Blick: Wendy Holdener, wie eingeschränkt waren Sie nach den Brüchen der Kahnbeinknochen in den Handgelenken?
Wendy Holdener: Als ich nach meinem Unfall beim Arzt war, sagte er: «Du darfst während gut fünf Wochen die Handgelenke nicht bewegen.» Das ist mir eingefahren. Ich konnte zum Glück viel machen. Nur wenige Dinge bereiteten mir Mühe.
Zum Beispiel?
Den Sport-BH anzuziehen, war nicht einfach (schmunzelt).
Die Finger konnten Sie immer bewegen?
Ja, zum Glück gab es im Gips Öffnungen. Aber ich erinnere mich, wie ich Autogrammkarten für meine Fans unterschreiben wollte. Irgendwann wurde die Schrift so unleserlich, dass ich es sein lassen musste.
Nehmen Sie uns zurück an den Tag ihres Unfalls. Es geschah im Kondi-Training Anfang Oktober.
Ich machte Sprungübungen. Es lief so gut, dass wir den Schwedenkasten irgendwann fünf Zentimeter höher stellten. Das war keine so gute Idee, ich kam nicht ganz hoch und fiel rückwärts zu Boden – auf beide Hände.
Wussten Sie sofort, dass etwas Schlimmes passiert war?
Zuerst war es ein Schock. Dann habe ich die Hände bewegt und dachte: «Jetzt hattest du Glück.» Doch von Stunde zu Stunde wurde es schlimmer. Beim Autofahren nach Hause wusste ich, dass etwas nicht stimmt.
Mit der Diagnose war klar, dass sie den Saisonstart in Sölden verpassen würden.
Die Röntgenbilder hinterliessen keine Zweifel. Für mich lautete das Ziel sofort: Levi.
Sind Sie überrascht, dass sie nun bereits wieder am Start stehen werden?
Als ich letzte Woche zur entscheidenden Kontrolle nach Zürich fuhr, wusste ich überhaupt nicht, ob der Doktor mir grünes Licht geben würden. Er sagte aber rasch: «Es sieht super aus. Du darfst wieder Skifahren.» Ein schönes Gefühl.
Wie vorsichtig mussten Sie dennoch sein?
Ich fuhr zuerst frei, dann mit Kinderstangen. Irgendwann wechselte ich zu den klassischen Stangen. Es brauchte etwas Improvisation, wir schnitten den Handschuh zurecht und verkleinerten den Stockgriff, damit ich ihn besser umfassen konnte. Ich trage noch immer Schienen an den Händen, die Knochen müssen noch aushärten. Aber es funktioniert, ich habe keine Schmerzen.
Zurück zu ihrer Reha-Zeit. Gab es auch Missgeschicke?
Ich machte im Training nichts, das hätte gefährlich werden können. Man half mir überall, legte die Gewichte für die Beinpresse zurecht. Allerdings fiel ich tatsächlich einmal hin – nicht auf den Ski, sondern als ich im Zug unterwegs war. Ich hatte aber Glück, dass ich meinen grossen Ski-Rucksack trug. So konnte ich mich auf ihn fallen lassen – ich rollte in perfekter Judo-Manier ab (lacht).
Niemand erwartet an diesem Wochenende Wunderdinge von Ihnen. Ein psychologischer Vorteil?
Ich hoffe es. Es ist bereits super, dass ich hier sein kann – und das schmerzfrei. Das gibt mir Power!
Und wie sieht es für Killington am folgenden Wochenende aus? Dort stehen zwei Riesenslaloms an.
Wir müssen schauen, ob es sinnvoll ist. Ich hatte nur einen Tag Riesenslalom-Training – ohne Stöcke. Ich muss meine Erwartungen in der kommenden Zeit sicher anpassen.