Es ist Dienstagabend, als sich Österreichs einstiger Ski-General telefonisch bei Blick meldet. Der 80-jährige Tiroler, der in diesem Sommer vom neuen FIS-Präsidenten Johan Eliasch beim internationalen Ski-Verband zum Chef der Future-Gruppe ernannt wurde, will ein paar Dinge zum Thema Parallel-Bewerb ansprechen.
«Mir wurde ein kritischer Blick-Artikel über den Parallel-Riesenslalom zugespielt», erklärt Schröcksnadel und gesteht, dass auch er «nicht der ganz grosse Fan» dieser Disziplin sei: «Trotzdem wollen wir auch in Zukunft pro Winter eine Weltcup-Kombination und ein Parallel-Rennen durchführen, damit wir bei den Olympischen Spielen diese Disziplinen-Plätze nicht verlieren.»
Maximalrückstand abschaffen
Der millionenschwere Unternehmer weiss aber, dass das Parallel-Format mit dem jetzigen Modus keine Zukunft hat. Bei den Rennen am vergangenen Wochenende in Lech-Zürs zeigte sich zum wiederholten Mal, dass vor allem der reglementierte Maximalrückstand von 0,5 Sekunden unfair ist. «Ich habe auch eine Idee, wie man diese Disziplin richtig fair machen kann», behauptet Schröcksnadel: «Künftig sollten die Laufzeiten einfach zusammengezählt werden. Wenn ein Athlet im ersten Lauf ein Tor verpasst, kann er ja zurücksteigen und hoffen, dass seinem Widersacher im zweiten Lauf ein ähnliches Missgeschick passiert.»
Schröcksnadel betont gerne, dass er sich in den letzten Wochen und Monaten mit Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann besonders angeregt über dieses Thema unterhalten habe. «Urs und ich arbeiten in der FIS-Kommission sehr gut zusammen.»
Parallel-Event eignet als Team-Event
Fakt ist aber auch, dass Lehmann von Schröcksnadel im Frühsommer enttäuscht war, weil dieser seine Stimme bei der Präsidenten-Wahl nicht wie ursprünglich angekündigt dem Schweizer, sondern Eliasch gegeben hat.
Deshalb sei die Nachfrage bei Lehmann erlaubt: Ist die Zusammenarbeit mit dem Österreicher wirklich so gut? «Ich denke, wir gehen sehr professionell miteinander um. Und ich teile seine Ansicht, dass wir Alpinen bei Olympia keine Disziplinen-Plätze verschenken sollten.»
Dann spricht der Aargauer jedoch das grosse Aber aus: «Der Parallel-Event eignet sich gut als Team-Event bei Grossveranstaltungen wie Weltcupfinale, WM und Olympia. Als Einzeldisziplin ist das Format schlicht untauglich. Ich würde lieber eine Sprint-Abfahrt in zwei Durchgängen im Weltcup etablieren.»