Auf einen Blick
- Lara Gut-Behrami grosse Stärke ist die Visualisierung der Strecke
- Eiskalte Temperaturen verwandeln weiche Piste in harte Unterlage
- Gut-Behrami erreichte 2021 in St. Anton Platz 8 und 1
Sie ist die amtierende Kristallkugel-Gewinnerin in der Abfahrt: Cornelia Hütter. Und auch das bislang einzige Rennen des Winters gewann die Österreicherin – sie siegte in Beaver Creek (USA). Nach dem ersten Training in St. Anton (Ö) muss aber auch sie den Kopf schütteln. «Während der Fahrt habe ich mir gedacht: Was tust du da jetzt runter? Man hat so viele Spuren gesehen, so wie Schienen eines Zuges», so die 32-Jährige.
Der extrem weiche Schnee machte auch dem Nidwaldner Speed-Talent Delia Durrer (22) zu schaffen. «Ich hoffe sehr, dass wir noch ein Training bekommen», sagte sie. Durrers Hoffnung erfüllte sich nicht – zu viel Neuschnee. Nun muss sie wie alle anderen mit einer komplett neuen Unterlage klarkommen. Dies, weil es im Tirol kalt geworden ist, eiskalt sogar. Minus 15 Grad und weniger werden vorausgesagt. Die Piste? Nicht mehr weich, sondern pickelhart. Ein Problem für viele Fahrerinnen – aber nicht für Lara Gut-Behrami (32).
Warum? Der Schweizer Speed-Trainer Roland Platzer erklärt: «Lara kann das Tempo, das im Rennen herrschen wird, schon bei der Besichtigung extrem gut einschätzen. Sie hat ein hervorragendes Gefühl für Linien. Sie wird also selten überrascht.» Tatsächlich ist Gut-Behrami bei der Besichtigung stets eine der Schnellsten – nicht aus mangelnder Akribie, sondern weil die Visualisierung eine ihrer grossen Stärken ist.
3 Rennen, 2 Siege – und jetzt?
2021 wurde Gut-Behrami in St. Anton Achte in der Abfahrt, danach gewann sie den Super-G. Genauso 2023, am Tag zuvor war sie im ersten von zwei Super-Gs zudem Dritte geworden. Die technisch schwierige und enge Karl-Schranz-Piste liegt ihr. Das hat auch mit den vielen Wellen und dem einen oder anderen blinden Tor zu tun.
Blind? Es bedeutet, dass die Fahrerinnen das übernächste Tor nicht sehen – sie müssen also die Ski zwingend schon vorher in passende Position bringen. «Nach dem Eisfall gibt es hier eine Kompression. Dann kommt die eine besonders wichtige, blinde Welle – da musst du die Linie genau treffen», so Platzer.
Tricks für blinde Tore
Viele Fahrerinnen suchen sich in solchen Fällen als Orientierungshilfe einen Punkt am Horizont, den sie ansteuern – zum Beispiel eine Waldschneise oder eine Bergspitze. Doch was dann an jener Stelle im Rennen passieren wird, ist schwierig vorherzusagen. «Da spielt dann Laras Instinkt und ihre sehr gute Position über dem Ski mit rein. Als Riesenslalom-Fahrerin kann sie die Kurve sehr früh zumachen und die Ski wieder freigeben.»
Die Anpassungsfähigkeit ist eine der grossen Stärken Gut-Behramis. Ob das Schweizer Ski-Chamäleon am Arlberg erneut zuschlagen wird?