Der Schock sitzt bei Swiss Ski noch immer tief. Der Verband hat in Gian Luca Barandun (†24) eine der grössten Nachwuchshoffnungen verloren. Nach dem tragischen Gleitschirm-Unfall des Bündners am Sonntagvormittag ist die Bestürzung in seinem Umfeld riesig.
Herren-Cheftrainer Tom Stauffer bezeichnet Barandun als «besonders harten Arbeiter», RS-Kollege Niels Hintermann (23) ist «fassungslos» und spricht in Erinnerung an seinen Freund von einem «glücklichen Menschen, der nie auch nur im Ansatz über etwas gemotzt hat». Die schlimme Nachricht vom Tod des aufstrebenden Talents hat die Schweizer Ski-Szene in seinen Grundfesten erschüttert.
Nun hat sich auch Baranduns guter Kumpel Gilles Roulin (24) auf Instagram zu Wort gemeldet. In einem bewegenden Brief nimmt er persönlich Abschied von Gian Luca – und trifft damit vielen mitten ins Herz.
Über 2000 Likes hat der Post mittlerweile. Und zahlreiche Kommentare. Darunter auch einer von Ski-Legende Didier Cuche, der schreibt: «Was für ein Abschiedsbrief. Sehr berührend. RIP Gian Luca …»
Nachfolgend Roulins Brief in voller Länge:
Lieber Gian Luca
So sehr habe ich dich bewundert für deine Art. Keinen furchtloseren Menschen als dich habe ich jemals getroffen.
Dir beim trainieren zuzusehen war so inspirierend. Immer hast du dein Herz gegeben. Beeindruckend war deine Leidenschaft, dein Wille, deine Hingabe. Niemals habe ich dir dies je gesagt. Du hättest mir wohl doch nicht geglaubt und doch wünschte ich, ich hätte es dir gesagt.
Es waren nicht deine Worte sondern deine Taten, welche dich ausgezeichnet haben. Kein einziges Mal hast du in schlechten Zeiten gejammert. In guten Zeiten bist du stets bescheiden geblieben. Das Haar in deiner Suppe hast du ausnahmslos selbst gesucht und gefunden.
Manchmal musstest du dir sogar eines ausreissen, dass überhaupt eines in der Suppe war. In diesen Momenten hätte ich dir gerne meine Augen geliehen, damit du gesehen hättest, was für aussergewöhnliche Leistungen du erbracht hast!
Unabbringbar, zielsicher und geradlinig bist du deinen Weg gegangen.
Ja, ein Sturkopf warst du, mein Gott warst du stur. Wäre ich nicht genauso dickköpfig wie du, hätte ich vielleicht hin und wieder versucht, dich von etwas abzubringen.
Mit dir war es immer so einfach. Oft hatte ich das Gefühl, dass wir uns nur anzuschauen brauchten und beide wussten, was der jeweils andere dachte. Aber nicht, dass es deswegen häufig still war. Im Gegenteil, Tränen haben wir gelacht, weil wir es so lustig hatten zusammen.
Zu wichtig hast du dich selber nie genommen, so dass du auch über dich selbst lachen konntest. Nicht viele verfügen über solche Qualitäten. Und trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen, hast du immer ganz genau gewusst wer du bist. Keine Sekunde hast du dich verstellt, niemals hast du dich verbogen. Keine Rolle hast du je spielen müssen, stets dich selbst bist du geblieben.
Dir konnte ich alles anvertrauen. Deine Verlässlichkeit war einmalig. Ständig hattest du neue Projekte. Deine Neugier war gross und dein Wissen beachtlich. Damit brüsten musstest du dich nie. Denn deiner Qualitäten warst du dir genau bewusst.
Wie du weisst, hatte ich immer viel Freude beim Skifahren. Was du leider nie erfahren wirst – mit dir war die Freude jedes Mal noch zehn Mal grösser.