Heimvorteil für Odermatt und Co
Schweizer eröffnen spektakuläre Matterhorn-Abfahrt

Das Trainingslager in Chile könnte ins Wasser fallen. Dafür stehen die Schweizer Abfahrer vor einem besonderen Test in Zermatt. Es wird Geschichte geschrieben.
Publiziert: 10.08.2023 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2023 um 17:46 Uhr
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Während Marco Odermatt und Gino Caviezel am Klein Matterhorn vor einer gigantischen Schneemauer stehen...
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Swiss-Ski-Cheftrainer Tom Stauffer (53) hat in den letzten Tagen eine miese und eine gute Nachricht erhalten. Bad News: Das für Ende August geplante Abfahrtstrainingslager in Chile ist aufgrund der zu hohen Temperaturen in den Anden mehr als fraglich. Dass der Erfolgscoach den kommenden Wochen dennoch mit Optimismus entgegenschaut, ist dem Gletscher in Zermatt VS zu verdanken – die Trainingsbedingungen auf dem Klein Matterhorn sind richtig gut.

Und wenn nichts Gravierendes dazwischen kommt, werden Marco Odermatt (25), Niels Hintermann (28) und die anderen Schweizer Cracks in zwei Wochen den ersten Streckenabschnitt der neuen Matterhorn-Weltcupabfahrt mit dem Flug über den Matterhorn-Sprung eröffnen. Im Hinblick auf die Rennen vom 11. und 12. November ist das ein deutlicher Heimvorteil.

Anfängliche Skepsis

OK-Präsident Franz Julen (64) betont aber mit Nachdruck, dass Zermatt auch dem Rest der Alpin-Welt eine exzellente Vorbereitung auf die Weltcup-Premiere auf der «Gran Becca» gewähren will: «Danach steht dieser Teil auch den anderen Teams zur Verfügung. Ab dem 23. Oktober werden sämtliche Mannschaften die Möglichkeit haben, für jeweils zwei Tage auf diesem Abschnitt der Rennpiste zu trainieren. Zudem werden wir den Teams drei weitere Trainingspisten zur Verfügung stellen. Und nach den Rennen der Frauen können alle Teams zwei Wochen auf der kompletten ‹Gran Becca› trainieren.»

Unmittelbar nach der erstmaligen Präsentation der von Didier Défago (45, Abfahrts-Olympiasieger 2010) designten «Gran Becca» vor nun bald vier Jahren mussten Julen und seine Crew vor allem bezüglich der Streckenlänge Kritik von Abfahrt-Hochkarätern wie dem dreifachen Kitzbühel-Champion Dominik Paris (34) einstecken. «Wir diskutieren immer wieder darüber, wie wir unseren Sport sicherer machen könnten. Aber wenn wir auf einer Höhe von 4000 Metern eine derart lange Abfahrt starten, wird das kaum zur Sicherheit der Athleten beitragen», unkte der Südtiroler im Interview mit Blick. Im letzten Jahr wurde der Start auf 3720 Meter hinunter versetzt, weil die neue Seilbahn noch nicht fertig war. Aufgrund von Schneemangel im Zielbereich konnten die Rennen damals nicht durchgeführt werden.

«Wir haben uns die Vorbehalte der Altmeister zu Herzen genommen»

In der Zwischenzeit wurde die neue Bahn eingeweiht. Somit würde der Lancierung des Rennens vom ursprünglich geplanten Start eigentlich nichts im Weg stehen. Doch Julen wirkt ab: «Wir sind von unserer Jagd nach Rekorden längst abgekommen, wir wollen faire und vor allem sichere Rennen durchführen. Wir haben uns deshalb die Vorbehalte von Stars wie Paris, aber auch die Einwände der grossen Altmeister wie Pirmin Zurbriggen und Didier Cuche zu Herzen genommen und werden den Start auf 3720 Meter belassen. Somit ist die Differenz zum Rennstart der Weltcup-Abfahrt in Beaver Creek, der auf 3483 Metern liegt, wirklich nicht mehr gross.»

Und falls dort oben ein zu heftiger Wind bläst, hat der Bruder von Riesenslalom-Olympiasieger Max Julen zwei weitere Startmöglichkeiten in der Hinterhand. «Der erste Ersatz-Start für die Männer liegt direkt beim Matterhorn-Sprung auf 3615 Metern. Selbstverständlich könnten wir mit dem Herren auch bis zum Frauen-Start auf 3505 Meter gehen.» So gut wie sicher ist, dass die Abfahrt mit Start in der Schweiz und Ziel in Italien heuer nicht am Schneemangel scheitern wird – in den fünf Depots lagern über 300'000 Kubikmeter Schnee.

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