Auf einen Blick
- Stürze in Kitzbühel: Skisport an der Grenze, Experten fordern Änderungen
- Kilde sieht Aggressivität als Ursache für Unfälle
- Einige Athleten stürzen im Super-G, zwei per Helikopter abtransportiert
Alexis Pinturault (33), Otmar Striedinger (33), Florian Loriot (26) oder Nils Alphand (28) – sie alle werden im Super-G Opfer der Streif. Pinturault und Loriot erwischt es derart heftig, dass sie mit dem Helikopter abtransportiert werden müssen. Es ist die Schattenseite des so spektakulären Skisports.
Einer, der diese aus eigener Erfahrung kennt, ist Aleksander Aamodt Kilde (32). Letztes Jahr stürzte er am Lauberhorn schwer. Er kugelte sich die Schulter aus und zog sich eine tiefe Schnittwunde am Bein zu. Bis heute ist der Norweger nicht in den Weltcup zurückgekehrt. «Rennmässiges Fahren ist noch ganz weit weg», sagt er gegenüber SRF. Aber freies Fahren geht schon und eine noch ausstehende, erneute Operation an der Schulter rückt immer näher.
In Kitzbühel (Ö) ist Kilde trotzdem. Und bekommt die zahlreichen Stürze hautnah mit. «Es ist nicht gut für den Sport», sagt er darauf angesprochen. «Und es passiert fast in jedem Rennen.» Für Kilde ist klar, dass etwas unternommen werden muss. Und zwar von allen Beteiligten gemeinsam. Denn die Schuld dafür könne man niemandem geben.
Für die Sturz-Orgie in diesem Winter hat er eine Erklärung. «Der Schnee, der Körper, das Material und die Linie, die man fährt – alles wird aggressiver», meint Kilde. «Wir müssen vielleicht etwas mit den ganzen Aggressivitäten zurückgehen.» Die Situation sei schwierig. So dürfe es nicht weitergehen, «sonst haben wir keine Athleten mehr». Mit einem Augenzwinkern fügt er an: «Vielleicht müssen es alle ein bisschen mehr wie die Schweizer machen.»
Ösi-Legenden mit klarer Meinung
Auch Österreichs Legenden sind Kildes Meinung. Nach Pinturaults Sturz sagt ORF-Co-Kommentator Hans Knauss (53, Sieger der Hahnenkamm-Abfahrt 1999): «Es ist völlig verrückt, was heuer abgeht mit den Verletzungen. Es ist nur noch ein Wahnsinn!» Für ihn ist klar, dass man etwas mit dem Sport machen muss. Denn: «Wir sind weit, weit drüber.»
Der vierfache Kitzbühel-Abfahrtssieger (1975–78 und 1984) Franz Klammer (71) wird im ORF-Interview gefragt, ob der Ski-Sport ein Problem habe. «Es ist an der Grenze», sagt er. Und schliesst sich Kildes Meinung an: «Der Schnee ist sehr aggressiv, die Skier sind sehr aggressiv. Man sollte die Reissleine ziehen.»