Champagner? Jasmine Flury (30) trinkt nur selten Alkohol. Und doch hat sie mehr denn je Lust darauf. Der Grund: Am grössten Tag ihrer Karriere gab es keinen. «Stimmt. Weder nach dem Rennen noch bei der grossen Siegerehrung am Abend. Das fand ich schade», so die Bündnerin.
Tatsächlich blieb Flury nach ihrer WM-Titel in der Abfahrt in Méribel (Fr) im vergangenen Februar auf dem Trockenen sitzen, das OK hatte offenbar keine Lust auf Champagnerduschen. «Jetzt muss ich schauen, dass ich wieder gewinne, damit ich doch noch Champagner auf dem Podest trinken darf», meint sie schmunzelnd.
In Zermatt VS hat Flury ihre zwei ersten Chancen dafür – wenn das Wetter denn mitmacht. Sicher ist: Sollte Flury gewinnen, würde sie die Champagnerflasche gerne auf besondere Art öffnen. «So wie Formel-1-Fahrer Lando Norris. Er hält bei Siegerehrungen den Flaschenhals mit beiden Händen, knallt die Flasche auf den Boden und der Korken fliegt von selbst raus. Das finde ich sehr cool», sagt sie.
Stuhec' Weg zurück imponierte Flury
Ohne Zweifel – ihr WM-Gold-Erlebnis war unvergleichlich und wunderschön. Trotzdem hatte Flury im Frühling auch einige schlaflose Nächte. Warum? Vor der WM lief es ihr nicht immer nach Wunsch. Dann aber holte Flury überraschend WM-Gold. Gleichzeitig wusste sie, dass der Vertrag mit ihrem Skiausrüster Fischer Ende Saison auslief – sie musste sich mit der Zukunft ihres Materials auseinandersetzen.
Flury: «Mir imponierte Kästle, weil die zweifache Weltmeisterin Ilka Stuhec auf dieser Marke eine beeindruckende Saison hinter sich hatte.» Mehr noch: Ihr Ski funktionierte auf allen Schneeverhältnissen. «Im Frühling testete ich zunächst die neuen Skimodelle von Fischer. Anschliessend vereinbarten wir Testskitage mit Kästle. Zurück in Monstein, bescherte mir der bevorstehende Entscheid einige schlaflose Nächte. Letztlich hörte ich auf mein Bauchgefühl und entschied mich für das Team Kästle.»
So wie einst Zurbriggen?
Bereut hat Jasmine Flury den Entscheid bisher nicht. Auch der Besuch in der Firma im vorarlbergischem Hohenems (Ö), unweit der Schweizer Grenze, überzeugte sie. «Natürlich haben wir noch viel Arbeit vor uns, aber ich bin wirklich guten Mutes.»
Flurys Plan ist es, mindestens bis zu den nächsten Olympischen Spielen in Milano-Cortina 2026 weiterzufahren. Die schnellen Disziplinen der Damen werden in Cortina ausgetragen. Auf der Tofana – eine ihrer Lieblingsstrecken.
Und wer weiss: Vielleicht holt Flury ja wie ein früherer, nicht ganz unbekannter Kästle-Pilot, neben WM-Gold auch noch Olympisches Gold. Dessen Name: Pirmin Zurbriggen (60). Beim Vergleich mit der Walliser Ski-Legende lacht sie und meint schmunzelnd: «Nein sagen würde ich nicht, wenn sich meine Medaillensammlung so entwickelt, wie jene von Pirmin Zurbriggen.»