Als im Ziel Grün aufleuchtet, schaut sie ungläubig im Zielraum umher. Kurz darauf geht sie in die Knie, vergräbt ihr Gesicht. Weltcupsieg Nr. 87 ist Tatsache. Shiffrin schreibt Skigeschichte. Ein Tag, den sie nie vergessen wird.
Wochenlang stellt die ganze Skiwelt dieselbe Frage: Wann wird Mikaela Shiffrin den Rekord von Ingemar Stenmark egalisieren? Nun hat sie, die sagt, dass ihr Rekorde nicht viel bedeuten, mit zwei Siegen innert 24 Stunden die schwedische Legende bereits überflügelt.
Sie gewinnt den Slalom von Are in überragender Manier. Wendy Holdener muss sich einmal mehr nur Shiffrin geschlagen geben. Trotz starkem 2. Lauf siegt Shiffrin mit 0,92 Sekunden Vorsprung. Im SRF zieht Holdener den Hut vor der neuen Rekordhalterin: «Ich habe sie nur ‹Champion› genannt und gratuliert. Zum Schluss habe ich noch gesagt, wenn ich schon so viele zweite und dritte Ränge habe, dann ist es okay, weil sie dabei gewesen ist.»
Darum wird Shiffrin dieses Rennen nie vergessen
Tags zuvor wollte sich Shiffrin noch nicht mit der Möglichkeit des 87. Weltcupsiegs auseinandersetzen. Wohl wissend, dass sie als Topfavoritin im Slalom bereits am Samstag zuschlagen kann.
Das schiebt sie aber komplett weg, sagt im SRF-Interview sogar, sie finde es cool, auch vor einem Rennen, in dem es für sie um nichts gehe, nervös gewesen zu sein. Dabei ging es darum, Sportgeschichte zu schreiben! Ihre Reaktion im Ziel zeigt dann aber doch, was dieser Sieg auslöst. Entscheidend für die Emotionen ist aber, wer diesen Sieg im Zielraum mitverfolgt hat.
«Fragte mich, wer die zwei Personen waren»
Ihre Familie schien sich nämlich sehr wohl mit der Möglichkeit dieses historischen Sieges auseinanderzusetzen. Und sorgt mit einem überraschenden Besuch dafür, dass auch Shiffrin dieses Rennen nie vergessen wird.
«Ich wusste nicht, dass mein Bruder und meine Schwägerin kommen. Ich sah meine Mutter, aber fragte mich, wer die zwei Personen vor ihr waren.» Erst dann habe sie realisiert, wer für sie nach Are gereist war. Dass sie im Ziel mit ihnen Blickkontakt hatte, sei prägend. «Momente wie diese sorgen dafür, dass mir dieser Slalom als eines der speziellsten Rennen, die ich je gefahren bin, in Erinnerung bleibt.»
Zum Glück war also die Familie vor Ort. Der Tag, an dem man die schwedische Legende Ingemar Stenmark überflügelt, soll auch in spezieller Erinnerung bleiben. (dti)