Mit Startnummer 8 macht sich Marco Odermatt (27) auf die Jagd nach seinem ersten Kitzbühel-Sieg. Als er im Ziel abschwingt, setzt er sich deutlich an die Spitze. 89 Hundertstel nimmt er dem zu diesem Zeitpunkt führenden Franzosen Nils Allegre ab.
Zum grossen Jubel setzt Odermatt nicht an – wohl auch, weil er weiss, dass unmittelbar nach ihm mit Franjo von Allmen und Stefan Rogentin zwei gefährliche Landsmänner starten. Aber die Reaktion hat auch noch einen anderen Grund. «Ich war etwas überrascht, dass ich mit neun Zehnteln Vorsprung ins Ziel gekommen bin», sagt Odermatt gegenüber SRF. «Ich habe mich ein bisschen gefühlt wie letztes Jahr: Nicht eine super perfekte Fahrt, aber ein grosser Vorsprung. Deswegen habe ich im Ziel auch ein bisschen weniger gejubelt.» Eine unschöne Erinnerung, denn vor einem Jahr hat der grosse Vorsprung letztlich nicht zum Sieg gereicht.
Die Angriffe seiner Teamkollegen übersteht Odermatt unbeschadet. Ins Zittern kommt er erst, als sich mit Raphael Haaser der nächste Österreicher die Streif hinunterstürzt. Er gibt nach einer Mitte Dezember erlittenen Überdehnung des Kreuzbandes sein Comeback. Und lässt den Nidwaldner um den Sieg bangen. Bis auf elf Hundertstel kommt er an ihn ran. Haaser sprengt die Schweizer Dreifachführung, aber kann den Sieg nicht verhindern.
Wieder schlechte Vorbereitung für Rogentin
«Ich habe schon gedacht, dass es ganz eng wird», gibt Odermatt zu Protokoll. Und fügt an: «Aber die Hundertstel sind auf meiner Seite.» Wohl auch, weil er vor allem einen starken Startabschnitt gezeigt hat. Dort kommt keiner an ihn ran. Odermatt holt den langersehnten Kitzbühel-Sieg – wenn auch (noch) nicht in der Abfahrt.
Mit ihm steigt ein zweiter Schweizer aufs Podest. Stefan Rogentin tuts schon wieder, wird wie am Lauberhorn Dritter. Und wieder ist seine Vorbereitung alles andere als optimal. In Wengen stürzte er im Training heftig, in dieser Woche ist er am Kränkeln. «Schlechte Rennvorbereitung scheint für mich gut zu sein», meint er mit einem Augenzwinkern. Und hofft gleichzeitig, dass dies nicht zum Standard wird. Auf Dauer wäre das nicht gut. Knapp neben dem Podest landet Franjo von Allmen. Die Top 3 zu verpassen, sei natürlich im ersten Moment eine Enttäuschung, gibt er zu. Und fügt an: «Das Resultat ist immer noch gut, ich bin super happy damit.»