Winter 1978/79 fünf Weltcup-Riesenslaloms in Folge und sicherte sich 1980 Olympia-Silber im Riesenslalom. Nach Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Trainingsmethoden wechselte Kinshofer ins holländische Ski-Team. 1987 kehrte sie zum DSV zurück und belegte bei den Olympischen Spielen in Calgary im Riesenslalom den zweiten Platz hinter Vreni Schneider. Im Slalom holte «Kinsi» Bronze.
Elfi Eder (54): Nach drei Weltcupsiegen und dem Gewinn von Slalom-Bronze bei der WM 1993 hat sich die Salzburgerin mit der ÖSV-Führung zerstritten und hat nach einer Sperre von einem Jahr die Saison 1998/99 für Grenada bestritten. Die Erfolge sind jedoch ausgeblieben.
Romed Baumann (38): Der gebürtige Tiroler gewann bei der WM 2013 Kombi-Bronze für Österreich, kam danach aber nicht mehr auf Touren. Dank seiner bayrischen Frau hat Baumann 2019 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten und wurde 2021 in den DSV-Farben Vize-Weltmeister in der Abfahrt.
Pepi Strobel (50): Weil der Lauberhornsieger von 2000 im österreichischen Abfahrts-Team keinen fixen Startplatz mehr hatte, wechselte er 2004 zu Slowenien. Weltcuppunkte hat Strobel für seine Wahl-Heimat bis zum Rücktritt 2006 jedoch keine eingefahren.
Urs Imboden (49): Seinen grössten Erfolg als Swiss-Ski-Athlet erzielte der Münstertaler 2002 bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City mit dem fünften Platz im Slalom. An diese Leistung konnte er in den Jahren danach nicht mehr anknüpfen, deshalb hat Imboden seinen Kader-Platz in der Schweiz verloren. Nach der Annahme der moldawischen Staatsbürgerschaft ging der Bündner ab der Saison 2006/07 für das Binnenland in Südosteuropa an den Start. 2010 belegte Imboden beim Slalom in Adelboden den siebten Rang.
Christa Kinshofer (63): Die Müncherin gewann im Winter 1978/79 fünf Weltcup-Riesenslaloms in Folge und sicherte sich 1980 Olympia-Silber im Riesenslalom. Nach Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Trainingsmethoden wechselte Kinshofer ins holländische Ski-Team. 1987 kehrte sie zum DSV zurück und belegte bei den Olympischen Spielen in Calgary im Riesenslalom den zweiten Platz hinter Vreni Schneider. Im Slalom holte «Kinsi» Bronze.
Elfi Eder (54): Nach drei Weltcupsiegen und dem Gewinn von Slalom-Bronze bei der WM 1993 hat sich die Salzburgerin mit der ÖSV-Führung zerstritten und hat nach einer Sperre von einem Jahr die Saison 1998/99 für Grenada bestritten. Die Erfolge sind jedoch ausgeblieben.
Romed Baumann (38): Der gebürtige Tiroler gewann bei der WM 2013 Kombi-Bronze für Österreich, kam danach aber nicht mehr auf Touren. Dank seiner bayrischen Frau hat Baumann 2019 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten und wurde 2021 in den DSV-Farben Vize-Weltmeister in der Abfahrt.
Pepi Strobel (50): Weil der Lauberhornsieger von 2000 im österreichischen Abfahrts-Team keinen fixen Startplatz mehr hatte, wechselte er 2004 zu Slowenien. Weltcuppunkte hat Strobel für seine Wahl-Heimat bis zum Rücktritt 2006 jedoch keine eingefahren.
Urs Imboden (49): Seinen grössten Erfolg als Swiss-Ski-Athlet erzielte der Münstertaler 2002 bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City mit dem fünften Platz im Slalom. An diese Leistung konnte er in den Jahren danach nicht mehr anknüpfen, deshalb hat Imboden seinen Kader-Platz in der Schweiz verloren. Nach der Annahme der moldawischen Staatsbürgerschaft ging der Bündner ab der Saison 2006/07 für das Binnenland in Südosteuropa an den Start. 2010 belegte Imboden beim Slalom in Adelboden den siebten Rang.
Ob Hirscher in Holland mehr Euphorie auslösen kann, wird sich zeigen. «Der Skiverband ist nicht wirklich heiss darauf, den Spitzensport zu fördern», sagt der holländische Journalist Sieb Oostindie zu Blick. «Die Leute im Verband wissen eigentlich gar nicht genau, wie ein Ski aussieht. Sie sind hilfsbereit, aber haben eigentlich keine Zeit dafür. Das war schon bei Adriana Jelinkova zu sehen, die jetzt für Tschechien fährt.» Vielleicht ändert sich das nun, wo sie einen der grössten Skifahrer aller Zeiten in ihren Reihen haben.
Der steinige Weg von Ginnis
Besonders viel Dreck fressen musste nach dem Nationen-Wechsel der amtierende Slalom-Vize-Weltmeister AJ Ginnis (29). Der in Athen geborene «Zick-Zacker» hat die ersten Weltcuprennen für die USA, das Heimatland seiner Mutter, bestritten. Als Amerikaner hat er 2015 auch die Bronzemedaille bei der Junioren-WM gewonnen. Doch nach zwei Kreuzbandrissen wurde Ginnis von den Entscheidungsträgern vom US-Ski-Team aussortiert.
Ginnis suchte daraufhin das Gespräch mit dem griechischen Verband. Die erste Sitzung verlief ernüchternd. «Der Präsident hat mir klargemacht, dass der Verband bis auf Weiteres kein Geld für einen Slalom-Fahrer wie mich ausgeben werde.» Ginnis hat danach selbstständig ein paar Geldgeber aufgetrieben, somit konnte er zwei Betreuer anstellen. Wie klein das Budget im Team Ginnis war, belegt folgendes Beispiel: «Um die Hotel- und Flugkosten einzusparen, kam es schon vor, dass meine Trainer die 2700 Kilometer von Österreich zur Trainingsstrecke im schwedischen Kåbdalis ohne längeren Zwischenhalt mit dem Auto zurückgelegt haben. Sie haben dafür 40 Stunden benötigt.»
Norweger geben Braathens FIS-Punkte frei
Seit dem Gewinn der WM-Silbermedaille erhält Ginnis von Griechenlands Verband 70'000 Euro. «Mit diesem Geld können wir aber lediglich 25 Prozent der Team-Spesen abdecken», verrät er. Wie viel Geld Lucas Braathen vom brasilianischen Verband bekommt, ist unbekannt. Weil er für sein Team mit Red Bull einen gigantischen Sponsor gewinnen konnte, spielt das aber auch keine grosse Rolle.
Viel wichtiger für Braathen ist, dass Norwegen die Freigabe für den Verbandswechsel erteilt hat. Somit wird er sein Weltcup-Comeback im kommenden Winter mit einer günstigen Startnummer geben können. Auch Hirscher hat die Freigabe bekommen. Einfach so darf er aber nicht wieder im Weltcup starten. Er muss sich mit der Teilnahme an kleinen FIS-Rennen wieder im Ranking nach oben arbeiten und sich so für einen Weltcupstart qualifizieren. Und dort dann zunächst mit höheren Startnummern ins Rennen gehen.