Heute ist er wieder Favorit im Riesen von Alta Badia
Ski-Überflieger Odermatt war als Teenager chancenlos

Heute zählt Marco Odermatt im Riesenslalom von Alta Badia zu den Favoriten. Doch als Teenager fuhr er seinen Konkurrenten oft hinterher. Sein Vater verrät, warum «Odi» trotzdem nie ans Aufgeben dachte.
Publiziert: 19.12.2021 um 00:29 Uhr
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Attacke! Marco Odermatt gewann diese Saison bereits in Sölden (Bild) und in Val d'Isère.
Foto: Getty Images
Marcel W. Perren

Es ist das wohl grösste Kompliment, das ein Skirennfahrer erhalten kann. Österreichs Slalomlegende Rainer Schönfelder sagte in seinem Podcast «Schönis GeSKIchten» über Marco Odermatt: «Er fährt konstant wie Marcel Hirscher, ist verwegen wie Bode Miller, cool wie Kjetil André Aamodt, zielstrebig und schlaksig wie Pirmin Zurbriggen. Und wenn Marco im Zielraum sein T-Shirt auszieht, erinnert mich sein Oberkörper an den US-Wrestling-Helden Hulk Hogan!»

Zwischen Odermatt und den alpinen Giganten der Vergangenheit gibt es einen grossen Unterschied. Der Nidwaldner wurde in seiner Kindheit nie als Wunderknabe gepriesen. Während Hirscher bereits die internationalen Jugendrennen dominierte, musste der kleine «Odi» bei seinen ersten Einsätzen jenseits der Schweizer Grenze unten durch.

Über sechs Sekunden zu langsam

«Es war im März 2012, als ich erstmals mit Marco nach Italien zum weltweit grössten Jugend-Skirennen, der Trofeo Topolino, reiste», erinnert sich Marcos Papa Walti. «Obwohl Marco gute Läufe gezeigt hat, hatte er im Vergleich mit seinen gleichaltrigen Kollegen deutlich das Nachsehen. Der Bulgare Albert Popov war pro Durchgang rund vier Sekunden schneller als Marco.»

Im selben Jahr muss der zu diesem Zeitpunkt 15-jährige Buochser auch auf nationaler Stufe eine herbe Enttäuschung verkraften. «Der Nidwaldner Skiverband durfte auf der Klewenalp die JO-Schweizer-Meisterschaften organisieren. Weil Marco praktisch jeden Pistenarbeiter persönlich kannte, wollte er diesen Leuten auch etwas Besonderes bieten. Aber er war im Riesen wie im Slalom im Kampf um die Medaillen absolut chancenlos», erzählt «Dädi» Odermatt.

Entsprechend mager fällt dann auch Odermatts Einstieg bei Wettkämpfen auf FIS-Stufe aus. Am 17. und 18. Dezember 2013 startet Odermatt bei den Super-G-Rennen in Arosa, bei denen sich ein knapp 17-jähriger Walliser namens Loïc Meillard bereits in den Top 10 klassiert. Odermatt landet abgeschlagen auf den Plätzen 92 und 86. Auf den nur elf Monate älteren Meillard büsst er im zweiten Wettkampf fünfeinhalb Sekunden ein.

«Er hat nie gejammert»

Hat es in dieser Phase Momente gegeben, in denen Marco ans Aufgeben gedacht hat? Sein Vater schüttelt den Kopf: «Die Freude am Skifahren hat er nie verloren, er hat das immer sehr spielerisch betrachtet. Ihm war immer das Wichtigste, dass er diesen Sport gemeinsam mit seinen Freunden ausüben darf. Deshalb habe ich ihn auf der Heimfahrt von einem Skirennen auch nie schlecht gelaunt erlebt.»

Eine spezielle Heimreise erleben Vater und Sohn Odermatt im Dezember 2019. Nach dem fünften Rang beim Riesenslalom in Alta Badia wird bei Marco ein Meniskusschaden diagnostiziert. «Danach sind wir mit dem Auto vom Südtirol nach Zürich zur Operation gefahren. Auch auf dieser Reise habe ich Marco nie jammern gehört.»

Heute kehrt Marco Odermatt in der Form seines Lebens auf die «Gran Risa» zurück. Die ersten beiden Riesenslaloms dieser Saison hat der mittlerweile 24-Jährige in überzeugender Manier gewonnen. Sein einst so überragender Jahrgänger Albert Popov war dagegen in diesem Weltcup-Winter noch nie besser als 16.!

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