Blick: Pauli Gut, Sie haben sich nach dem grossen Triumph Ihrer Tochter ein Stück Apfelkuchen gegönnt. Schmeckte er so süss wie nie einer zuvor?
Pauli Gut: Absolut, er war der beste überhaupt (lacht).
Wie fühlen Sie sich?
Was Lara gezeigt hat, ist grandios. Ich bin so stolz auf sie. Denn die Ausgangslage war nicht einfach. Sie musste irgendwie ins Ziel kommen, durfte aber nicht zu viel riskieren. Unglaublich, wie sie das geschafft hat.
Wie sehr wurden Ihre Nerven, aber auch jene Ihrer Frau Gabriella, strapaziert?
Schon die letzte Woche war brutal. Wir mussten so lange warten – dabei wollten wir es schnell erledigt haben.
Und während des Rennens?
Wir haben am Samstag bei Marco Odermatt gesehen, wie schnell es gehen kann – ein kleiner Fehler, und schon ist man draussen.
Schon als Teenager feierte Lara grosse Erfolge. Mit fast 33 Jahren hat sie längst alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.
Sie ist seit 16 Jahren im Weltcup – und das mit diesen Resultaten. Das ist unglaublich. Dahinter steckt viel Arbeit, Leidenschaft und Erfahrung. Gleichzeitig will ich Federica Brignone loben, die den Riesenslalom gewonnen hat – auch ihre Saison ist sensationell.
Sie haben Lara das Skifahren beigebracht. Fährt sie heute so stark wie noch nie?
Von den Resultaten her, sicher. Entscheidend ist aber, dass sich Lara immer verbessern will – nicht nur auf den Ski, sondern auch sonst im Leben.
Was macht sie auf der Piste so gut?
Vieles. Allerdings beginnt sie ab und zu den Schwung zu früh – dann muss sie einige Hundertstel warten und stellt die Ski ein wenig quer. Das ist ein wenig das Problem. Aber klar: Das ist Jammern auf hohem Niveau, schliesslich hat sie soeben die Riesen-Kugel gewonnen.
Ihre Tochter ist die älteste Gesamtweltcupsiegerin der Geschichte. Wie schafft sie das?
Lara steht allein am Start und muss es richten, das muss man klar feststellen. Aber auch Alejo Hervas, ihrem Kondi-Coach, will ich ein grosses Kompliment aussprechen. Er hat einen wichtigen Anteil am Erfolg, weil er immer versucht, neue Inputs zu bringen. Lara und er reden übrigens Spanisch miteinander, was ihr viel Spass macht.
Lara hat angekündigt, noch einen Winter weiterzumachen. Warum hört sie nicht bereits jetzt, auf dem Höhepunkt, auf?
Sie hat ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft und will mehr. Aber wer weiss: Vielleicht sagt sie schon morgen, dass sie zurücktritt.
Ist das ein realistisches Szenario?
Man weiss nie. Vielleicht tut sie es auch erst in einer Woche (schmunzelt).