Die Gegensätze könnten grösser fast nicht sein. Als der Franzose Johan Clarey im November 2003 in Lake Louise sein erstes Weltcuprennen bestreitet (Rang 50), ist Marco Odermatt ein sechsjähriger Knirps. Nun liefern sich der 41-jährige Abfahrts-Spezialist aus Annecy und das überragende Allround-Talent aus der Innerschweiz ein begeisterndes Generationen-Duell am Hahnenkamm.
In der ersten von zwei Abfahrten setzt sich die Routine gegen die Jugend durch. Als Zweiter liegt Clarey im Ziel 36 Hundertstel vor Odermatt, der Fünfter wird. «Johan könnte fast mein Vater sein, deshalb finde ich es absolut grandios, dass er mit bald 42 auf der schwierigsten Abfahrt der Welt aufs Podest fährt. Gleichzeitig fuchst es mich natürlich schon ein bisschen, dass ich den Podium-Platz so knapp verpasst habe.»
15 Hundertstel – ein Wimpernschlag – fehlen Odermatt auf Clareys überraschenden Landsmann Blaise Giezendanner, der sich mit Startnummer 43 bei besseren Sichtverhältnissen Platz drei sichert. «Ich habe die Ausfahrt aus dem Steilhang perfekt getroffen. Aber im anschliessenden Flachstück habe ich die Spur nicht gefunden», erklärt der Nidwaldner.
Clareys Leid mit den Teamkollegen
Aber zurück zu Johan Clarey, der nun den Titel «Ältester Stockerl-Pilot» in der Weltcup-Geschichte trägt. Rainer Salzgeber, Rennchef von Clareys Ausrüster Head, glaubt, dass der Oldtimer aus dem Südosten Frankreichs seine Rennfahrer-Laufbahn auch nach diesem Winter fortsetzen wird: «Weil es relativ lange gedauert hat, bis er mit den Weltbesten mithalten konnte, verspürt Johan immer noch einen gewissen Nachholbedarf.» Zumal Clarey zwar neun Podiumsplätze (fünf Mal Zweiter, vier Mal Dritter) auf dem Konto hat, aber immer noch ohne Weltcupsieg dasteht.
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In Kitzbühel war er bereits im Vorjahr Zweiter. Und zwar hinter Beat Feuz, der Clarey als besonders angenehmen Zeitgenossen erlebt: «Während seine Teamkollegen eher zur wilden Sorte gehören, ist Clarey immer die Ruhe in Person.»
Wegen seinen besonders draufgängerischen Landsleuten hat Clarey in der Vergangenheit schon rabenschwarze Stunden erlebt. Im November 2017 musste er im Trainingscamp in Nakiska hautnah den tödlichen Unfall von David Poisson mit ansehen. Und vor zwei Monaten sah Clarey, wie der Körper seines Zimmerkollegen Adrien Theaux (37) in Copper Mountain nach einem üblen Crash von einem Ast durchbohrt wurde.