Nach beeindruckendem Saisonstart
Werden wir jetzt von der Ösi-Welle überrollt?

Die Österreicher wirken zu Beginn dieser Alpin-Saison so stark wie seit Jahren nicht mehr. Die Auferstehung der ÖSV-Techniker wird jedoch durch die Analyse von Experten relativiert.
Publiziert: 23.11.2023 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 23.11.2023 um 05:12 Uhr
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Österreichs Männer hinterlassen zu Beginn der neuen Saison einen besonders starken Eindruck. Marco Schwarz glänzte beim abgebrochenen Riesen in Sölden mit Bestzeit.
Foto: AFP
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Die Österreicher sind derzeit komplett narrisch! Das liegt zum einen am Fussball-Nationalteam, das am Dienstag in einem Freundschafts-Kick die übermächtig anmutenden Nachbarn aus Deutschland besiegen konnte.

Noch wichtiger ist für die meisten Austrianer das ewige Alpin-Duell mit der Schweiz. Und nachdem die ÖSV-Techniker 2019 durch den Rücktritt von Marcel Hirscher in ein tiefes Loch gefallen sind, kommen sich die Österreicher nach eineinhalb Männer-Rennen in diesem Winter schon wieder ganz gross vor. Grund: Beim Riesen in Sölden lag Marco Schwarz bis zum witterungsbedingten Rennabbruch vor Marco Odermatt in Führung, und am letzten Wochenende konnte die rot-weiss-rote Armada beim Slalom in Obergurgl dank Manuel Feller, Marco Schwarz und Michael Matt einen Dreifachsieg einfahren. Die Wiener Kronenzeitung schrieb danach vom «stärksten Auftakt von unseren Männern seit 25 Jahren».

Österreicher konnten Heimvorteil eiskalt ausnutzen

Handelt es sich um eine Momentaufnahme, oder haben uns die Österreicher, die in der letzten Saison keinen einzigen Slalom gewinnen konnten, in den technischen Disziplinen tatsächlich überholt? Blick stellt diese Frage einem Tiroler, der vor 25 Jahren das finnische Alpin-Wunder eingeleitet hat: Der Kitzbüheler Christian Leitner hat Kalle Palander (46) zum Slalom-Weltmeister geformt.

Leitner glaubt nicht daran, dass seine Landsleute auch in den nächsten Rennen dem Rest der Welt um die Ohren fahren werden. Der 59-Jährige führt den totalen Triumph von Obergurgl in erster Linie auf den Heimvorteil zurück. «Die Österreicher waren neben dem von Obergurgl gesponserten Briten David Ryding die einzigen, die vor den Rennen regelmässig auf diesem Hang trainiert haben. Das war in diesem Fall ein besonders grosser Vorteil, weil man bei diesen speziellen Bedingungen auf dem Gletscher mehr Zeit braucht, um das passende Setup zu finden.» Es sei darum kein Wunder, dass Ryding in diesem Rennen Vierter hinter drei Österreichern geworden ist.

Der deutsche Slalom-Altmeister Frank Wörndl (64, Weltmeister 1987, Olympia-Silbermedaillen-Gewinner 88) pflichtet Leitner bei: «Während die Latten bei den meisten internationalen Stars aufgrund von Abstimmungsproblemen wie wild herumgesprungen sind, hatten die Österreicher unisono eine ganz ruhige Skiführung. Wenn die anderen Nationen vor dem Rennen ähnlich viele Testeinheiten wie die Österreicher auf diesem Hang absolviert hätten, dann hätte die Rangliste wohl anders ausgesehen.»

Der nächste Showdown auf der «Birds of Prey»

Am übernächsten Wochenende werden wir die Fortsetzung vom Duell der beiden Marcos, Odermatt gegen Schwarz, erleben. Und zwar in der Abfahrt und im Super-G in Beaver Creek auf der berüchtigten «Birds of Prey».

Während Odermatt beim amerikanischen Speed-Klassiker in den letzten vier Jahren zwei Siege und drei zweite Plätze herausfuhr, hat Schwarz auf der «Raubvogel-Piste» erst ein Rennen bestritten. Im letzten Dezember wurde der Kärntner mit einem Rückstand von 1.63 Sekunden auf Odermatt 24. Obwohl sich Schwarz in der Zwischenzeit in den schnellen Disziplinen enorm gesteigert hat, spricht viel dafür, dass die Euphorie in Österreich nach dem Beaver-Creek-Weekend wieder etwas abklingen wird.

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